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Die Vielfalt des Jüdischseins in Deutschland

Presseinformation zur mobilen Ausstellung on.tour – Das Jüdische Museum Berlin macht Schule besucht vom 13. bis 16. September Jugendstrafanstalten in Berlin und Neustrelitz

Pressemitteilung von Fr, 8. Sep 2017

Vom 13.-16. September besucht das Jüdische Museum Berlin mit seiner mobilen Ausstellung on.tour vier Jugendstrafanstalten in Berlin und Neustrelitz.

Sarah Hiron, Leiterin der Outreach-Programme des Jüdischen Museums Berlin, ist vom Erfolg des Projektes überzeugt:

»Wir haben bei unseren JSA-Besuchen seit 2008 sehr gute Erfahrungen gemacht. Auch dieses Jahr werden wir wieder mit den Insassen offen über Religion, Tradition und Kultur sprechen. Gerade Religion ist für viele ein wichtiges Thema, das sie während der Haft sehr beschäftigt.«

Kontakt und Akkreditierung

Pressestelle
T +49 (0)30 259 93 419
presse@jmberlin.de

Postadresse

Stiftung Jüdisches Museum Berlin
Lindenstraße 9–14
10969 Berlin

Vor Ort werden die Museumsvermittler mit den Häftlingen Fragen behandeln, die zuvor gesammelt wurden, beispielsweise: »Warum gibt es so viel Hass zwischen Palästina und Israel?«, »Welche Gemeinsamkeiten gibt es zwischen Judentum und Islam?«, »Welche Gebote und Verbote gibt es im Judentum?«. Die Fragen werden während der pädagogischen Arbeit mit der mobilen Ausstellung, im iPad-Workshop und in offenen Gesprächsrunden diskutiert und mit den Lebenswelten der jungen Häftlinge in Verbindung gebracht.

Jugendanstalt Neustrelitz

Auf Einladung des Gefängnisses besucht die mobile Ausstelllung zum dritten Mal die JA Neustrelitz. »Wir möchten die Jugendlichen durch den Besuch des Jüdischen Museums Berlin zu Multiplikatoren machen, die extremen Ansichten entgegen stehen«, sagt Steffen Bischof, Leiter der Öffentlichkeitsarbeit der JA. Nach den Besuchen im vergangenen Jahr sei das Thema noch lange präsent gewesen. Mit der Ausstellung und dem Workshop von on.tour bieten die Museumspädagogen eine intensive Auseinandersetzung mit den Themen Diversität und Toleranz. Aufklärung und Prävention sind wichtige Bestandteile der Bildungsarbeit der JA. Sie werden mit Hilfe verschiedener Kooperationspartner umgesetzt.

Die JA Neustrelitz ist die einzige Strafvollzugseinrichtung für Jugendliche und junge Erwachsene in Mecklenburg-Vorpommern. Bis zu 297 Inhaftierte können in der JA aufgenommen werden, seit 2009 gibt es auch ein Mutter-Kind-Programm für straffällige junge Mütter.

Justizvollzugsanstalt für Frauen Berlin

Zum ersten Mal ist das on.tour-Team in der Justizvollzugsanstalt für Frauen in Berlin-Lichtenberg.

»Wir sind glücklich in diesem Jahr das on.tour-Team in unserem Jugendbereich begrüßen zu dürfen. Damit wird ein wunderbarer Auftakt zu einer weiteren thematischen Auseinandersetzung durch eine Anne-Frank-Ausstellung im November dieses Jahres gegeben. Die Jugendlichen erhalten damit die Möglichkeit, sich über einen längeren Zeitabschnitt niederschwellig mit Themen wie Ausgrenzung, Diskriminierung, eigene Ideologien und Schranken im Kopf zu beschäftigen. Nichts ist zentraler im Vollzug als die Auseinandersetzung mit der eigenen und der gesellschaftlichen Verantwortung, und genau das macht dieses Projekt auf eine leicht zugängliche Art«,

sagt Sandra Rodrigues Silva, Leiterin der Sozialpädagogischen Abteilung und Öffentlichkeitsarbeit.

Der Jugendvollzug der JVA für Frauen Berlin ist in der Hauptanstalt Lichtenberg untergebracht. Frauen machen im Durschnitt nur 5 % aller Inhaftierten aus, so dass die JVA für Frauen insgesamt über 254 Haftplätze verfügt. Die jugendlichen Frauen sind im Wohngruppenvollzug unterbracht, wo es 26 Haftplätze für Heranwachsende gibt.

Jugendstrafanstalt Berlin

Das Jüdische Museum Berlin ist dieses Jahr zum siebten Mal in der Jugendstrafanstalt Berlin.

»Der Besuch des Jüdischen Museums Berlin ist immer wieder ein Höhepunkt im Schulunterricht. Einerseits wird den Insassen lebensnah und authentisch ein Einblick in die jüdische Religion und Kultur vermittelt und gleichzeitig wird mit ihnen über Vorurteile und Antisemitismus diskutiert. Das ist gerade für das hiesige Klientel eine wichtige Annäherung an das Thema, weil viele hier mit Vorurteilen belastet sind«,

sagt Janina Deininger, Pressesprecherin der JSA.

Die JSA Berlin ist mit 430 Haftplätzen eine der größten Haftanstalten in Deutschland für männliche Jugendliche und Heranwachsende. Auf einem 50.000 Quadratmeter großen Gelände im Bezirk Charlottenburg sind sowohl U-Häftlinge als auch Strafgefangene in Einzelhafträumen untergebracht. Der Jugendstrafvollzug hat auch hier vorrangig einen Erziehungsauftrag.

Jugendarrestanstalt Berlin-Brandenburg

Ebenfalls zum ersten Mal wird die JAA Lichtenrade besucht. Larissa Lehmann vom Sozialdienst der Jugendarrestanstalt freut sich auf das on.tour-Team:

»Für viele der jugendlichen und heranwachsenden Arrestantinnen und Arrestanten sind Religion und Glaube sehr wichtig. Doch auf Grund von Vorurteilen führen Gespräche und der Austausch über Wissen, Erfahrungen und die eigene Haltung mitunter in eine Sackgasse und tragen Konfliktpotenzial in sich. Deswegen freuen wir uns sehr, dass das Jüdische Museum Berlin mit on.tour einen Raum zum Austausch über jüdische Religion und Glauben insgesamt schafft und im Bestfall dazu beiträgt, rassistische Vorurteile abzubauen und Toleranz für »anders Gläubige« zu fördern.«

In der JAA Berlin-Brandenburg erfolgt seit 2016 der gemeinsame Vollzug des Jugendarrests von Berlin und Brandenburg. Die Jugendarrestanstalt verfügt über 50 Plätze für Arrestanten und 10 Plätze für Arrestantinnen. Im Rahmen des gesetzlichen Auftrages werden die Insassen pädagogisch betreut und untergebracht. Sie erhalten im Rahmen eines strukturierten Betreuungsangebotes Lebenshilfen, welche sie befähigen sollen, Veränderungsprozesse selbst in Gang zu bringen, um eine erneute Straffälligkeit zu vermeiden.

Die JSA-Tour 2017 im Überblick

  • Mittwoch, 13. September: Jugendanstalt Neustrelitz, Neustrelitz
  • Donnerstag, 14. September: Justizvollzugsanstalt für Frauen Berlin, Berlin-Lichtenberg
  • Freitag, 15. September: Jugendstrafanstalt Berlin, Berlin-Plötzensee
  • Samstag, 16. September: Jugendarrestanstalt Berlin-Brandenburg, Berlin-Lichtenrade

Die mobile Ausstellung

Die Museumspädagogen bringen fünf robuste und flexibel einsetzbare Ausstellungswürfel mit 16 Vitrinen, Objekten und verständlichen Texttafeln mit, die Einblick in jüdische Geschichte und Lebenswelt geben. Anhand von Alltagsgegenständen und Zeremonialobjekten werden die Themen Jüdisches, Leben und Überleben, Lebenswege, Feste feiern und Anfang, Ende und Dazwischen vorgestellt. Das Spannungsfeld im 19. Jahrhundert zwischen dem Wunsch nach Anerkennung und Chancengleichheit einerseits, Berufsverboten und Diskriminierungen andererseits wird beispielhaft an den Lebensgeschichten des Kondomfabrikanten Julius Fromm und des berühmten Physikers und Weltbürgers Albert Einstein deutlich.

Zwei iPad-Workshops begleiten die Ausstellung

In begleitenden iPad-Workshops beschäftigen sich die Häftlinge anhand von Biografien mit Fragen zu Identitäten und jüdischem Leben nach 1945.

Im Workshop So einfach war das stellte das Jüdische Museum Berlin bekannten und unbekannten, gläubigen und weniger gläubigen Juden verschiedener Generationen die Frage: »Wie war das eigentlich nach 1945 als Jude in Deutschland aufzuwachsen?« Die Protagonisten erzählten zu einem Foto aus ihrer Kindheit oder Jugend eine für sie prägende Geschichte. So können die jugendlichen Häftlinge zum Beispiel die Kindheits- und Jugenderzählungen des Schriftstellers Wladimir Kaminer an iPads auswählen und anhören. Anschließend tauschen sie sich über die einzelnen Biografien aus und setzen ihre eigenen Erfahrungen in Bezug zu dem Gehörten.

Im Workshop Meine Seite(n) stehen aktuelle Biografien von jüdischen Jugendlichen im Vordergrund. Die iPads geben mit interaktiven Tagebüchern einen Einblick in das Leben der Jugendlichen und zeigen die kulturelle Vielfalt jüdischen Lebens in Deutschland heute. In einer anschließenden Diskussion nähern sich die Häftlinge den Themen Identität und Interkulturalität, Herkunft, Glaube und Heimat.

10 Jahre Bildungsinitiative on.tour – Das Jüdische Museum Berlin macht Schule

Das erfolgreiche Outreach-Programm on.tour – Das Jüdische Museum Berlin macht Schule startete 2007 als Pilotprojekt in Deutschland und ist bis heute eine Erfolgsgeschichte. Seitdem besuchte die mobile Ausstellung bundesweit 544 weiterführende Schulen sowie Jugendstrafanstalten. Bis heute nahmen mehr als 69.500 Jugendliche an dem Programm teil. Mit Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt, Sachsen, Hamburg/Schleswig-Holstein, Thüringen und Niedersachsen/Bremen fanden in diesem Jahr mit den Besuchen in den Jugendstrafanstalten sieben Touren statt.

Finanzierung

on.tour – Das Jüdische Museum Berlin macht Schule wird unterstützt von den Freunden des Jüdischen Museums Berlin. Weitere Unterstützer waren die Daimler Financial Services AG und das Ehepaar Eric F. Ross und Lore Ross (sel. A.).

Weitere Informationen zu on.tour

Weitere Informationen und die Termine der bundesweiten Tour finden Sie auf unserer Website unter www.jmberlin.de/aktuelles-von-ontour.

Berichterstattung

Eine Begleitung des Teams zur Berichterstattung ist in der Jugendanstalt Neustrelitz und der Jugendstrafanstalt Berlin nur unter vorheriger Anmeldung über presse@jmberlin.de oder telefonisch unter +49 (0)30 259 93 419 bis zum 11. September, 16 Uhr möglich. Der Zugang zu den Haftanstalten ist streng limitiert.

In der Justizvollzugsanstalt für Frauen in Berlin-Lichtenberg und der Jugendarrestanstalt Berlin-Brandenburg ist keine Begleitung möglich.

Fotos

Bildmaterial für die die aktuelle Berichterstattung unter Beachtung des Bildnachweises und die digitale Pressemappe zu on.tour finden Sie hier:

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