Veröffentlicht von am 29. Juli 2015 0 Kommentare

»Ich kann zu Hause schlafen«

Vom 27. Juli bis 5. August 2015 finden in Berlin die 14. European Maccabi Games (EMG) statt. Mehr als 2.000 jüdische Sportlerinnen und Sportler aus über 36 Ländern werden in 19 Sportarten wie Fußball, Fechten oder Schach daran teilnehmen. Tamar Lewinsky und Theresia Ziehe begleiten die Spiele mit einer Porträt- und Interviewserie in unserem Blog und stellen hier jeden Tag Sportlerinnen und Sportler aus Berlin vor, die in der deutschen Delegation an den EMG teilnehmen. Die Interviews haben die beiden auf dem Gelände des TuS Makkabi Berlin in Grunewald geführt, wo auch die Porträts von Stephan Pramme entstanden sind.

Dr. Daniel Hoffmann (54), Halbmarathon

Daniel, was bedeutet es für Dich, dass die European Maccabi Games in Berlin und speziell auf dem Olympiagelände von 1936 stattfinden?

Mann in Sportumkleide mit Trinkflasche in der Hand

Daniel (54) Halbmarathon
© Jüdisches Museum Berlin, Foto: Stephan Pramme

Es ist ein schönes Gefühl zu zeigen, dass Juden immer noch in Deutschland leben und hier auch ein aktives Leben führen und das dann auch nach außen tragen. Das ist wichtig und tut gut. Und im Olympiastadion zu sein, ist sowieso wunderschön – auf dem Feld vor den riesigen Tribünen. Das ist schon etwas ganz Besonderes, noch zusätzlich zu dieser historischen Seite. Es ist einfach immer wieder überwältigend. Dass die Spiele zudem in meiner Heimatstadt stattfinden, macht es etwas einfacher. (lacht) Ich kann zu Hause schlafen, kann von da zu den Wettkämpfen fahren. Ich hätte es auch gemacht, wenn sie woanders stattgefunden hätten. Und ich würde auch gerne an der nächsten Makkabiade in Israel teilnehmen, wenn ich darf.

Welche Rolle spielt Judentum für Dich persönlich?

In den letzten Jahren hat sich das ein bisschen geändert. Ich bin Jude von Geburt her, aber ich lebe nicht mehr so traditionell jüdisch. Das liegt auch daran, dass sich mein Umfeld geändert hat. Wenn die Eltern nicht mehr am Leben sind, fühlt man sich nicht mehr so stark verpflichtet.

Gibt es eine typisch jüdische Sportart?

Denken, ganz klar. (lacht) Sonst gibt es nichts typisch Jüdisches. Es gibt genauso wenig typisch Deutsches. Ich denke, Denken ist wirklich die jüdische Sportart, wenn man das so bezeichnen kann.

Tamar Lewinsky, Kuratorin für Zeitgeschichte, und Theresia Ziehe, Kuratorin für Fotografie, drücken natürlich allen ihren Interviewpartnerinnen und -partnern die Daumen für die European Maccabi Games!

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