Veröffentlicht von am 31. Juli 2015 0 Kommentare

»Für Deutschland anzutreten ist für mich ganz selbstverständlich«

Vom 27. Juli bis 5. August 2015 finden in Berlin die 14. European Maccabi Games (EMG) statt. Mehr als 2.000 jüdische Sportlerinnen und Sportler aus über 36 Ländern werden in 19 Sportarten wie Fußball, Fechten oder Schach daran teilnehmen. Tamar Lewinsky und Theresia Ziehe begleiten die Spiele mit einer Porträt- und Interviewserie in unserem Blog und stellen hier jeden Tag Sportlerinnen und Sportler aus Berlin vor, die in der deutschen Delegation an den EMG teilnehmen. Die Interviews haben die beiden auf dem Gelände des TuS Makkabi Berlin in Grunewald geführt, wo auch die Porträts von Stephan Pramme entstanden sind.

Rebecca Kowalski (32), Hockey

Eine junge Frau sitzt an einem Tisch mit einem Hockeyschläger in der Hand

Rebecca (32) Hockey © Jüdisches Museum Berlin, Foto: Stephan Pramme

Rebecca, wie stehst du dazu, dass ein Teil der Wettbewerbe der European Maccabi Games im Berliner Olympiapark ausgetragen wird?

Für viele Außenstehende ist es vielleicht befremdlich, dass wir uns gerade diesen Ort ausgesucht haben. Es hätte auch noch andere Möglichkeiten gegeben, Berlin hat ja sehr viele Sportstätten. Historisch gesehen finden wir es aber wichtig zu zeigen, dass jüdischer Sport und jüdisches Leben hier in Deutschland nicht ausgelöscht wurden und wieder neu erblühen. Wir hatten von Anfang an eine Jetzt-erst-recht-Mentalität und haben gesagt: Wenn wir die EMG schon hier haben, dann auch im Olympiapark mit seiner Architektur des Dritten Reiches, der wir mit der Makkabiade entgegentreten.

Welche Rolle spielt es für Dich, dass Du für die deutsche Delegation antrittst?

Ich könnte mir nicht vorstellen, für ein anderes Land anzutreten. Ich bin hier geboren, meine Großmutter war schon gebürtige Berlinerin. Sie wurde verfolgt und ist trotzdem wieder zurückgekommen, weil Berlin ihre Heimat ist. Ich bin Jüdin, aber ich bin Deutsche und für mich ist das ganz selbstverständlich.

Was bedeutet Judentum für Dich persönlich?

In erster Linie ist Judentum natürlich mein Glaube. Mein Glaube und die Tradition, in der ich erzogen wurde, meine Identität. Meine Kinder gehen auf die jüdische Schule und sind in den jüdischen Kindergarten gegangen. Judentum ist für mich identitätsbildend, unabhängig vom Sport.

Tamar Lewinsky, Kuratorin für Zeitgeschichte, und Theresia Ziehe, Kuratorin für Fotografie, drücken natürlich allen ihren Interviewpartnerinnen und -partnern die Daumen für die European Maccabi Games!

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