Veröffentlicht von am 28. Juli 2015 0 Kommentare

»Ich bin stolz darauf, deutsche Jüdin zu sein«

Vom 27. Juli bis 5. August 2015 finden in Berlin die 14. European Maccabi Games (EMG) statt. Mehr als 2.000 jüdische Sportlerinnen und Sportler aus über 36 Ländern werden in 19 Sportarten wie Fußball, Fechten oder Schach daran teilnehmen. Tamar Lewinsky und Theresia Ziehe begleiten die Spiele mit einer Porträt- und Interviewserie in unserem Blog und stellen hier jeden Tag Sportlerinnen und Sportler aus Berlin vor, die in der deutschen Delegation an den EMG teilnehmen. Die Interviews haben die beiden auf dem Gelände des TuS Makkabi Berlin in Grunewald geführt, wo auch die Porträts von Stephan Pramme entstanden sind.

Katharina Goos (39), Hockey

Eine Frau lehnt an einem Tisch und hat einen Hockeyschläger in der Hand

Katharina (39) Hockey © Jüdisches Museum Berlin, Foto: Stephan Pramme

Katharina, was bedeutet es für Dich, dass die European Maccabi Games in Berlin stattfinden?

Das ist für mich ein ganz großes Happening! Als wir vor zwei Jahren gehört haben, dass die Maccabi Games in Berlin stattfinden, war die Aufregung natürlich groß. Ich hatte gehofft, dass wir die Eröffnungsfeier am Brandenburger Tor machen, das hat leider nicht geklappt. Aber auch im Olympiastadion daran teilzunehmen, ist großartig. Und ich freue mich sehr, dass meine Eltern dieses Mal anreisen werden. Denn wenn die Spiele in anderen Ländern stattfinden, kommen die Familien und die Freunde in der Regel nicht.

Welche Rolle spielt es für Dich, dass Du für die deutsche Delegation antrittst?

Ich bin stolz darauf, Deutsche zu sein, und ich bin auch stolz darauf, deutsche Jüdin zu sein. Ich habe schon in vielen anderen Ländern gelebt, wo ich oft gefragt wurde: Wie kannst du denn als Jüdin in Deutschland leben? Mit der Makkabiade in Berlin können wir zeigen: Uns gibt es immer noch, wir sind immer noch da und die Nazis haben es nicht geschafft. Gerade deshalb sollten meiner Meinung nach viel mehr deutsche Juden offen damit umgehen, dass sie Juden sind.

Was ist deine persönliche Definition von Judentum?

Für mich ist es mein Glaube. Ich bin ein gläubiger Mensch und wenn ich in einer Synagoge bin, egal wo, dann ist das ein Gefühl wie nach Hause kommen: Man fühlt sich geborgen, man weiß, wo man ist, und das ist für mich ganz wichtig. Aber ich komme aus einer Familie, in der die jüdische Religion überhaupt nicht praktiziert wurde, weil meine Mutter und auch deren Mutter das nicht gelebt haben. Ich habe einen nichtjüdischen Vater und wir haben auch immer Weihnachten gefeiert.

Tamar Lewinsky, Kuratorin für Zeitgeschichte, und Theresia Ziehe, Kuratorin für Fotografie, drücken natürlich allen ihren Interviewpartnerinnen und -partnern die Daumen für die European Maccabi Games!

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