Der Anfang vom Ende des deutschen Judentums

1933

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Donnerstag,
20. April 1933

Einladung zu einer »Massenkundgebung« im Münchner Zirkus Krone

Für den Abend des 19. April 1933 waren die Münchner Juristen eingeladen, in den Zirkus Krone zu kommen. Auf dem Programm standen jedoch weder Seiltänzerinnen noch Löwendompteure. Es sprachen die Justizminister Bayerns und Preußens, Hans Frank und Hanns Kerrl, der Ministerialdirektor im preußischen Justizministerium Roland Freisler sowie der »Stürmer«-Herausgeber Julius Streicher – allesamt langjährige Mitglieder der NSDAP. Die Einladung kündigte unverblümt das »Motto« des Abends an: »Hinaus mit den Juden aus sämtlichen öffentlichen Ämtern und aus der Anwaltschaft«.

Der Empfänger dieses Schreibens war der Rechtsanwalt K. Panzer. Der Stempel oben rechts gibt den 20. April 1933 als Eingangsdatum an. Die Veranstaltung hatte also bereits stattgefunden, die Einladung kam zu spät. Ob Herr Panzer einen verspäteten Eingang des Briefes nur vortäuschte, um etwa sein Fehlen auf der »Massenkundgebung« zu begründen, ist reine Spekulation. Ebenfalls ungewiss ist, wie das Dokument in die Hände seines jüdischen Kollegen Fritz Dispeker gelangte.

Fritz Dispeker (1895–1986) sammelte Flugblätter und Druckschriften, die die nationalsozialistische Hetze gegen die jüdischen Juristen dokumentierten. Nach den Boykott-Aktionen, die im April 1933 begannen, blieben die Klienten der renommierten Kanzlei fern, in der er arbeitete. Im Jahr 1936 musste Fritz Dispeker seine Zulassung als Rechtsanwalt aufgeben. Die von ihm gesammelten Dokumente vertrauten seine Nachfahren im Jahr 2005 dem Jüdischen Museum Berlin an.

Monika Flores Martinez

Kategorie(n): Juristen | München
Einladung zur »Massenkundgebung« im Zirkus Krone, München, 19. April 1933
Schenkung von Brigitte Komischke
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