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Zweite Generation russischsprachiger Juden in Deutschland: selbstbewusst, jüdisch, säkular

Presseinformation

Pressemitteilung von Di, 9. Dez 2014

  • Jüdische Gegenwart in Deutschland: Abschluss der ersten Studie zur zweiten Generation der russischsprachigen jüdischen Migranten
  • Neue jüdische Identitäten: Zweite Generation der russischsprachigen jüdischen Migranten bejahen ihre jüdische Identität
  • Jüdischsein ohne Gemeindemitgliedschaft: Mehr als ein Drittel der Befragten gehört keiner Gemeinde an
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Im Gegensatz zu ihren sowjetisch geprägten Herkunftsfamilien, identifiziert sich die zweite Generation der russisch-jüdischen Migranten in Deutschland selbstbewusst als Juden. Dies ist eines der Ergebnisse der gerade abgeschlossenen Studie mit dem Titel »Lebenswirklichkeiten. Jüdische Gegenwart in Deutschland« von Dr. Karen Körber.

Die Soziologin führte im Rahmen ihres Fellowships an der Akademie des Jüdischen Museums Berlin von 2012 bis 2014 die erste bundesweite quantitative und qualitative Untersuchung der zweiten Generation der eingewanderten russischsprachigen Juden in Deutschland seit den 1990er Jahren durch.
Mithilfe einer Online-Befragung sowie leitfadengestützter, offener Interviews äußerten sich 297 junge Erwachsene im Alter zwischen 20 und 40 Jahren zu ihren Bildungs- und Berufsverläufen, ihren privaten Lebensformen und ihren jüdischen Identitätsmustern. Darüber hinaus fragte die Studie auch nach der Wahl der eigenen sozialen Zugehörigkeit sowie der Zugehörigkeit zu Deutschland. Die Studie wird 2015 in der wissenschaftlichen Schriftenreihe des Museums veröffentlicht.

Präsentation der Ergebnisse im Jüdischen Museum Berlin

Im Rahmen der internationalen Konferenz »Contemporary Jewish life in a global modernity: Comparative European perspectives on a changing diaspora« am 11. und 12. Dezember 2014 präsentiert Karen Körber erstmals zentrale Ergebnisse ihrer Studie.

Die Konferenz beschäftigt sich mit der Frage, welche Chancen, Herausforderungen und Konflikte sich für die jüdische Gegenwart in einem ethnisch, kulturell und religiös pluralen Europa stellen. Nach dem großen Einschnitt durch den Holocaust kann im vereinten Europa des 21. Jahrhunderts heute wieder von einem »europäischen Judentum« gesprochen werden. Im Mittelpunkt stehen dabei neue Formen jüdischer Existenz, die von einem urbanen jüdischen »lifestyle« über Patchwork-Identitäten bis hin zu einer wachsenden religiösen Vielfalt reichen.

Zu den Rednern der Konferenz zählen: Dr. Diana Pinto Historikerin aus Paris (Frankreich), Prof. Dr. Dan Diner, Hebrew University of Jerusalem (Israel), Prof. Dr. Zvi Gitelman University of Michigan, (USA).

Wann 11. Dezember 2014, 14 bis 18:30 Uhr
12. Dezember 2014, 9:30 bis 13:30 Uhr
Wo Altbau 2. OG, Großer Saal
Konferenzsprache Englisch

Das ausführliche Programm als PDF-Dokument finden Sie hier.

Die Soziologin Dr. Karen Körber

Karen Körber studierte Soziologie, Politikwissenschaften und Psychologie an der Universität Bremen, der Freien Universität Berlin und der Columbia University, New York. Sie war wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Soziologie an der FU Berlin und promovierte an der Humboldt-Universität zu Berlin mit einer Feldforschung über die Einwanderung russischsprachiger Juden nach Ostdeutschland. 2005 erschien im Campus-Verlag ihre Doktorarbeit »Juden, Russen, Emigranten. Identitätskonflikte jüdischer Einwanderer in einer ostdeutschen Stadt«. Anschließend untersuchte sie an der Universität Erfurt die Folgen dieser Migrationsbewegung für die jüdischen Gemeinden Deutschlands. Sie publizierte zahlreiche Aufsätze in denen sie sich mit Fragen von Migration und Transnationalität beschäftigte, insbesondere mit der Konstruktion von jüdischer Identität im Spannungsfeld von Diaspora und Nationalstaat. Von 2008 bis 2011 leitete sie ein Projekt der Deutschen Forschungsgemeinschaft über »Transnationale Familiarität«. Gegenwärtig hat sie eine Vertretungsprofessur am Institut für Europäische Ethnologie/Kulturwissenschaft an der Philipps-Universität Marburg inne.

Das Fellowship-Programm an der Akademie des Jüdischen Museums Berlin

Mit Eröffnung der Akademie startete 2012 das Fellowship-Programm für Forschungsvorhaben zur jüdischen Geschichte und Kultur sowie zu Migration und Diversität in Deutschland. Das Jüdische Museum Berlin bietet damit herausragenden Wissenschaftlern die Chance, Forschungsvorhaben zur jüdischen Geschichte und Kultur sowie zu Fragen nach der Anerkennung gesellschaftlicher Vielfalt in Deutschland durchzuführen. Erster Fellow war von 2012 bis 2014 die Soziologin Dr. Karen Körber. Das nächste Forschungsprogramm startet 2015.

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