Insgesamt sind die drei Schulen sehr unterschiedlich mit den Impulsen aus Vielfalt in Schulen umgegangen. Jede Schule setzte eigene Akzente, ausgehend von der konkreten Situation der Schulen.
Hier erfahren Sie mehr über Aktivitäten der drei Partnerschulen.
B.-Traven-Oberschule
Die Gemeinschafts- und Ganztgsschule B.-Traven-Oberschule (BTO) liegt im Falkenhagener Feld in Berlin Spandau. Im Programm Vielfalt in Schulen widmete sie sich zwei zentralen schulinternen Entwicklungsfeldern. Erstens der Verbesserung des Angebots der Deutschklassen bzw. Lerngruppen für Neuzugänge ohne Deutschkenntnisse, unter Vielfaltsgesichtspunkten und zweitens dem Thema Beteiligung. In den Deutschklassen kommen Schüler*innen mit Migrationshintergrund aus ganz Berlin zusammen, mit dem Ziel, so gut Deutsch zu lernen, dass sie künftig am deutschsprachigen Fachunterricht teilnehmen können.
Die Zufriedenheit mit der Stellung der Deutschklassen im Schulleben wurde von Pädagog*innen, Schüler*innen und der Kerngruppe als sehr unbefriedigend beschrieben (strukturelle Trennung durch anderen Unterricht und temporären Aufenthalt, wenig soziale Kontakte zwischen Deutsch- und Regelklassen).
Um diese unbefriedigende Situation zu verändern, initiierte die Kerngruppe ein Theaterprojekt. Schüler*innen aus den Deutsch- und Regelklassen, wurden gleich im ersten Jahr von Vielfalt in Schulen gemeinsam künstlerisch aktiv. Gemeinsames gestalten und Theater spielen führte nicht nur zu neuen sozialen Kontakten zwischen der Schüler*innen der Lerngruppe und Schüler*innen der Regelklassen sondern auch zu einer wunderbaren Präsentation der Ergebnisse vor der Schulgemeinschaft.
Ähnlich wie das Projekt mit der Theaterwerkstatt bot auch die Schüler*innenausstellung zum Thema Zeit im Jüdischen Museum Berlin eine gute Möglichkeit, die Schüler*innen mit dem Thema der kulturellen Bildung näherzubringen. Hier arbeiteten die Klassen mehrerer Jahrgänge intensiv an der Ausstellung zum Thema Zeit im Jüdischen Museum Berlin. In einem Fotoprojekt präsentierten die Jugendlichen in ästhetisch anspruchsvoller Form, in welcher tristen Umgebung sie im Flüchtlingswohnheim leben müssen.
Die Stärkung der Unterrichtsqualität in den Lerngruppen für Neuzugänge setzte sich als roter Faden auch im zweiten Projektjahr 2013/2014 fort. Im vierten Fortbildungsmodul Diversität in der Jugendliteratur erhielten die Lehrer*innen Anregungen dazu, mit der Graphic Novel Ein neues Land von Shaun Tan, die ohne Schriftsprache gestaltet ist, mit theaterpädagogischen Methoden zu arbeiten. Sie entwickelten dazu eine Unterrichtseinheit mit einer Handreichung.
Am 8. Oktober 2014 kamen in der BTO ca. 50 Personen an vielen kleinen Tischen zusammen, um sich über das Thema Beteiligung auszutauschen. Auf einem kleinen Fachtag verbanden sich so zwei Themen, nämlich die Verankerung der bisherigen Aktivitäten zu Vielfalt in Schulen innerhalb der BTO und den Austausch über die Frage, wie steht es eigentlich mit unserer Beteiligungskultur an den Schulen. Zu diesen Themen versanstaltete die Schule einen kleinen Fachtag, der auch die Vernetzung und Multiplikation von Wissen und Erfahrungen in den Bezirk hinein zum Ziel hatte. In der dialogorientierten Veranstaltung, dem World Café, kam es zu einem regen Austausch zwischen den Lehrkräften der BTO, den Schüler*innen und einigen Kooperationspartner*innen der Schule. Diskutiert wurden folgende Fragen: Was können Schüler*innen im Schulbetrieb eigenständig gestalten und wo können die Verantwortung übernehmen? Was können wir (Lehrer*innen, Eltern, Schüler*innen, Kooperationspartner*innen) tun, um unsere Schule aktiv mitzugestalten und die Schüler*innen in ihrer Eigenständigkeit zu unterstützen?
Die gemeinsame Auseinandersetzung zum Thema Beteiligung mündete zum Ende der Veranstaltung darin, dass die teilnehmenden Schüler*innen das Format des World Café aufgriffen und zu der Idee kamen, zukünftig in der Schüler*innenvertretung ebenfalls nach diesem partizipativen, offenen Format zu arbeiten.
Ernst-Schering-Schule
Das Team der Ernst-Schering-Schule (ESS), der Gesamtschule in Berlin-Wedding, wollte mit Vielfalt in Schulen vor allem erreichen, dass alle Schüler*innen sich stärker mit der Schule identifizieren und die Schule von der Öffentlichkeit in der pädagogischen Qualität wahrgenommen wird, die sie anbietet. Die Aktivitäten im ersten Projektjahr bezogen sich daher auf der stärkeren Beteiligung der Schüler*innen an der Gestaltung ihrer Schule. Zu diesem Zweck wurde im 7. und 8 Jahrgang der Klassenrat eingeführt bzw. ausgebaut. Eine fachliche Unterstützung hat die Schule u.a. durch die Klassenratsschulung der Deutschen Gesellschaft für Demokratiepädagogik e. V. erhalten.
Das Thema Außenwahrnehmung und Identifikation konnten gut mit der Schüler*innenausstellung ZeitDinge kombiniert, wodurch die Sichtbarkeit der Schule im Bezirk und in der Schulgemeinschaft erhöht werden. Schüler*innen mehrerer Klassen unterschiedlicher Jahrgänge erarbeiteten Themen und Stationen mit Objekten für die Ausstellung ZeitDinge, die im Sommer 2013 im Jüdischen Museum Berlin präsentiert wurde (Mehr zur Ausstellung in unserem Blog.)
Für die Schule wurde ein Screen angeschafft, der von Schüler*innen erstellte Berichte aus Vielfalt in Schulen im Schulgebäude veröffentlicht, Projektkarten anlegt, die schulintern Vielfalt-Aktivitäten portraitieren und dazu einladen, mitzuwirken oder ein Projekt selbst durchzuführen.
Im zweiten Projektjahr entwickelten Lehrkräfte für das Fach Ethik in schulübergreifender Zusammenarbeit mit der B. Traven Schule ein Projekt zu Antisemitismus und Social Media, dem 3. Fortbildungsmodul.
Eine Unterrichtseinheit auf Grundlage der Fortbildung »Diversität in der Jugendliteratur« wurde konzipiert, konnte aber nicht mehr umgesetzt werden. Die am Programm teilnehmenden Lehrer*innen wollen Vielfalt in Schulen für alle Lehrer*innen und Schüler*innen noch sichtbarer machen, beispielsweise wollen sie über einen Screen im Schulgebäude über Aktivitäten berichten. Erfolgreiche Methoden für das fächerübergreifende Arbeiten wie die Ausstellung ZeitDinge wollen sie im Schulgebäude rekonstruieren, in Zukunft durch Exponate aus anderen Unterrichtsprojekten erweitern und das Thema »Umgang mit Vielfalt« weiteren Kolleg*innen, Schüler*innen und Besucher*innen zugänglich machen.
Am 11. Juni 2014 veranstaltete die Schule einen »Kleinen Fachtag« zur Vernetzung im Bezirk. Es diskutierten – trotz Unwetterwarnung – ca. 35 Personen über das Thema Vielfalt und darüber, was ein »guter Umgang mit Vielfalt« an der Schule und im Bezirk (Wedding), bedeutet. In der dialogorientierten Veranstaltung kam es zu regem Austausch zwischen Lehrkräften der ESS, ihrer Kooperationsparter und den Lehrkräften aufnehmender und abgebender Schulen. Deutlich wurde, dass sich viele Teilnehmenden mit dem Thema beschäftigen. Alle waren sich einig, dass die spontane Einladung des Schulleiters, sich im Dezember 2014 erneut zu einem Treffen dieser Art zu verabreden, um in einen prozessorientierten, langfristen Austausch zum Thema Vielfalt zu gehen, eine gute Idee ist.
Hermann-Hesse-Schule
Die Hermann-Hesse-Schule (HHS), ist ein Kreuzberger Gymnasium und eine Ganztagsschule. Eine der Aktivitäten im ersten Projektjahr bestand darin, Vielfalt in Schulen mit dem bestehenden Programm »Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage« zu verknüpfen: Die Schüler*innen wählten unter dem Motto »Vielfalt« Themen aus, mit denen sie sich in Workhops und Projekten intensiv auseinandersetzten. Das Vielfalt in Schulen-Team entwickelte darüber hinaus eine Unterrichtsreihe mit dem Leitmotiv »Ich will so sein, wie ich bin!?«, um in verschiedenen Fächern (Philosophie, Geschichte, Deutsch, Französisch) die Auseinandersetzung der Schüler*innen mit »Identität(en)« zu fördern.
Im zweiten Programmjahr wurden diese Unterrichtseinheiten dokumentiert und in einer Dropbox gesammelt. So wird es auch Kolleg*innen innerhalb der Hermann Hesse Schule aber auch Kolleg*innen anderer Schulen möglich, die Unterrichtsreihen selbst durchzuführen, oder sich Inspiration für eine eigene Transferleistung in den eigenen Unterricht zu holen. Die Prozessbegleiterin der DKJS unterstützte die Lehrerkräfte der HHS aktiv dabei, das Projekt Vielfalt in Schulen ins gesamte Kollegium zu tragen und zum Bestandteil des Schulentwicklungsprozesses zu machen, den die Hermann Hesse Schule gerade angeht.
Auf einem so genannten Dialogtag, zu dem Eltern, Schüler*innen, Lehrkräfte und andere Pädagog*innen eingeladen waren, starteten die Beteiligten einen offenen Austausch über den guten Umgang miteinander zur Verbesserung des Schulklimas und entwickelten erste Ideen dazu. An der Hermann-Hesse-Schule konzentrierte sich die Projektverantwortliche gestützt durch den Schulleiter und der Prozessbegleiterin auf die Durchführung eines internen »Dialogtages«, um die Vielfaltsthematik in die Steuergruppre zur Schulentwicklung einzubringen und sich darüber auszutauschen, was der Umgang mit Vielfalt für die Unterrichts- und Schulpraxis bedeutet.
Langfristige Zusammenarbeit zwischen Schule und Museum
Die Orientierung an Vielfalt und damit verbundene Projekte wurden ins Schulprogramm aufgenommen. Zurzeit entwickelt das Vielfalt-Team ein Konzept für eine langfristige Zusammenarbeit mit dem Jüdischen Museum Berlin.
Die Unterrichtsreihe »Ich will so sein, wie ich bin« wurde in einer »Vielfaltbox« dokumentiert, so dass sie auch von anderen Kolleg*innen durchgeführt werden kann.
Die Auseinandersetzung über den Umgang mit Vielfalt an der Schule wurde mit dem gesamten Kollegium geführt. Diesem Wunsch wurde mit einem internen Dialogtag nachgekommen, welcher von der Kerngruppe in Zusammenarbeit mit der Prozessbegleiterin vorbereitet wurde. Während der internen Dialogrunde diskutierten Lehrkräfte, Pädagog*innen, Eltern und Schüler*innen über ihr Verständnis eines guten Umgangs mit Vielfalt und einer Verbesserung des Schulklimas. Eine Erkenntnis, die die Gruppe nach dem intensiven Dialog gewann, war, dass es schon viele Angebote an der Schule gebe (z. B. Konfliktlotsen), diese aber in der Zukunft besser genutzt und koordiniert werden könnten.
Im Ergebnis des intensiveren Austausches im Kollegium und der Multiplaktion des Wissen aus Vielfalt in Schulen in der Schule entstand eine Art Absichtserklärung zum »Umgang mit Vielfalt«, welche ins sich entwickelnde Schulprogramm aufgenommen wurde.
Ganztagsschule in der Prozessbegleitung
Die Hermann-Hesse-Schule ist seit dem Schuljahr 2013/14 Mitglied des Ganztagsschulnetzwerk BERLIN – einem Angebot der Serviceagentur »Ganztägig lernen Berlin« – und arbeitet hier gemeinsam mit anderen Berliner Schulen an der Konzeption ihres Ganztagsangebotes. Über diese Serviceagentur konnte auch Unterstützung für den gesamten Schulentwicklungsprozess an der Hermann-Hesse-Schule vermittelt werden: Eine regionale Schulentwicklungsberaterin beriet die Steuergruppe dabei, ihr Schulprogramm zu überarbeiten und ein Leitbild zu entwickeln.