Veröffentlicht von am 12. Januar 2015 0 Kommentare

Auf dem Weg zu einer Forschungsbibliothek für jüdische Kunst

Sieben Bücher und Broschüren

Graue Literatur aus dem Bestand der Bibliothek, Sammlung William L. Gross © Jüdisches Museum Berlin, Foto: Lea Weik

Die Bibliothek des Jüdischen Museums Berlin wächst täglich. Seit Anfang letzten Jahres gilt das insbesondere für den Bestand zur jüdischen bildenden und angewandten Kunst, der ca. 10.000 Medieneinheiten (Bücher, Zeitschriften, Nicht-Buch-Medien, etc.) umfasst. Denn im Rahmen eines DFG-Projekts, für das ich seit einem Jahr arbeite, haben wir die Möglichkeit erhalten, wesentliche Lücken auf diesem Gebiet zu schließen. Durch die angestrebte Erweiterung werden wir auf dem Weg zu einer Forschungsbibliothek zur jüdischen Kunst und Kulturgeschichte einen großen Schritt vorankommen.

Bevor eine für das Projekt relevante Publikation bei uns eintrifft, sind bereits etliche Vorarbeiten erfolgt. Zunächst musste die Frage geklärt werden: Was wollen wir überhaupt sammeln? Mit den Sammlungskuratorinnen und -kuratoren des Museums verständigte ich mich über die wesentlichen Sammelschwerpunkte. Wir legten beispielsweise fest, dass wir deutschsprachige Titel bzw. Publikationen zu Themen und Personen aus dem deutschsprachigen Raum möglichst vollständig sammeln. Aus dem Bereich der jüdischen Kunst aus anderen Ländern, vor allem außerhalb Europas, erwerben wir im Rahmen des Projekts hauptsächlich die allgemeine Standardliteratur. Zu israelischer Kunst sammeln wir lediglich ausgewählte Literatur über bestimmte Themen und Künstler. Denn dieser Bereich wird weitgehend durch das an der Universitätsbibliothek in Frankfurt am Main angesiedelte DFG-Sondersammelgebiet Israel abgedeckt.

Derzeit suche ich vorrangig Monographien über Künstlerinnen und Künstler, die mit ihren Werken in unserer Kunstsammlung vertreten sind oder die in der Vergangenheit vom Jüdischen Museum Berlin in Ausstellungen präsentiert wurden.

Ein Mann mit einem Buch in der Hand vor Bücherregalen

Nutzer der Bestände zur jüdischen Kunst im Lesesaal der Akademie © Jüdisches Museum Berlin, Foto: Lea Weik

Damit die Aufstellung der Bücher im Lesesaal der Akademie auch nach dem angestrebten Zuwachs um ca. 2.000 Publikationen übersichtlich und gut nutzbar bleibt, haben wir gleich zu Beginn des Projekts die Systematik erweitert und ausdifferenziert. Sie ermöglicht die gezielte Suche in den verschiedenen Themengebieten unserer Bibliotheksbestände.

Ein wesentlicher Teil meiner Arbeit besteht in der Literaturrecherche mittels Fachbibliographien bzw. Bibliothekskatalogen. Außerdem erhalte ich wichtige Tipps und Hinweise durch die Kuratorinnen und Kuratoren, die im Rahmen ihrer Recherchen zu verschiedenen Objekten, Themen oder Personen regelmäßig auf relevante Fachliteratur stoßen.

Auf diese Weise konnten wir seit Projektbeginn bereits über 1.000 Titel auswählen, in den Katalog aufnehmen und größtenteils auch erwerben. Vorwiegend finden wir die Bücher über das Internet.  Da es sich in der Regel um antiquarische Bücher handelt, ist unsere Suche aber leider nicht immer von Erfolg gekrönt. Doch manchmal kommt einem auch ein glücklicher Zufall zur Hilfe. So traf ich zum Beispiel gleich im ersten Monat meiner Arbeit auf einen amerikanischen Antiquar, der das Museum eigentlich wegen einer ganz anderen Sache kontaktiert hatte. Er war an unserem Projekt sofort interessiert und stellte mir aus seiner Sammlung zur jüdischen Kunst eine umfangreiche Angebotsliste zusammen. Auf diese Weise konnte ich schnell und unkompliziert etliche rare Bücher erwerben, die uns bislang fehlten.

Tisch mit Büchern und Tablet, im Hintergrund Bücherregale

Arbeitsplatz im Lesesaal der Akademie des Jüdischen Museums Berlin © Jüdisches Museum Berlin, Foto: Lea Weik

Eine besondere Herausforderung für das zweite Projektjahr ist der Erwerb von sogenannter grauer Literatur, d.h. Publikationen, die nicht im Buchhandel erschienen sind und daher schwer zu finden sind. Gerade kleinere Institutionen, Galerien oder lokale Initiativen veröffentlichen solche Materialien oft in geringer Auflage. Da sie häufig die einzige Informationsquelle für die Dokumentation von jüdischen Ausstellungs- und Museumsprojekten bilden, sind sie für uns von großem Interesse.

Wenn die Bücher dann schließlich bei uns eingetroffen sind, müssen sie noch mit einer Signatur und Schlagwörtern versehen  werden, so dass sie in unserem Online Katalog auffindbar sind – ach so, und gelesen werden wollen sie dann natürlich auch…

Lea Weik, Bibliothek

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