Der Anfang vom Ende des deutschen Judentums

1933

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Freitag,
21. Juli 1933

Führerschein von Albert Löwenberg

Am 21. Juli 1933 erhält der 18-jährige Albert Oskar Löwenberg (1915–1996) einen Ausweis, der ihn dazu berechtigt, »ein Kraftfahrzeug mit Antrieb durch Verbrennungsmaschinen der Klasse 1« zu führen. Der junge Berliner konnte damals noch nicht ahnen, dass dieser Führerschein die Existenzgrundlage für sein späteres Leben in Israel bilden würde.

Angesichts der wachsenden Repressionen und ohne Hoffnung auf eine berufliche Zukunft in Nazi-Deutschland schloss sich Albert wie viele seiner deutsch-jüdischen Altersgenossen nach 1933 der zionistischen Jugendbewegung Hechaluz (»Der Pionier«) an. Deren Ziel war es, für ihre Mitglieder die Übersiedlung nach Palästina (»Alija«) vorzubereiten. Albert war einer von etwa 7.000 jungen Juden, die zwischen 1933 und 1936 auf diesem Weg der Verfolgung entkamen. Gemäß dem Hechaluz-Ideal von »produktiver Selbstarbeit« absolvierte Albert 1934 ein landwirtschaftliches Praktikum und wanderte im Juni des gleichen Jahres aus. In Palästina lernte er seine spätere Ehefrau Gitel Beck kennen, mit der er drei Kinder bekam. Den Führerschein konnte Ascher Löwenberg, wie sich Albert in der neuen Heimat nannte, gut gebrauchen. Er arbeitete jahrelang für verschiedene Fuhrunternehmen und gründete später einen eigenen Taxibetrieb.

Auch Alberts Geschwister emigrierten und bauten sich in den USA, in Australien und Palästina ein neues Leben auf. Den Eltern gelang es dagegen nicht, Deutschland zu verlassen. Die Mutter Martha Löwenberg, geb. Jacobus, starb 1942 in Berlin. Der Vater Carl Löwenberg, der von Beruf Herrenschneider war, wurde 1943 nach Auschwitz deportiert und dort ermordet.

Trotz allem blieb Albert Deutschland ein Leben lang verbunden. Er erhielt 1956 die deutsche Staatsbürgerschaft zurück und verbrachte im Alter regelmäßig Kuraufenthalte im Schwarzwald.

Katharina Neumann

Kategorie(n): Auswanderung | Berlin | Zionismus
Führerschein von Albert Löwenberg, ausgestellt vom Landrat des Kreises Teltow, Berlin, 21. Juli 1933
Schenkung von Yoram Löwenberg in Gedenken an die liebe Familie Löwenberg, seine Eltern Gisa (Gitel) und Albert (Ascher) Löwenberg
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