Veröffentlicht von am 23. März 2017 2 Kommentare

Gelungenstes Beispiel für Deutschland wo gibt freilassen!

Foto einer Häuserkulisse in Berlin Kreuzberg/Mitte

Blick von der Akademie des Jüdischen Museums auf das Springer-Hochhaus mit der Leuchtschrift #FreeDeniz; Jüdisches Museum Berlin, Foto: Stefanie Haupt

»#FreeDeniz« strahlt mir die Leuchtanzeige des Axel-Springer-Hochhauses in Schwarz auf Türkisgrün entgegen, wenn ich mein Büro im Jüdischen Museum verlasse und aus dem Nordflügel der W. Michael Blumenthal Akademie ins Freie trete. Beim ersten Sehen habe ich mich noch über das Signal gefreut, mit dem die Axel Springer SE* die Freilassung des Türkei-Korrespondenten der WELT, Deniz Yücel, anmahnt. Doch mit jedem Tag wird es trauriger, die Anzeige sehen zu müssen. Ich kenne Deniz Yücel seit 2003, als er mit anderen Berliner*innen deutsch- und türkischsprachige Proteste gegen die Sprengstoffanschläge auf die beiden Istanbuler Synagogen Neve Shalom und Beth Israel vom 15. November organisierte. Bei den Anschlägen waren 24 Menschen getötet, etwa 300 verletzt worden.

Seit Längerem hatten Deniz und ich keinen Kontakt mehr; doch seit Mitte Februar kommen durch Nachrichten über seine Verhaftung wegen »Terrorpropaganda« und darauf folgende Autokorsi, Gespräche mit Freund*innen oder eben die Leuchtanzeige die Erinnerungen an 2003/2004 wieder auf, als wir fast wöchentlich miteinander zu tun hatten.  weiterlesen


»Dieser Vier-Minuten-Auftritt bedeutet drei bis vier Monate Training«

Logo der Jewrovision 2017Zum 16. Mal findet die »Jewrovision«, der größte Gesangs- und Tanzwettbewerb für jüdische Jugendliche in Europa, statt. Allein im vergangenen Jahr saßen über 2.000 Zuschauer*innen im Saal des Mannheimer Rosengartens und begleiteten die fulminanten Bühnenshows der Jugendzentren mit frenetischem Applaus. Schwer vorzustellen, dass die Jewrovision 2002 noch eins von mehreren Abendprogrammen während eines jüdischen Freizeitlagers (Machané) war. Damals, im Freizeitlagerhaus in Bad Sobernheim, traten sechs Gruppen aus verschiedenen Städten auf einer drei Meter breiten Bühne auf. Heute, 15 Jahre später, sind es bereits 18 Teams, die auf riesigen Bühnen in noch größeren Veranstaltungshallen ihre multimedial unterstützten Bühnenperformances präsentieren. Eine unglaubliche Entwicklung.  weiterlesen


Das Gastmahl wird restituiert

– die Geschichte einer Recherche

Ein Ölgemälde mit der Darstellung eines Gastmahls, in goldenem Rahmen

Diese Ölskizze mit dem Titel Das Gastmahl der Familie Mosse wurde an die Erbengemeinschaft nach Felicia Lachmann-Mosse restituiert; Foto: Jüdisches Museum Berlin, Jens Ziehe.

Der heutige Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus erinnert unter anderem an die bis heute spürbaren Folgen des verbrecherischen NS-Regimes. Eine dieser Folgen ist, dass sich in vielen Museen noch immer Kulturgüter befinden, die ihren Besitzern zwangsweise während der NS-Zeit entzogen wurden. Im Dezember letzten Jahres restituierte das Jüdische Museum Berlin nun die Ölskizze Das Gastmahl der Familie Mosse an die Erben von Felicia Lachmann-Mosse. Wie kam es zu dieser Entscheidung? Und wie geht das überhaupt mit der Provenienzforschung, die in den letzten Jahren zunehmend an Aufmerksamkeit gewonnen hat und oft für Rauschen im medialen Blätterwald sorgt?  weiterlesen