Veröffentlicht von am 26. Juni 2017 1 Kommentar

Ein chinesischer Blick auf das jüdische Leben in Schanghai

Ghettoleben und schöne Schuhe

Der Autor dieses Blogbeitrags blickt lächelnd auf die später im Text beschriebenen Damenschuhe

Wei Zhang mit Schuhen »Made in China« aus unserer Sammlung; Jüdisches Museum Berlin, Dauerleihgabe von Marion Schubert, geb. Salomon, Foto: Christoph Kreutzmüller

Als Student der Holocaust Studies an der Universität Haifa hatte ich die Ehre, ein Praktikum im Jüdischen Museum Berlin machen zu können, und zwar in dem Team, das die neue Dauerausstellung erarbeitet. Bevor das Praktikum begann, stieß ich in dem Buch Jewish Responses to Persecution: 1938–1940 (hg. v. Jürgen Matthäus und Alaxandra Garbarini, AltaMira Press, Plymouth 2010) auf ein Zitat von Ende 1938, unmittelbar nach den Novemberpogromen, das die Verzweiflung der deutschen Jüdinnen*Juden, besonders derjenigen in Berlin, deutlich macht:

»In Berlin hat noch ein jüdisches Café geöffnet. Wer sich ein Bild davon machen möchte, wie Selbstmordgefährdete aussehen, sollte in dieses Café gehen. Die Gespräche der Leute dort drehen sich um zwei Themen: wie man an ein Schiffsbillet nach Schanghai kommt oder wie man sich selbst töten kann.«

So kam mir die Frage in den Sinn, ob ich hier am Jüdischen Museum Berlin Informationen zu Schanghai finden könnte, wo etwa 20.000 aschkenasische Jüdinnen*Juden Zuflucht fanden. Als ich in der Sammlung des Museums recherchierte, staunte ich, auf welche Fülle an Materialien ich stieß. Diese Geschichten möchte ich nun gerne mit Ihnen teilen.  weiterlesen


Veröffentlicht von am 6. Februar 2017 0 Kommentare

»Vater Unser – Eine Sintifamilie erzählt«

Lesung mit Anita Awosusi

Portät einer älteren Dame mit Dutt

Anita Awosusis engagiert sich für die Rechte der Sinti und Roma; Foto: privat

Unsere Reihe »Neue deutsche Geschichten« geht auch in diesem Jahr weiter: Am 9. Februar 2017 (dieser Termin wurde kurzfristig abgesagt!) stellt Anita Awosusi ihr Buch  Vater Unser – Eine Sintifamilie erzählt in der W. Michael Blumenthal Akademie des Jüdischen Museums Berlin vor.  Mit ihrem Buch bringt die Autorin ihre Familienbiografie und die historischen Ereignisse und Nachwirkungen des Nationalsozialismus zusammen. Sie erzählt von der Geschichte ihres Vater und zugleich von ihrer eigenen Entwicklung: Als Bürgerrechtlerin kämpft sie auch heute gegen Diskriminierung und für gleichberechtigte Teilhabe der Sinti und Roma und war über zwanzig Jahre im Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma aktiv.
Wir haben Anita Awosusi vorab drei Fragen gestellt:

Liebe Frau Awosusi, Sie nennen Ihr Buch »Vater unser – Eine Sintifamilie erzählt«. Ist die Anspielung auf das »Vaterunser«, eines der wichtigsten christlichen Gebete, bewusst gewählt? Falls ja, was wollen Sie damit ausdrücken?

Der Titel Vater unser entstand daraus, dass meine Schwestern und ich immer »unser Vater« sagen, wenn wir über unsere Eltern erzählen. Zudem hatte unser Vater in unserer Familie eine sehr tragende Rolle als Familienoberhaupt. Das heißt aber keinesfalls, dass unsere Mutter weniger Respekt von ihren Kindern bekam. Außerdem gibt es noch einen zweiten Grund:  weiterlesen


Veröffentlicht von am 5. Juli 2016 0 Kommentare

»Den Anteil Schwarzer Soldaten an der Befreiung Deutschlands vom Faschismus aus der Vergessenheit holen«

Drei Fragen an Marion Kraft

Portrait von Marion Kraft

Die Herausgeberin Marion Kraft; Foto: privat

In der Reihe »Neue deutsche Geschichten« stellen wir am 6. Juli 2016 den Sammelband »Kinder der Befreiung« vor. Zu Gast sind die Herausgeberin Marion Kraft und die Autorinnen Ika Hügel-Marshall und Judy Gummich. Sie werden an diesem Abend über die Erfahrungen und Perspektiven Schwarzer Deutscher der Nachkriegsgeneration sprechen und damit einen wenig bekannten Teil deutscher Geschichte und US-amerikanisch-deutscher Beziehungen beleuchten. Der Band bringt die Biografien und Stimmen vieler verschiedener Autor*innen zusammen und widmet sich Fragen von Rassismus in Geschichte und Gegenwart sowie der vielfältigen Realität Schwarzer Menschen in Deutschland.

Wir haben Herausgeberin Marion Kraft vorab drei Fragen gestellt:

Serpil Polat: Liebe Frau Kraft, wie ist die Idee zu diesem Projekt entstanden und was hat Sie persönlich dazu motiviert?

Marion Kraft: Die Idee zu dem Buch entstand im Herbst 2014 in persönlichen Gesprächen mit einigen der Autor*innen, die, wie ich auch, als Kinder afroamerikanischer Soldaten und weißer deutscher Frauen in den Nachkriegsjahren in Deutschland zur Welt kamen.  weiterlesen