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Rückzugsort in Zeiten des Nationalsozialismus: das jüdische Erholungsheim Lehnitz

Objekt im Fokus

Auf einer Schwarz-Weiß-Fotografie sehen wir Jugendliche, die einen Festgottesdienst begehen. Sie befinden sich in einer Synagoge in Lehnitz bei Berlin – einer der letzten, die vor dem Zweiten Weltkrieg in Deutschland eingeweiht wurden.

Schwarz-Weiß Foto mit Jugendlichen bei einem Festgottesdienst in einer Synagoge

Festgottesdienst in der Synagoge des Jüdischen Erholungsheims Lehnitz; Jüdisches Museum Berlin, Schenkung von Ernest J. Mann, früher Ernst Glücksmann

Erholungs- und Bildungsmöglichkeiten

In Lehnitz hatte im Sommer 1934 die feierliche Eröffnung eines Erholungsheims stattgefunden, das bald zu einem beliebten Tagungsort für Organisationen wie den Jüdischen Frauenbund oder die Reichsvertretung der Juden in Deutschland wurde. Lehnitz bot, neben Erholungs- und Bildungsmöglichkeiten für Kinder und Erwachsene, einen hauswirtschaftlichen Lehrgang für Mädchen an. Der Gemeinschaftssinn, die Stärkung einer jüdischen Identität und die Ausübung der Religion hatten dabei einen hohen Stellenwert.

Die Geschichte vom Kohlenkeller

Um dem Bedarf nach einer Synagoge gerecht zu werden, wurde ein Kellerraum des Heims umgewandelt. In seiner Geschichte vom Kohlenkeller beschreibt Dr. Ernst Simon, wie daraus eine Synagoge wurde: „Zuerst flogen die Kohlen heraus, dann das Gerümpel und zuallerletzt die Leitern […]. Ein heiliger Schrein wurde bestellt, zwei Torarollen von der Gemeinde Berlin überlassen, ein Almemor errichtet, zwei prächtige Stühle und eine Reihe geschmackvoller Bänke für die Inneneinrichtung angeschafft und nun ist wieder eine neue Stätte für jüdischen Gottesdienst geschaffen.“

Tora

Die Tora ist der erste Teil der aus drei Teilen bestehenden hebräischen Bibel (Tanach). Sie beinhaltet fünf Bücher, die in den deutschen christlichen Bibelübersetzungen als die fünf Bücher Mose bezeichnet werden.

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Almemor

Als Almemor oder Bima wird der Platz in einer Synagoge bezeichnet, von dem aus die Tora während des Gottesdienstes verlesen wird.

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Ernst Simon

Ernst Akiba Simon (1899 in Berlin – 1988 in Jerusalem) war ein israelischer Religionsphilosoph, Pädagoge und Historiker deutscher Herkunft.

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Schwarz-Weiß Foto eines Kohlehaufens in einem Kohlenkeller

Der Kohlenkeller im Jüdischen Erholungsheim Lehnitz, bevor er zu einer Synagoge umgebaut wurde; Jüdisches Museum Berlin, Schenkung von Ernest J. Mann, früher Ernst Glücksmann

Die Leiterin Frieda Glücksmann

Das Foto entstand zwischen 1934 und 1938, bevor das Erholungsheim nach dem Novemberpogrom am 9. November 1938 geschlossen wurde. Frieda Glücksmann, auf dem oberen Bild die zweite von links in der letzten Reihe, war die Leiterin des Heims. Ihr war es gelungen, Lehnitz in Zeiten der Bedrängnis für viele zu einem Refugium, einem Ort jüdischer Selbstbehauptung inmitten einer feindseligen Umgebung zu machen. Frieda Glücksmann konnte 1938 nach England emigrieren und leitete dort Heime für jüdische Flüchtlingskinder. Ihr Nachlass mit zahlreichen Dokumenten und Fotografien zur Geschichte des Erholungsheims Lehnitz befindet sich heute in unserer Sammlung.

Titel Synagoge im Jüdischen Erholungsheim Lehnitz
Sammlungsgebiet Fotografie
Ort und Datierung Lehnitz, 1934–1938
Material Fotografien auf Silbergelatinepapier
Erwerb Schenkung von Ernest J. Mann, früher Ernst Glücksmann
Schwarz-weiß Fotografie der Synagoge in Lehnitz

Die Synagoge im Jüdischen Erholungsheim Lehnitz von 1935 bis 1938; Jüdisches Museum Berlin, Schenkung von Ernest J. Mann, früher Ernst Glücksmann

Ausgewählte Objekte: Fotografische Sammlung (6)

  • Fotografische Sammlung

    Von einer frühen Werbefotografie der Fotografin Yva bis zur Dokumentation jüdischen Lebens in Deutschland vor und nach der Schoa: Entdecken Sie ausgewählte Objekte aus unserer Fotografischen Sammlung und die Geschichten dazu!

  • Schwarz-Weiß-Fotografie einer Frau, deren Gesicht geisterhaft noch einmal neben ihr schwebt.

    „Amor Skin“

    Das Vintageprint ist ein Beispiel für frühe Werbefotografie: Durch Mehrfachbeleuchtung gelang es der Fotografin Yva, unwirkliche und traumhafte Erscheinungen heraufzubeschwören

  • Schwarz-Weiß-Foto einer Reihe Auszeichnungen und Orden.

    „Weiße Wochen“ im Warenhaus Ury

    Mit einer hell erleuchteten Fassade machten die Gebrüder Ury im Februar 1930 Kund*innen auf die „Weiße Wochen“ aufmerksam. Die Werbekampagne war Teil ihrer modernen Geschäftsführung und damit ihres Erfolges

  • Schwarzweiß-Fotografie: Ein Herr mit Jagdhut und Anzug präsentiert eine Kette mit zahlreichen Anhängern.

    Hugo Spiegel als Schützenkönig

    Die Fotografie von Leonard Freed zeigt den Vater des späteren Zentralratspräsidenten Paul Spiegel. Der Schoa-Überlebende war vermutlich der erste jüdische Schützenkönig in Deutschland

  • Schwarz-Weiß-Foto einer Gruppe Menschen in bayrischen Trachten.

    Sally Israel in bayrischer Landestracht

    Um den Berliner Kaufmann versammeln sich drei weitere Kurgäste in volkstümlichen Trachten für ein Erinnerungsfoto aus Bad Reichenhall. Der Badeort war auch bei jüdischen Erholungssuchenden hoch geschätzt

  • Schwarz-weiß-Fotografie einer Gruppe Kinder.

    Synagoge im Jüdischen Erholungsheim Lehnitz

    Die Synagoge war eine der letzten, die vor dem Zweiten Weltkrieg in Deutschland eingeweiht wurde. Das Erholungsheim war für viele zu einem Ort jüdischer Selbstbehauptung inmitten einer feindseligen Umgebung geworden

  • Männer halten Torarollen in den Händen.

    Wiedereinweihung der Synagoge des Jüdischen Krankenhauses

    Ein Jahr nach Ende des Zweiten Weltkrieges wurde 1946 die Synagoge des Jüdischen Krankenhauses in der Iranischen Straße wieder eingeweiht. Dieses hatte sich allmählich zum Zentrum der Gemeindearbeit in Berlin entwickelt

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