Vor 80 Jahren, am 11. September 1941, ordnete die Gestapo die Auflösung des Jüdischen Kulturbunds in Deutschland an. Gegründet wurde er im Sommer 1933 auf Initiative des Musikwissenschaftlers, Arztes und ehemaligen Opernintendanten Kurt Singer sowie des Regisseurs Kurt Baumann, um jüdischen Künstler*innen nach ihrer Entlassung aus öffentlichen Kultureinrichtungen eine Existenzgrundlage zu sichern. Zu seinem Programm gehörten Theater- und Opernaufführungen, Konzerte, Kleinkunstveranstaltungen, Vorträge, Ausstellungen und Filmvorführungen. Das Angebot stand unter strenger Aufsicht des Regimes und war nur für Jüdinnen*Juden vorgesehen.
Video-Mitschnitt vom 12. September 2021; Jüdisches Museum Berlin 2021
In einem musikalisch-literarischen Abend präsentieren renommierte Künstler*innen ausgewählte Stücke aus dem breiten Repertoire des Kulturbunds: Auszüge aus den Theaterstücken Nathan der Weise von Lessing und Das Gericht von Shulamit Bat-Dori, Kompositionen von Franz Schubert, Ernest Bloch, Modest Mussorgski und Max Kowalski, jiddische Lieder, Dichtungen von Arthur Silbergleit, Manfred Sturmann, Nelly Sachs, Anna Joachimsthal-Schwabe und Gertrud Kolmar, sowie Szenen und Lieder aus den Lustspielen und Revuen Arm wie eine Kirchenmaus, Warum lügst Du, Cherie? und Bitte einsteigen!
Künstler*innen:
Alvaro Parra (Geige), Jörg Pose (Sprecher), Jalda Rebling (Gesang), Alma Sadé (Gesang), Paula Sell (Akkordeon), Roger Tréfousse (Klavier), Renate Weyl (Sprecherin)
In Zusammenarbeit mit der Akademie der Künste, Berlin und dem Institut für Theaterwissenschaft der Freien Universität Berlin
Programm
Gotthold Ephraim Lessing | Ringparabel aus Nathan der Weise | gelesen von Jörg Pose |
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Zum Musikprogramm des Kulturbunds
Einführung von Daniela Reinhold
Franz Schubert | Die Krähe aus der Winterreise | Roger Tréfousse (Klavier), Alma Sadé (Gesang) |
Werke jüdischer Autor*innen
Gelesen von Renate Weyl und Jörg Pose
Arthur Silbergleit | vor der Tür des Jüdischen Wohlfahrtsamts & Der Leuchter | Oktober 1935 |
Manfred Sturmann | Das Bekenntnis & Die Siedler | Juni 1938 |
Anna Joachimsthal-Schwabe | Litanei der Armen | September 1938 |
Nelly Sachs | Nachtlied & Schlaflied | September 1938 |
Jiddische Lieder | Avromele Melamed, Rosinkes mit Mandeln, Gut fun Avrom | Jalda Rebling (Gesang), Paula Sell (Akkordeon) |
Ernest Bloch | Baal schem [Drei chassidische Stimmungen], Nr. 2 Nigun | Roger Tréfousse (Klavier), Alvaro Parra (Geige) |
Die Kleinkunstbühne des Kulturbunds
Einführung von Peter Jammerthal
Ladislaus Fodor | Arm wie eine Kirchenmaus. Lustspiel, Auszug (1938) | gelesen von Renate Weyl und Jörg Pose |
Kurt Schwabach / Willy Rosen | Wenn Du einmal Dein Herz verschenkst Lied aus dem gleichnamigen Film | Jalda Rebling (Gesang), Paula Sell (Akkordeon) |
Leonhard K. Märker | Warum lügst du, Chérie? Lied aus dem gleichnamigen Lustspiel (März 1938) | Alma Sadé (Gesang), Roger Tréfousse (Klavier) |
Ein zeitgenössisches Theaterstück
Einführung von Stephan Dröschel
Shulamit Bat-Dori | Das Gericht, Auszug | gelesen von Renate Weyl und Jörg Pose |
Modest Mussorgsky | Il Vecchio Castello aus Bilder einer Ausstellung | Roger Tréfousse (Klavier) |
Gertrud Chodzienser | Die Entführte, Moses in Kästchen, Ein grünes Kleid, Dagon spricht zur Lade (Oktober 1940) | gelesen von Renate Weyl |
Max Kowalski | Zwei Lieder für Bariton und Klavier aus Japanischer Frühling Nr. 3 Schnee im Frühling, Nr. 7 Gleiche Sehnsucht | Alma Sadé (Gesang), Roger Tréfousse (Klavier) |