Veröffentlicht von am 2. Mai 2013 1 Kommentar

Sicherstellung einer Katze

Absurditäten aus dem Museumsalltag

Manchmal hält die alltägliche Arbeit im Museum Überraschungen bereit. Letzte Woche etwa lag ein Schreiben der Landeshauptstadt Stuttgart, Amt für öffentliche Ordnung, in meinem Postfach.

Bußgeldbescheide landen ab und zu auf meinem Tisch, da ich für ein Team verantwortlich bin, das mit unserem Museumsbus in Deutschland unterwegs ist und mobile Bildungsarbeit an Schulen leistet. Im Kampf gegen Unwissenheit und Antisemitismus ist meist Eile angesagt. Ich blättere also gleich auf Seite zwei, um den Betrag zu ermitteln, um den es dieses Mal geht: 104,80 Euro. Darunter Verwahr- und Tierarztkosten?! Das ist kein Zu-schnell-fahr-Knöllchen …

Ich blättere zurück und gehe das Schreiben nun von oben nach unten durch: »Sicherstellung der Katze von Frau K.« Haben die Kollegen eine Katze angefahren oder gefunden und ins Tierheim gebracht? Ich lese und rätsle weiter. Schließlich erfahre ich, dass Frau K. gestorben und ihre Katze in den städtischen Tiernotdienst gebracht worden ist. Als Teilerbe hat das Jüdische Museum Berlin die Hälfte der entstandenen Kosten zu tragen. Frau K. war also eine Stifterin und das Museum hat geerbt – eben auch die Verantwortung für die Katze. Und ich habe zu Unrecht mein Team verdächtigt, zu schnell unterwegs gewesen zu sein.

Ich öffne den nächsten Brief. Bußgeldbescheid der Hansestadt Rostock wegen überhöhter Geschwindigkeit um 8 km/h. Na, also.

Ariane Kwasigroch, Bildung

PS: Der sichergestellten Katze von Frau K. geht es übrigens gut. Sie wurde nach sieben Tagen von ihrer Züchterin aus dem Tiernotdienst abgeholt.

Veröffentlicht unter Im Jüdischen Museum Berlin
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Kommentiert von Mick am 4. Juni 2013, 10:24 Uhr

Meine Güte! „Sicherstellung“! Den Beamten wurde das Feingefühl wohl auch mit dem Zollstock eingeprügelt.

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