Stimmen unserer Besucher*innen zu Cherchez la femme
Seit mehr als drei Monaten können sich die Besucher*innen in unserer aktuellen Ausstellung Cherchez la femme dem Thema Kopfbedeckungen für Frauen in den drei großen Religionen nähern. Die Ausstellung zeigt unter anderem, dass die Grenzen von (religiösen) Kleidungsvorschriften immer wieder neu ausgelotet und interpretiert werden. Da uns die Meinung unserer Besucher*innen sehr interessiert, haben wir uns ein wenig in der Ausstellung umgehört:
Christian (39 Jahre), Ludwigsburg, Gemeindeprediger, unterrichtet Deutsch und Geschichte
Welches Objekt hat Ihnen am besten gefallen?
Verschiedene Stilarten der Kopfbedeckung; Jüdisches Museum Berlin, Foto: Yves Sucksdorff
Die Galerie mit den verschiedenen Arten von Kopfbedeckungen. Mich hat die Liebe zum Detail beeindruckt. Zum Beispiel war mir nicht klar, welche Unterschiede es bei Kopftüchern gibt, etwa zwischen türkischen und arabischen Stilen.
Welche Bedeutung haben Ihre Haare für Sie?
Es ist mir wichtig, dass sie gut aussehen. Ich gehe regelmäßig zum Friseur.
Würden Sie sagen, dass Sie sich an Kleidungsvorschriften halten? → weiterlesen
Seit vielen Jahren habe ich ein Selbstporträt der Fotografin Ilse Bing im Blick, das sie 1936 auf ihrer ersten Reise nach New York aufgenommen hat. In den letzten zwanzig Jahren wurde das Bild nur zwei Mal auf dem Markt angeboten: das erste Mal, im Jahr 2009, erzielte ein Vintageabzug in einer Auktion den stolzen Zuschlagspreis von 25.000 Euro. Aufgrund der Seltenheit und des hohen Verkaufswerts dachte ich damals, dass die bezaubernde Fotografie wohl nie Teil unserer Sammlung werden könne. Sie wurde für mich zum Inbegriff dessen »was ich mir wünschen würde, wenn ich nur könnte….«.
Ilse Bing, New York – The Elevated and me, späterer Abzug aus dem Jahre 1988 des Originals von 1936, Jüdisches Museum Berlin © Estate of Ilse Bing
Die Fotografie zeigt eine Station der Hochbahn inmitten der New Yorker Skyline und die Reflektion der Fotografin mit ihrer Leica in einem kleinen runden Spiegel. Der Titel »New York – The Elevated and me« verweist auf das Wechselspiel zwischen Stadtansicht und Selbstbildnis. Von links kommende strenge Diagonalen bündeln sich im Spiegelbild der Fotografin mit ihrer Kamera. Dabei wirkt die Skyline Manhattans durch die starke Zuspitzung der Linien wie in Bewegung gesetzt. Das Abbild der Fotografin fügt sich in eine komplett menschenleere Umgebung und fragt so → weiterlesen
Bald ist Pessach – das Fest von Exodus und Freiheit. Wobei dieses Jahr seltener als sonst vom Festmahl mit der ganzen Gemeinde die Rede ist. Keiner sagt es laut, aber jedem ist klar, dass man besser in kleinerer Gruppe zu Hause feiert. Wir meiden die Gemeindehäuser aus Furcht. Bloß nicht auffallen. Auf der Straße nicht Hebräisch sprechen. Manche entfernen die Mesusa aus ihrem Türrahmen, weil sie ein Haus oder eine Wohnung als jüdisch kenntlich macht. Die vorherrschende Stimmung ist angespannte Vorsicht.
Wie ist es so weit gekommen?
Imam Ferid Heider und Rabbiner Daniel Alter werben gemeinsam für die »Cycling Unites«-Critical-Mass-Tour am 22. März 2015 in Berlin, Foto: Michal Friedlander
Juni 2014
Berlin, Friedrichstraße. Ein Betrunkener rollt langsam über den Bahnsteig, bis er auf die U-Bahngleise stürzt. Etwa 60 Leute stehen dabei und schauen weg, in der Hoffnung, dass jemand anders sich des unappetitlichen Problems annimmt. Und tatsächlich, ein Italiener und ein Israeli springen ins Gleisbett und holen den so gut wie bewusstlosen Mann wieder heraus. Die Menge schiebt sich an ihnen vorbei und drängt zum ankommenden Zug.
Juli 2014
Gespräche bei einer Dinnerparty. Meine Tischnachbarn werden politisch, aber ich habe keine Lust, über Israel zu reden. Der junge Mann neben mir fragt mich, ob ich die jüngste Pro-Palästinenser-Demo auf dem Kurfürstendamm gesehen hätte. Mit gedämpfter Stimme fährt er fort: → weiterlesen