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Leo Baeck

Rabbiner

Leo Baeck (1873–1956) war eine wichtige Persönlichkeit für das deutsche Judentum und eine Leitfigur für die verfolgten und entrechteten Jüd*innen in der Zeit der NS-Herrschaft.

Rabbiner und Religionsphilosoph

Baeck wurde 1873 in Lissa, Posen (heute Leszno, Polen) geboren. Nach dem Vorbild seines Vaters Dr. Samuel Baeck entschied er sich, ebenfalls Rabbiner zu werden: Leo Baeck studierte in Breslau und Berlin und schloss sein Studium 1895 mit einer Arbeit über den Philosophen Baruch de Spinoza (1632–1677) ab.

Das Wesen des Judentums ist Baecks bekanntestes Werk; die erste Fassung erschien 1905. Es ist eine systematische Darstellung der jüdischen Religion, angelegt als Antwort auf das Buch Das Wesen des Christentums (1900), in dem der einflussreiche christliche Theologe Adolf von Harnack das Judentum als schäbig und minderwertig verunglimpft hatte.

Ab 1907 war Baeck zunächst Rabbiner in Düsseldorf. Ende 1912 berief ihn dann die Jüdische Gemeinde Berlin als Rabbiner – er blieb über dreißig Jahre in diesem Amt. An der Hochschule für die Wissenschaft des Judentums hielt er Vorlesungen und kümmerte sich zudem im Ersten Weltkrieg als Feldrabbiner um jüdische deutsche Soldaten.

Vertreter der deutschen Jüd*innen

Als eine der Leitfiguren des deutschen Judentums, von liberalen und orthodoxen Jüd*innen gleichermaßen geachtet, übernahm Leo Baeck zahlreiche hohe Ämter. 1933 wurde er zum Präsidenten der Reichsvertretung der deutschen Juden ernannt. In diesem Verband hatten sich die jüdischen Gemeinden zusammengeschlossen in der Hoffnung, so ihre Rechte unter der nationalsozialistischen Herrschaft besser verteidigen zu können.

Deportation und Überleben

Trotz unzähliger Appelle und Gelegenheiten lehnte Baeck es ab, sich in die Emigration zu retten. Er half anderen dabei, Deutschland zu verlassen, blieb aber selbst vor Ort, um diejenigen zu vertreten, die keine Möglichkeit zur Flucht hatten. 1937 starb seine Frau Natalie; sie wurde auf dem jüdischen Friedhof in Berlin-Weißensee begraben. Im Januar 1943 wurde Leo Baeck ins Konzentrationslager Theresienstadt deportiert. Dort war er Mitglied des Ältestenrats der Gefangenen.

Er überlebte das Lager und ging nach der Befreiung 1945 nach London, wohin 1938 bereits seine Tochter ausgewandert war. Der „Council of Jews from Germany“ (Rat der Jüd*innen aus Deutschland) ernannte Baeck zu seinem Präsidenten. Diese Vereinigung bemühte sich um die Vertretung von aus Deutschland geflohenen Jüd*innen in verschiedenen Ländern, beispielsweise für die Rückgabe von Eigentum, das ihnen während der NS-Zeit geraubt oder entzogen worden war.

Ehrungen der Nachkriegszeit

In den Nachkriegsjahren setzte Baeck sich mit großem Engagement für den Dialog zwischen Jüd*innen und Nichtjüd*innen ein und hielt zahlreiche Vorträge in Deutschland. 1953 verlieh ihm Bundespräsident Theodor Heuss das Große Bundesverdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland. Im Jahr 1955 wurde er der Präsident des ihm zu Ehren benannten Leo Baeck Instituts – einer Forschungseinrichtung mit Archiv zum deutschsprachigen Judentum. Eine Zweigstelle des Archivs gibt es bei uns im Museum.

Im Jahr 1956 starb Leo Baeck in London.

Leo Baeck

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