Veröffentlicht von am 1. April 2014 1 Kommentar

Am Anfang war … die Schrift

Interview mit Cilly Kugelmann zur Ausstellung »Die Erschaffung der Welt. Illustrierte Handschriften aus der Braginsky Collection«

Mirjam Wenzel: Mit der kommenden Ausstellung zeigt das Jüdische Museum Berlin zum ersten Mal herausragende Beispiele der jahrhundertealten jüdischen Schriftkultur. Welche Bedeutung hat Schrift in der jüdischen Tradition?

Zwei Frauen an einem Tisch betrachten ein ihnen vorliegendes Papier

Cilly Kugelmann und Mirjam Wenzel im Gespräch über die kommende Ausstellung
© Jüdisches Museum Berlin, Foto: Katrin Möller

Cilly Kugelmann: In frühen rabbinischen Textsammlungen, die biblische Texte interpretieren, den Midraschim, ist davon die Rede, dass die Tora bereits vor der Erschaffung der Welt vorhanden war. Einige Rabbiner sehen die Tora sogar als Handbuch der Schöpfung, das Gott bei seinem Werk zu Rate gezogen habe. Diese Auslegungen zeigen, welche außerordentliche Bedeutung dem überlieferten Schrifttum im Judentum zukommt.
Mit dem Verlust der geografischen Heimat Israel wurden Tempelwallfahrten und Opferdienst zugunsten eines Gebetsgottesdienstes aufgegeben, der ortsungebunden ist und überall stattfinden kann. Dabei werden die überlieferten Texte selbst zum wichtigsten und zentralen Moment des Ritus. Das Studium und die Deutung der biblischen Schriften bildet bis heute den Mittelpunkt des geistigen jüdischen Lebens.

Warum wird die Sammlung illustrierter Handschriften von René Braginsky am Jüdischen Museum Berlin unter dem Titel »Die Erschaffung der Welt« gezeigt?   weiterlesen