Beit: Ein Hausprojekt für Schülerinnen und Schüler

Holzhütten in einem Kreis auf dem Schulhof, die Schüler sitzen darin

Die Holzhäuser in Form des hebräischen Buchstabens Beth
© The Beit Project, Foto: David Gauffin

Beit heißt ein europaweites Projekt, das sich der französisch-jüdische Architekt, David Stoleru, ausgedacht hat. Der Name leitet sich einerseits von dem hebräischen Wort »Bajit« für Haus ab und andererseits von dem zweiten Buchstaben des hebräischen Alphabets »Beth«. Die kleinen Holzhäuser erinnern ein wenig an Strandkörbe. Von der Seite betrachtet stellen sie den hebräischen Buchstaben Beth ב dar, den Anfangsbuchstaben von Beit. Solche Häuser haben sich Berliner Schülerinnen und Schüler verschiedener achter Klassen in den Heckmann-Höfen in Mitte aufgebaut, um ihre Schule (hebr. Beit Sefer, wörtlich: Haus des Buchs) ins Freie zu verlegen. Hier widmen sie sich zwei Tage lang der Aufgabe, die Spuren der jüdischen Gemeinschaft im kulturellen und stadtgeschichtlichen Erbe aufzuspüren.

Es sind zwei anstrengende Tage, an denen sich die Schülerinnen und Schüler viel bewegen und mehrfach überwinden müssen. Sie filmen die Spuren und fragen sich, was das mit ihnen heute zu tun hat. Sie konfrontieren Passanten mit ihren Fragen zu diesem Ort. Und auch untereinander geht es darum, sich auf andere einzulassen. Ein Aspekt des Projekts ist der Austausch zwischen jüdischen und nicht-jüdischen Schülern. Den 13-Jährigen fällt es schwer, mit ihnen unbekannten Partnern zu arbeiten. Daher sind wir Begleiter herausgefordert, immer wieder enge Freunde auseinanderzureißen, um Chancen für Neues zu eröffnen.

Schülerinnen und Schüler stehen in einem lockeren Kreis und tauschen sich aus

Schülerinnen und Schüler während der Projekttage
© The Beit Project, Foto: David Gauffin

Es kostet die Jugendlichen immer wieder große Überwindung, Passanten anzusprechen und sie für ein Interview zu gewinnen. Wenn es dann aber geklappt hat, wachsen sie über sich hinaus und sind in ihren Rollen der Kamerafrau, des Assistenten, des Interviewers und der Regisseurin ein professionelles Team.
Und die Überwindung lohnt sich: Auf dem Jüdischen Friedhof in der Großen Hamburger Straße vor einer Gedenktafel für die zivilen Opfer, die 1945 anonym auf dem Friedhof bestattet wurden, befragen die Schüler Passanten zum Thema Krieg. Eine Interviewpartnerin aus Köln entpuppt sich als Zeitzeugin, die als Kind in Berlin den Bombenkrieg erlebt hat. Eine weitere Zeitzeugin begegnet uns im Hof des ehemaligen Jüdischen Kinderheims in der Auguststraße: Eine Nachbarin, die über den Hof kommt, berichtet uns aus ihrer Berufsschulzeit in den 1970er Jahren, die zu DDR-Zeiten in einem der Gebäude dort eingerichtet war.

Auch bei den Passanten hinterlassen diese zwei Tage Schule im Freien Spuren. Eine Interviewpartnerin schreibt: »Herzliche Grüße auch an Ihre engagierten Schüler. So junge, begeisterungsfähige Leute zu erleben, hat mir große Freude bereitet.«
Da haben sich die Anstrengungen doch gelohnt!

Ariane Kwasigroch, Bildung

P.S.: Mehr Eindrücke vom Beit-Projekt erhalten Sie auf der Seite http://thebeitproject.org/.

P.P.S.: Am morgigen Dienstag, dem 24. September 2013, 17:30 Uhr, findet im Großen Saal des Jüdischen Museums Berlin (Altbau, 2. OG) die Abschlussveranstaltung des Beit Projekts statt. Nach der Präsentation der Video-Interviews kommen einige Schülerinnen und Schüler und folgende Gäste auf einem Podium zum Gespräch zusammen:

Arnold Dreyblatt, Künstler und Musikwissenschaftler, der u.a. zum Thema Erinnerung arbeitet
Regina Scheer, Zeitzeugin, Journalistin und Autorin des Buches Ahava. Das vergessene Haus
Corinna Tell, Kunsthistorikerin und Mitarbeiterin im Verein »Denk mal an Berlin e.V.«, dort verantwortlich für Jugendprogramme

Moderation: Ulrike Wagner, Mitarbeiterin des Jüdischen Museums Berlin im Projekt »Vielfalt in Schulen«.
Der Eintritt ist frei.

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