Veröffentlicht von am 3. April 2013 1 Kommentar

Exponate auf Reisen

Ein Museum besitzt 1000 Dinge, doch manchmal fehlt es genau an dem einen!
Als ich letztes Frühjahr eine Vitrine in der Dauerausstellung zum Nobelpreisträger Paul Ehrlich umgestaltete, mangelte es mir sogar an mehreren Exponaten, um eine stimmige Präsentation zusammenzustellen.
Ich wollte Paul Ehrlichs Verdienste auf dem Gebiet der Medizin durch Arbeitsutensilien und Dokumente veranschaulichen, fand diesbezüglich in unserer Sammlung aber keine geeigneten Objekte. Trotzdem sollte dieser bedeutende Wissenschaftler Eingang in unsere Ausstellung finden. Schließlich hatte er ein Heilmittel gegen Syphilis entwickelt, die moderne Krebsforschung begründet und viele wichtige und zukunftsweisende Forschungsergebnisse zutage gefördert.

Vier Glasfläschchen mit Glasstöpseln und alten Etiketten

Farbfläschchen, die Paul Ehrlich für seine berühmten Färbeversuche benötigte, Paul-Ehrlich-Institut Langen
© Foto: Christiane Bauer, Jüdisches Museum Berlin

Ich machte mich also auf die Suche nach geeigneten Ausstellungsstücken und wurde in Hessen fündig: Sowohl das Paul-Ehrlich-Institut in Langen als auch das Georg-Speyer-Haus in Frankfurt – Paul Ehrlichs letzte und bedeutende Arbeitsstätte – besitzen eine beeindruckende Zahl an Exponaten zu seinem Wirken. Aber wie kommen diese Objekte zu uns ins Museum nach Berlin?  weiterlesen


Veröffentlicht von am 7. Februar 2013 5 Kommentare

Abschiedsbrief, Tinte auf Papier

Im Archiv des Jüdischen Museums Berlin bewahren wir einen bewegenden Brief auf, den Marianne Joachim am 4. März 1943 an ihre Schwiegereltern schrieb. Noch am selben Tag wurde die junge Frau in der Haftanstalt Berlin-Plötzensee hingerichtet.

Abschiedsbrief von Marianne Joachim

Abschiedsbrief von Marianne Joachim geb. Prager (1921 – 1943)
Berlin-Plötzensee, 4. März 1943 © Jüdisches Museum Berlin, Foto: Jens Ziehe

Was war geschehen? Marianne und Heinz Joachim schlossen sich vermutlich 1941 der Widerstandsgruppe um Herbert Baum an. Herbert Baum, ein Jude und Kommunist, scharte seit 1933 Freunde und Gleichgesinnte um sich, um Widerstand gegen die nationalsozialistische Politik zu leisten. Am 18. Mai 1942 versuchte die Gruppe, die antisowjetische Ausstellung »Das Sowjetparadies« im Berliner Lustgarten in Brand zu setzen. Unter den Mitgliedern, die wenig später verhaftet und zum Tode verurteilt wurden, waren auch Marianne und Heinz Joachim.

Aus ihrem Brief erfahren wir, dass es für Marianne Joachim der »schwerste Schicksalsschlag« war zu erfahren, dass ihr Mann bereits am 18. August 1942 – ebenfalls in Berlin-Plötzensee – hingerichtet worden war. Ihre größte Sorge galt ihren Eltern, Jenny und Georg Prager. Sie wurden im März 1943 nach Auschwitz und Theresienstadt deportiert und kamen dort ums Leben. Mariannes Schwester Ilse konnte mit einem der letzten Kindertransporte nach England entkommen. Heinz Joachims Vater Alfons starb Ende 1944 im KZ Sachsenhausen. Seine Mutter Anna war nicht jüdischer Herkunft und hat die Zeit des Nationalsozialismus – ebenso wie seine Brüder – deswegen überlebt.

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