»Wem gleicht dieses Grinsegesicht?«, fragt die Zeitschrift »MAD« seit mehr als einem halben Jahrhundert. Im Mai 1956, zwei Jahre nachdem das scheinbar vertraute Antlitz zum ersten Mal auf dem Cover des Satiremagazins erschienen war, erfuhr der geneigte Leser den Namen: Alfred E. Neuman. Kurz darauf verlieh ihm Norman Mingo jene unverkennbaren Züge, die in unerschütterlicher Gelassenheit »Na und?« sagen. Wer da so grinst, weiß bis heute niemand.
© 2010 DC Comics
Nathan Kishon hat Beruf und Berufung verloren. Als ihm vorgeworfen wird, gegen die Regeln zu verstoßen, packt der koschere Schlächter seine sieben Sachen zusammen und schließt sich der Bewegung zur Gründung einer neuen jüdischen Heimat an. Alsbald verliert er aber den Glauben und streunt durch die Wälder des Staates New York. Der Protagonist von Ben Katchors Graphic Novel »Der Jude von New York« (1998) irrt durch eine Welt zwischen jüdischer Tradition und säkularer Moderne, deren Gesetze rätselhaft geworden sind.
© The Wylie Agency
Didi sucht nach dem ultimativen sexuellen Höhepunkt. Aber sie findet auch immer wieder Zeit, um sich dekorativ auf einem Sofa niederzulassen, ein Glas Martini zu trinken oder ihre Wohnung neu zu gestalten. Die fabelhafte Dame ist der Männertraum schlechthin. Und eben deshalb nimmt ihre Autorin, Diane Noomin, mit Didi die Wünsche auf die Schippe, die den Alltag der weißen US-amerikanischen Mittelklasse versüßen sollen.
© Diane Noomin
Einen Vertrag mit Gott bricht man nicht so leicht – oder etwa doch? Das Waisenkind Frimme muss zwar ins Exil gehen, aber es verlässt sich auf den Vertrag, den es mit Gott geschlossen hat. Doch dann stirbt der einzige Mensch, den der mittlerweile Erwachsene liebt. Frimme Hersh versucht den Vertrag zu kündigen und entwickelt sich zum rücksichtslosesten Immobilien-Tycoon New Yorks. Wie die Geschichte weitergeht, erfahren Sie in Will Eisners erster Graphic Novel aus dem Jahr 1978.
© Denis Kitchen Art Agency
The Bunch (das Bündel) ist schrill, laut und hysterisch – also genau das, was Frauen nicht sein sollen, aber schon immer waren. Die Geschichten, in die sie sich verstrickt, greifen die Erzählungen von Hysterikerinnen auf den psychoanalytischen Sofas auf. Aber sie lesen sich, laut Cover, »billiger als eine Therapie«. The Bunch ist der Spitzname und das feministische Alter Ego von Aline Kominsky-Crumb – eine schillernde Figur in der Underground-Comicszene seit den 1970er Jahren.
© Aline Kominsky-Crumb
Ein Shmoo kommt selten allein. Und ist weit mehr als eine Comic-Figur. Als ein Geschenk der besonderen Art stillt er bei Bedarf allen Hunger, und sein Kollege Super-Shmoo beschützt, wen immer er beschützen mag. Der Shmoo vervielfältigt sich nicht nur in den »Li’l Abner«-Strips seines Erfinders, Al Capp. Er ziert auch so ziemlich alles, was sich während der späten vierziger Jahre in den US-amerikanischen Wohnzimmern befindet: Geschirr, Tapeten, Uhren, Spiele, Karten, Vorhänge, Stift, Papier und Worte… So wünscht man sich dies- und jenseits des Comics: »Happy Schmoo-Year«.
© Simon and Schuster
Wer kennt sie nicht, die fliegende Ritterfigur des 20. Jahrhunderts, die für Gerechtigkeit kämpft? Der auf Krypton geborene Alien heißt mit bürgerlichen Namen Clark Kent, lebt in Metropolis und ist dort ebenso fremd wie die jüdischen Immigranten in der US-amerikanischen Gesellschaft der 1930er Jahre. Von Jerry Siegel und Joe Shuster mit Superkräften versehen, mutiert Superman schon bald zur populären Geheimwaffe im Kampf gegen das nationalsozialistische Deutschland. Seine Heldentaten vervielfältigen sich in täglichen Zeitungsstrips, einer eigenen Heftreihe, Radiosendungen und Zeichentrickfilmen.
© 2010 DC Comics
Eigentlich verkauft Abraham Kabibble Autos, aber meistens ist er mit ganz anderen Dingen beschäftigt. Der wendige Abie ist ein Agent in eigener Sache: Er spricht englisch mit jiddischem Akzent und deutscher Grammatik und träumt von der Integration deutscher Juden in die US-amerikanische Gesellschaft. Als Titelheld der Zeitungsstrips von Harry Hershfield avancierte er zur bekanntesten jüdischen Comic-Figur seiner Zeit. Der 1914 erschaffene Abie spielt mit gängigen Klischeevorstellungen vom jüdischen Immigrantenleben in New York.
© Musée d’art et d’histoire du Judaïsme Paris
Benjamin (Ben) Jacob Grimm schämt sich für sein ungelenkes Aussehen. Doch alle Versuche, ihn in ein menschliches Wesen zurückzuverwandeln, sind zum Scheitern verurteilt. Also muss das Ding, das Stan Lee und Jack Kirby 1961 erschufen, als Mitglied der Fantastischen Vier lernen, seinen Körper zu akzeptieren. Denn schließlich sieht es nicht nur aus wie der Golem, sondern verfügt auch über ungeahnte Superkräfte. Und die Liebe einer blinden Bildhauerin ist ihm ohnehin gewiss – selbst wenn das Ding das nicht glauben mag.
TM & © MARVEL
Liebende sollen einander ebenbürtig sein. Also möchte die Katze in die jüdische Gemeinde aufgenommen werden, der auch ihre Geliebte angehört. Sie beginnt zu sprechen und fordert von ihrem Herrn, dem Rabbiner Abraham Sfar: »Ich möchte auch eine Bar Mitzwa haben!« Und so beginnt die Reise durch die jüdische Lebenswelt Algeriens, den Orient und die Großstadt Paris, die Joann Sfars Geschichte »Die Katze des Rabbiners« in bunten Farben erzählt.
© Édition Dargaud
W. Kaninchen, genaues Alter unbekannt, ist Privatdetektiv und Unternehmer. Sascha Hommer und Jan-Frederik Bandel zufolge hat er durch verschiedene Geschäfte sogar einigen Wohlstand erlangt. Ob ihm dabei etwa gar Superkräfte zunutzen gewesen sein mögen, vermag niemand zu sagen. W. Kaninchen arbeitet an dem mehrbändigen Memoirenwerk »Im Museum«, das »in gänzlich uneiteler Weise« (W. Kaninchen) seine Begegnung mit zahlreichen bedeutenden Personen der Zeitgeschichte verzeichnet, und in Auszügen hier veröffentlicht wird.
© Sascha Hommer
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