Veröffentlicht von am 9. Juni 2017 0 Kommentare

Das Kleid der Ehebrecherin

Die Künstlerin Andi Arnovitz stellt das traditionelle Eherecht in Frage

Foto des im Text näher beschriebenen Kleides, auf einem Kleiderbügel aufgehängt

Das Kleid der Ehebrecherin von Andi LaVine Arnovitz, 2009; Foto: Avshlom Avital

In unserer aktuellen Ausstellung Cherchez la femme hängt ein transparentes Kleid, das alles preiszugeben scheint. Aus Japanpapier, Haar, Buchstaben und Schmutzpartikeln hat die israelisch-amerikanische Künstlerin Andi LaVine Arnovitz ein zartes Kunstwerk geschaffen. Locken schmücken das Kleid aus Papier und deuten die Schönheit seiner Trägerin an. Doch wie sind andere Bestandteile zu verstehen: Schmutz und krauses Körperhaar?

Den Schlüssel zum Verständnis liefern die vereinzelt applizierten Buchstaben. Sie führen zu dem biblischen Ritual, welches in der Tora, Numeri 5: 11 – 31 beschrieben wird, und auf das diese Arbeit sich bezieht:  weiterlesen


Veröffentlicht von am 19. Mai 2017 0 Kommentare

Zufluchtsort und Kunst: Ein Begegnungsprojekt im Blauen Raum

Leere Staffeleien vor tiefblauer Wand

Der blaue Raum – es bleibt spannend! Foto: Barbara Rösch

Ein Boot aus Holz und bemalte Leinwandstreifen, ein jodelnder Flamingo, ein Foto von türkisen Kacheln aus einer Berliner U-Bahn-Station, zwei nachgebildete Torten, verwandelte Ugarit-Buchstaben, ein Fischer, ein Theaterstück. Was haben sie alle miteinander zu tun? Sie werden alle im Sommer im Jüdischen Museum Berlin ausgestellt.

Und was haben ein in seiner irakischen Heimat bekannter Autolackierer, eine Architektin aus Syrien, ein junger Koch aus Ägypten, ein Maler aus der ehemaligen UdSSR, eine Doktorandin aus Griechenland und eine Berliner Sozialarbeiterin miteinander zu tun? Sie werden alle im Sommer im Jüdischen Museum Berlin ausstellen.

Am 12. Juli wird eine Gruppenausstellung mit dem Titel Der Blaue Raum eröffnen. Sie wird der Höhepunkt eines Begegnungsprojekts, das ich seit Januar begleite.  weiterlesen


Achtung GOLEM!

Ein Tisch mit Kostümteilen und einem Schild "Achtung Objekt"

Golem-Kostüm für Death, Destruction, and Detroit II an der Schaubühne Berlin, 1987, Regie: Robert Wilson; Leihgabe: The Jewish Museum, New York

Der Golem wird aus unbelebter Materie zum Leben erweckt. Die Ausstellung über ihn auch. Es wurde bereits viele Tage gebaut, gemalert, gefilzt, gesetzt, geplottet, geschrieben, geschnitten, gehängt und geschüttet. Für die feierliche Eröffnung am 22. September haben wir einen humanoiden Ehrengast eingeladen, der das Publikum begrüßen wird:

Zwei humanoide Roboter reichen sich die Hand

REEM und REEM C beim Meet-and-Greet; PAL Robotics, Barcelona

Handschriftlich in Deutsch und Hebräisch beschrifteter Zettel

© Scholem Archives, The Jewish National and University Library, Jerusalem, Israel

Bis zu diesem Moment aber wird noch viel passieren. Angereist sind sie schon alle, die Objekte und Kunstwerke. Zum Beispiel das Kleinste in der Größe eines Post-its, 14,5 x 11 cm. Auf dem Notizzettel vermerkte der Mystik-Gelehrte Gershom Scholem (1897–1982) während seiner Recherchen in Oxford den Anfang eines mittelalterlichen Manuskripts, in dem sich ein sogenanntes »Golem-Rezept« befindet.  weiterlesen