Verteilte Rollen, zersetzte Gewissheiten, rote Räume und Kartoffelschäler

– ein Gespräch über die Ausstellung »Gehorsam«

Die Ausstellung »Gehorsam. Eine Installation in 15 Räumen von Saskia Boddeke & Peter Greenaway«, die gerade um zwei Monate verlängert wurde, ruft sehr unterschiedliche Reaktionen bei unseren Besucherinnen und Besuchern hervor. Atalya Laufer und Marc Wrasse führen als Guides regelmäßig durch die Ausstellung. Sie erzählten mir nun, welche Erfahrungen sie dabei machen, wie sie die Ausstellung sehen und worauf sie die verschiedenen Reaktionen zurückführen.

Mirjam Wenzel: Wie gestaltet ihr eure Führungen durch die Ausstellung?

Frau vor einer Vitrine mit einem Buch, im Hintergrund andere Ausstellungsbesucher

Besucherin im »Golden Room« mit Manuskripten aus den drei monotheistischen Religionen © Jüdisches Museum Berlin, Foto: Jule Roehr

Marc Wrasse: Unsere Führungen sind eigentlich Begleitungen in drei Teilen: Wir begrüßen die Gruppe und führen ein einleitendes Gespräch, in dem wir darauf hinweisen, dass das Museum diese Ausstellung von zwei Künstlern hat erarbeiten lassen. Dann lesen wir gemeinsam den biblischen Text, auf den die Ausstellung reagiert – und zwar in der Übersetzung von Moses Mendelssohn –, bevor wir die Gruppe der Ausstellung überlassen.

Atalya Laufer: Ich nehme lieber die Übersetzung von Martin Buber und Franz Rosenzweig.

Marc: Aber du liest den Text auch in verteilten Rollen, oder? Dadurch machen wir von vornherein deutlich, dass wir die Ausstellung mit den Besuchern entdecken und erleben wollen.  weiterlesen


Veröffentlicht von am 24. Juni 2015 0 Kommentare

Die vielen Gesichter von Isaak und Ismael

Videobox mit Peter Greenaway und Saskia Boddeke

Peter Greenaway und Saskia Boddeke an der Videobox in der Eric F. Ross Galerie
© Jüdisches Museum Berlin, Foto: Yves Sucksdorff

Seit einigen Wochen steht in der Eric F. Ross Galerie eine interaktive Videobox, die auf die aktuelle Ausstellung »Gehorsam. Eine Installation in 15 Räumen von Saskia Boddeke und Peter Greenaway« verweist. »Are you Isaac or are you Ismael?«, fragt eine leuchtende Neonschrift die Besucherinnen und Besucher, sobald sie sich der Videobox nähern. Die Frage nimmt Bezug auf die biblische Geschichte im 1. Buch Mose, Kapitel 22, in der Abraham von Gott aufgefordert wird, seinen Sohn zu opfern. Saskia Boddeke und Peter Greenaway stellen diese Geschichte auf den Kopf: Nicht die göttliche Stimme steht am Anfang ihrer Ausstellung, sondern eine großflächige Projektion, in der sich Kinder und junge Erwachsene in ihrer Muttersprache als Isaak oder Ismael zu erkennen geben.  weiterlesen


Veröffentlicht von am 1. Juni 2015 1 Kommentar

Auf dem Weg zu einer Online-Plattform für jüdische Geschichte und Kultur

Die mittelfristige Online-Strategie des Jüdischen Museums Berlin

Foto von der Workshopshoparbeit bei we are museums 2014

Während eines Workshops bei wearemuseums 2014 in Warschau CC-BY-SA wearmuseums

Zurzeit findet die Konferenz »we are museums« in den Räumen unserer Akademie statt – ich arbeite seit Tagen an meiner Keynote-Lecture und lasse die letzten beiden Jahre Revue passieren: Beinahe auf den Tag genau vor zwei Jahren setzten sich einige Kolleginnen und Kollegen des Museums das erste Mal zusammen, um über den derzeitigen Webauftritt und Eckpfeiler für dessen Erneuerung zu sprechen. Unsere Online-Aktivitäten waren beständig größer und vielschichtiger geworden, externe Gutachten und Fokusgruppen-Evaluationen aber zeigten, dass unsere Besucher sich zunehmend schlechter auf unserer Website zurechtfanden. Zeit also,  weiterlesen