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Sensibilisierung für Flucht und Exil

Das Jüdische Museum Berlin besucht vom 10. bis 14. Oktober fünf Schulen in Bayern – Presseinformation

Pressemitteilung von Mi, 5. Okt 2016

Ab Montag, dem 10. Oktober macht die mobile Ausstellung des Jüdischen Museums Berlin Station in Bayern: Mit »on.tour – Das Jüdische Museum Berlin macht Schule« besucht das Museum eine Woche lang fünf Schulen in Burgkunstadt, Regensburg-Königswiesen, Bad Windsheim, Ebrach und Alzenau. Das Jüdische Museum Berlin fährt im zehnten Jahr weiterführende Schulen im ganzen Bundesgebiet an. Museumspädagogen laden die Schüler mit der mobilen Ausstellung und in iPad-Workshops zum Gespräch über jüdische Geschichte, Religion und Identität ein.

Kontakt

Pressestelle
T +49 (0)30 259 93 419
presse@jmberlin.de

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Stiftung Jüdisches Museum Berlin
Lindenstraße 9–14
10969 Berlin

Die besuchten Orte sind eng mit jüdischer Geschichte verbunden: So zählt die jüdische Gemeinde von Regensburg zu den ältesten in Deutschland und zu den bedeutendsten im mittelalterlichen Europa. Seit 1950 gibt es dort wieder eine jüdische Gemeinde, der Neubau einer Synagoge ist in Planung. Burgkunstadt war lange Zeit das jüdische Zentrum am Obermain und zählte zu den bedeutendsten jüdischen Gemeinden im ehemaligen Hochstift Bamberg. Die jüdische Bevölkerung machte zeitweise bis zu 35 Prozent der Einwohner aus. Nach dem zweiten Weltkrieg gab es in Bad Windsheim ein Camp für jüdische Displaced Persons: Fast 3.000 Menschen lebten hier, es gab sechs Synagogen, zwei jüdische Fußballclubs sowie zwei Jeschiwot, jüdische Hochschulen für das Studium von Tora und Talmud. Auch hier gab es schon im Mittelalter und seit dem Ende des 19. Jahrhunderts eine jüdische Gemeinde.

»Eines unserer Ziele ist es, Schülerinnen und Schüler für das Thema Flucht, Exil und Vielfalt in der Gesellschaft anhand der jüdischen Geschichte zu sensibilisieren«, sagt Sarah Hiron, Leiterin Outreach in der Bildungsabteilung des Jüdischen Museums Berlin. So wird das Thema »Leben und Überleben« an Fluchtgeschichten wie der der Hochspringerin Gretel Bergmann verdeutlicht, die 1936 bei den Olympischen Spielen als Favoritin für die Goldmedaille in letzter Minute von den Wettkämpfen ausgeschlossen wurde oder der der Familie des damals 12-jährigen Fritz Freudenheim, dem 1938 mit seinen Eltern und der Schwester die Flucht aus Berlin über Hamburg nach Uruguay gelang.

In den Gesprächen zwischen Museumspädagogen und Schülern werden neben den jüdischen Flucht- und Exilgeschichten auch Bezugspunkte zu Flucht und Ankommen heute thematisiert. Mit interaktiven Führungen durch die mobile Ausstellung und zwei iPad-Workshops laden die Guides die Schüler zum Gespräch über jüdische Geschichte ein und diskutieren mit ihnen über jüdische Religion, Tradition und Identität. Die Ausstellung ermöglicht den Museumspädagogen die Arbeit in kleinen Gruppen von fünf bis acht Schülern.

Themen der mobilen Würfelausstellung

In die fünf robusten hüfthohen Würfel sind insgesamt 16 Vitrinen eingebaut sowie Texte und Karten, Abbildungen und Fotografien angebracht. Die Würfel widmen sich den Themen »Jüdisches«, »Leben und Überleben«, »Lebenswege«, »Feste feiern« und »Anfang, Ende und dazwischen«. Unter Anleitung der Museumspädagogen erarbeiten sich die Schüler die fünf Themen in Kleingruppen und bewegen dabei die Würfel durch den Raum.
Der Ausstellungswürfel »Feste feiern« beispielsweise widmet sich den wichtigsten jüdischen Feiertagen. So lernen die Kinder und Jugendlichen, dass während des Pessach-Fests die Befreiung der Juden aus der ägyptischen Sklaverei gefeiert wird und dass das Chanukka-Fest an die Wiedereinweihung des Tempels in Jerusalem erinnert.

i-Pad-Workshop »So einfach war das«

In begleitenden Workshops beschäftigen sich die Schüler anhand von Biografien mit Fragen zu Identitäten und jüdischem Leben nach 1945. In dem iPad-Workshop »So einfach war das« stellte das Jüdische Museum Berlin bekannten und unbekannten, gläubigen und weniger gläubigen Juden verschiedener Generationen die Frage: »Wie war das eigentlich nach 1945 als Jude in Deutschland aufzuwachsen?« Die Protagonisten erzählten zu einem Foto aus ihrer Kindheit oder Jugend eine für sie prägende Geschichte. An iPads können die Schüler die Kindheits- und Jugenderzählungen von Minka Pradelski, Andrzej Bodek, Michael Brenner, Rachel Singer, Tsafrir Cohen, Wladimir Kaminer, Ekaterina Kaufmann, Zwi Wasserstein und Daniel Wildmann auswählen und anhören. Anschließend tauschen sie sich über die einzelnen Biografien aus und setzen ihre eigenen Erfahrungen in Bezug zu dem Gehörten.

i-Pad-Workshop »Meine Seite(n)« zu Judentum heute

Hier steht die Arbeit mit aktuellen Biografien im Vordergrund: Die Schüler lernen die unterschiedlichen Lebenswelten von sechs jüdischen Jugendlichen in Deutschland kennen. Interaktive Tagebücher auf iPads geben einen Einblick in das Leben von Adam, Albina, Benjamin, David, Helen und Leon. Gleichzeitig zeigen sie die kulturelle Vielfalt jüdischen Lebens in Deutschland heute. In kleinen Gruppen erarbeiten sich die Schüler jeweils eine Biografie und entdecken dabei auch eigene Seiten. Wie geht beispielsweise Albina mit einem christlichen Großvater, muslimischem Vater und jüdischer Mutter, mit ihrem Glauben um? Mit dieser und ähnlichen Fragen nähern sich die Schüler in der anschließenden Diskussion den Themen Identität und Interkulturalität, Herkunft, Glaube und Heimat.

Die Bildungsinitiative »on.tour – Das Jüdische Museum Berlin macht Schule«

»Jede Schülerin und jeder Schüler in Deutschland sollte mindestens einmal das Jüdische Museum Berlin besucht haben, bevor die Schule beendet ist«, sagt Gründungsdirektor W. Michael Blumenthal. Damit formulierte er das Ziel der mobilen Bildungsinitiative, diejenigen Schüler zu erreichen, die nicht ohne Weiteres nach Berlin reisen können. Seit 2007 besuchte das mobile Museum bundesweit mehr als 500 weiterführende Schulen sowie zwei Jugendstrafanstalten. Für seine innovative pädagogische Pionierarbeit wurde »on.tour« 2009 von der Initiative »Deutschland – Land der Ideen« ausgezeichnet. Bis Ende 2015 nahmen fast 70.000 Jugendliche an dem Programm teil. Bis Jahresende besucht das Jüdische Museum Berlin sieben Bundesländer und zwei Jugendstrafanstalten in Berlin und Mecklenburg-Vorpommern.

Die Bayern-Tour 2016

  • 10. Oktober: Gymnasium Burgkunstadt
  • 11. Oktober: Von-Müller-Gymnasium, Regensburg-Königswiesen
  • 12. Oktober: Sonderpädagogisches Förderzentrum, Bad Windsheim
  • 13. Oktober: Steigerwaldschule Staatliche Realschule Ebrach
  • 14. Oktober: Karl-Amberg-Mittelschule, Alzenau

»on.tour – Das jüdische Museum Berlin macht Schule« wird unterstützt von der Gesellschaft der Freunde und Förderer der Stiftung Jüdisches Museum Berlin e.V., der Daimler Financial Services AG und dem Ehepaar Eric F. Ross und Lore Ross (sel. A.).

Pressefotos für die Berichterstattung

Folgende Pressefotos können zur Bebilderung redaktioneller Beiträge über das Jüdische Museum Berlin unter Nennung der Bildunterschriften und Copyrightangaben honorarfrei verwendet werden. Für anderweitige Nutzungszwecke bitten wir, mögliche Kosten- und Copyrightfragen im Vorhinein mit uns abzuklären.

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