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Deckenkonstruktion des Glashofs vor blauem Himmel

Geschichte unseres Museums, Teil 4

Seit der Eröffnung 2001

Das Jüdische Museum Berlin entwickelte sich seit seiner Eröffnung zu einer besonderen Institution in der deutschen Museumslandschaft. Mit seinen Ausstellungen und seiner Sammlung, seinen Publikationen, der pädagogischen Arbeit und einem vielfältigen Veranstaltungsprogramm stellt es einen lebendigen Ort der Diskussion und des Nachdenkens über jüdische Geschichte und Kultur sowie über Migration und gesellschaftliche Vielfalt in Deutschland dar. Es ist ein Museum für alle: jung und alt, jüdisch und nichtjüdisch, aus Deutschland oder anderen Ländern.

  1. Finanzierung der Museums­arbeit
  2. Orientierung an den Besucher*innen
  3. Unsere Dauer­ausstellung
  4. Das Rafael Roth Learning Center
  5. Temporäre Ausstellungen
  6. Bildungs­arbeit und Kultur­veranstaltungen
  7. Unsere Akademie
  8. Museums­leitung

Finanzierung der Museums­arbeit

Als öffentlich-rechtliche Stiftung erhält unser Museum von der Bundesrepublik Deutschland eine jährliche Finanzierung; die restlichen Mittel werden durch Spenden und Einnahmen des Hauses aufgebracht. Seit 2002 wird beim jährlichen Jubiläums-Dinner mit Freund*innen und Förder*innen des Museums der Preis für Verständigung und Toleranz verliehen. Die Spenden­erlöse kommen der Kinder- und Jugendbildungs­arbeit des Museums zugute.

Orientierung an den Besucher*innen

Seit der Eröffnung besichtigten jährlich etwa 700.000, d. h. täglich etwa 2.000 Menschen das Jüdische Museum Berlin. Am 19. November 2015 konnten wir unsere zehn­millionste Besucherin begrüßen.

Unser Haus orientiert sich an den Interessen seiner Besucher*innen, die von einer eigenen Abteilung erforscht werden. In allen Publikums­bereichen finden Sie freundliche und kompetente Ansprech­partner*innen.

Unsere Dauer­ausstellung

Von 2001 bis Ende 2017 lud die erste Dauer­ausstellung auf über 3.000 qm Ausstellungs­fläche zu einer Entdeckungs­reise durch nahezu zwei Jahrtausende Geschichte ein. In 14 Epochen­bildern vom Mittelalter bis zur Gegenwart zeichnete sie ein Bild jüdischen Lebens. Alltags- und Kunstobjekte, Fotos und Briefe, interaktive Elemente und Medien­stationen erzählten von jüdischer Kultur in Deutschland und zeigten, wie eng jüdisches Leben mit der gesamt­deutschen Geschichte verwoben ist. Im August 2020 wurde die aktuelle Dauer­­ausstellung eröffnet: vollständig neu konzipiert, gestaltet und an den neusten Stand der Forschung angepasst (mehr über die alte und mehr über die neue Dauer­ausstellung).

Foto von v.l.n.r.: W. Michael Blumenthal, Monika Grütters, Paula Konga, Peter Schäfer

Gründungs­direktor W. Michael Blumenthal, Kultur­staats­ministerin Monika Grütters und Museums­direktor Peter Schäfer (v. l.) begrüßen die zehn­millionste Besucherin, Paula Konga (mit Blumen­strauß), 19. Nov 2015; Jüdisches Museum Berlin, Foto: Svea Pietschmann.

In der Sendung rbb Kultur – Das Magazin vom 23. Mai 2020 spricht Franziska Hessberger mit JMB-Direktorin Hetty Berg über ihr Konzept für das Museum, mit Organisations­direktor Bülent Durmuş über die verschiedenen Gebäude, mit der leitenden Kuratorin Cilly Kugelmann über die neue Dauer­ausstellung und mit der Künstlerin Yael Reuveny über ihre Video-Arbeit Mesubin.

Das Rafael Roth Learning Center

Bis März 2017 lud das multimediale Rafael Roth Learning Center Besucher*innen ein, an 20 Computer­stationen jüdische Geschichte und Kultur zu entdecken. Es erweiterte das Ausstellungs­angebot des Museums um vielfältige Medien­anwendungen. Dokumente, Objekte, Filme, Ton­aufnahmen und interaktive Spiele zeigten Vielfalt und Wechsel­haftigkeit der jüdischen Geschichte in Deutschland (mehr über das Learning Center).

Innenansicht des Rafael Roth Learning Centers im Jüdischen Museum Berlin. Man sieht mehrere Personen vor Bildschirmen.

Das von Rafael Roth gestiftete Learning Center im Unter­geschoss des Museums ist mittlerweile Geschichte; Jüdisches Museum Berlin, Foto: Thomas Bruns.

Temporäre Ausstellungen

Jährlich bis halbjährlich wechselnde Ausstellungen mit einem Themen­spektrum von Geschichte über Gesellschaft bis hin zu zeit­genössischer Kunst, Fotografie, Literatur oder Comics sowie kleinere Ausstellungen mit Objekten aus unserer Sammlung ergänzen auf drei Ausstellungs­flächen die kultur­geschichtliche Dauer­ausstellung.

Bildungsarbeit und Kultur­veranstaltungen

Ein besonderer Schwerpunkt unserer Museums­tätigkeit liegt auf der Bildungsarbeit: Das umfangreiche pädagogische Angebot, die Forschungs­möglichkeiten in Bibliothek und Archiv sowie das vielfältige Veranstaltungs­programm richten sich an Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Neben Führungen und Workshops finden Vorträge, Konzerte und Lesungen statt. Jährlich wird ein Kultur­sommer veranstaltet. Von 2007 bis 2018 besuchte unsere Bildungs­initiative „on.tour – Das Jüdische Museum Berlin macht Schule“ mit einem Tourbus und einer mobilen Ausstellung Schulen in allen Bundes­­ländern (mehr über das erste on.tour-Programm). 2019 bis 2021 waren wir mit Workshops rund um die neue Website Jewish Places unterwegs (mehr zu diesen Outreach-Programmen), und seit 2022 wurde ein on.tour-Programm für die neue Dauer­ausstellung entwickelt (zum aktuellen on.tour-Programm). Außerdem erstellen wir Unterrichts­materialien für Schulen.

Im November 2012 ging eine Datenbank mit ausgewählten Beständen unserer Sammlung online: http://objekte.jmberlin.de.

Skulptur, die Superman zeigt, wie er aus senkrechtem Flug auf dem Boden aufprallt

Marcus Wittmers, Auch Helden haben schlechte Tage, 2005; Jüdisches Museum Berlin, Foto: Jens Ziehe

Unsere Akademie

Ebenfalls im November 2012 wurde ein neues, von Daniel Libeskind umgestaltetes Gebäude eröffnet: die Akademie des Jüdischen Museums Berlin. Sie ist nach Libeskinds Entwurf „Zwischenräume“ in die ehemalige Blumen­großmarkt­halle vis à vis des Museums integriert; der Umbau wurde durch eine großzügige Spende von Eric F. Ross finanziert.

Foto aus der Vogelperspektive von der Akademie in der ehemaligen Blumengroßmarkthalle

Akademie des Jüdischen Museums Berlin (Vogel­perspektive, Juli 2013); Jüdisches Museum Berlin, Foto: Jens Ziehe

Das Gebäude vereint auf einer Fläche von 6.000 qm unser Archiv, unsere Bibliothek, die Bildungs­abteilung sowie die Veranstaltungen der Akademie­programme, die aus einem Themen­schwerpunkt zu Migration und Diversität sowie einem Jüdisch-Islamischen Forum bestehen. Durch die Akademie­programme widmen wir uns seit 2013 neben der Geschichte und Kultur des deutschen Judentums auch den Wechsel­beziehungen religiöser und ethnischer Minderheiten untereinander. Dabei befassen wir uns verstärkt mit den politischen, sozialen und kulturellen Bedingungen, die notwendig sind, um die gesellschaftliche Teilhabe von Minder­heiten sicherzustellen.

Ein eigenes Fellowship-Programm schärft seit 2012 dieses wissen­schaftliche Profil. Das erste Fellow-Projekt Lebens­wirklichkeiten. Jüdische Gegenwart in Deutschland von Dr. Karen Körber beschäftigte sich mit der zweiten Generation der eingewanderten russisch­sprachigen Jüdinnen*Juden in Deutschland und wurde Ende 2014 abgeschlossen. Aus Anlass des 90. Geburtstags von W.  Michael Blumenthal wurde 2016 ein nach ihm benanntes Fellowship im Bereich Jüdisch-Islamisches Forum eingerichtet. Erster W.  Michael Blumenthal Fellow von November 2016 bis Oktober 2018 war Walid Abd El Gawad mit seinem Postdoc-Projekt „Wer eine Religion kennt, kennt keine.“ Reflexionen über Islam und Judentum in Schriften deutschsprachiger jüdischer Orientalisten (1833–1955), das neue Aspekte in der jüdisch-islamischen Beziehungs­geschichte der Moderne beleuchtete. Von Januar 2017 bis Mai 2018 war als zweite W. Michael Blumenthal Fellow die Erziehungs­wissenschaftlerin Dr. Rosa Fava am Museum. In ihrem Postdoc-Projekt mit dem Titel Didaktik des Nahostkonflikts untersuchte sie Lehr-/Lernkonzepte und -materialien zum Nahost­konflikt im nicht­schulischen Bildungs­bereich. Dabei lag ihr Schwerpunkt auf Fortbildungen für Lehrer*innen und andere Multi­plikator*innen.

Entwurfszeichnung eines Gebäudes

Entwurf von Daniel Libeskind für die Akademie des Jüdischen Museums Berlin; Daniel Libeskind

Die Museums­leitung

Seit 1. April 2020 leitet die Kuratorin und Museums-Managerin Hetty Berg das Museum. Zuvor war die Nieder­länderin mehr als 30 Jahre lang am Jüdischen Historischen Museum in Amsterdam in unter­schiedlichen Funktionen tätig.

Portätfoto von Hetty Berg im Jüdischen Museum Berlin

Hetty Berg, 2019; Jüdisches Museum Berlin, Foto: Yves Sucksdorff

Hetty Berg über die 2020 eröffnete Dauer­ausstellung und ihr weiteren Pläne für das Museum, Video-Mitschnitt der Radio­sendung zur Neu­eröffnung des Jüdischen Museums Berlin am 23. August 2020

Von Dezember 1997 bis September 2014 war W. Michael Blumenthal Direktor des Museums. Ihm folgte der Judaist Peter Schäfer, der das Amt bis Sommer 2019 innehatte. Als Programm­direktorinnen und Stell­vertreterinnen des Direktors gestalteten in diesen Jahren Cilly Kugelmann (von 2002 bis 2017) und Leontine Meijer-van Mensch (von 2017 bis 2019) wesentlich die Programmatik des Hauses.

2015 verlieh das Museum seinem Gründungs­direktor Blumenthal den Preis für Verständigung und Toleranz und benannte im Januar 2016 die Akademie zu seinen Ehren in W. Michael Blumenthal Akademie um.

Hier finden Sie einen Audio­-Mitschnitt der Rede, die W. Michael Blumenthal anlässlich seiner Auszeichnung mit dem Preis für Verständigung und Toleranz 2015 gehalten hat. Er spricht über seine Geschichte mit dem Jüdischen Museum Berlin, aber auch über aktuelle Politik und neue Projekte des Museums. Seine Freude über die Auszeichnung wurde über­schattet durch einen terroristischen Anschlag in Paris am Vortag der Preisrede.

Zitierempfehlung:

Jüdisches Museum Berlin (2020), Geschichte unseres Museums, Teil 4 . Seit der Eröffnung 2001.
URL: www.jmberlin.de/node/2013

Museumsgeschichte: Ideen, Debatten, Entscheidungen, Eröffnung (5)

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