Veröffentlicht von am 3. August 2015 0 Kommentare

»Die Makkabiade ist ein starkes Zeichen gegen Antisemitismus«

Vom 27. Juli bis 5. August 2015 finden in Berlin die 14. European Maccabi Games (EMG) statt. Mehr als 2.000 jüdische Sportlerinnen und Sportler aus über 36 Ländern werden in 19 Sportarten wie Fußball, Fechten oder Schach daran teilnehmen. Tamar Lewinsky und Theresia Ziehe begleiten die Spiele mit einer Porträt- und Interviewserie in unserem Blog und stellen hier jeden Tag Sportlerinnen und Sportler aus Berlin vor, die in der deutschen Delegation an den EMG teilnehmen. Die Interviews haben die beiden auf dem Gelände des TuS Makkabi Berlin in Grunewald geführt, wo auch die Porträts von Stephan Pramme entstanden sind.

Sarah Geldmann (25), Hockey

Portrait einer jungen Frau mit einem Hockeyschläger in der Hand

Sarah (25) Hockey © Jüdisches Museum Berlin, Foto: Stephan Pramme

Sarah, welche Bedeutung hat es für dich, dass die European Maccabi Games in Berlin stattfinden?

Ich finde, das hat eine wahnsinnige Symbolik. Wir repräsentieren jüdisches Leben in Deutschland und können den anderen Nationen als Gastgeber zeigen, dass wir nicht nur ein paar Leute in Deutschland sind, wie manche vielleicht denken. Wir haben hier auch ein jüdisches Leben und Berlin ist mittlerweile sogar ein Hotspot für Israelis. Auch wenn manche im Vorfeld Bedenken hatten, wird das bestimmt ein tolles Event.

1936 wurden jüdische Sportlerinnen und Sportler von der Teilnahme an den Olympischen Spielen ausgeschlossen, jetzt finden die European Maccabi Games zum Teil genau an diesen Stätten statt. Was ist deine Meinung dazu?

Es hat natürlich historisch eine riesige Bedeutung, dass die EMG dort stattfinden. Es gibt ja auch Überlebende, die das noch mitkriegen und es macht mich stolz, dass wir ihnen nun zeigen können: So, wir sind wieder da. Wir schreiben damit Geschichte und gleichzeitig beginnt auch eine neue Geschichte durch das moderne Judentum und das neue Leben hier in Deutschland. Zudem ist es ein starkes Zeichen gegen Antisemitismus, wenn alles gut geht. Vor einem Jahr hatte ich noch Demos vor meiner Haustür, mit unschönen Vorkommnissen. Gerade deswegen finde ich es wichtig, dass wir ein Zeichen setzen, dass wir hier genauso leben wie alle anderen. Im Olympiastadion war ich selbst noch nie, aber ich glaube, das wird ein komisches Gefühl sein. Ich lebe in Deutschland und weiß, was hier passiert ist. Aber wirklich dort zu stehen, wird bestimmt ein sehr emotionaler Moment werden.

Welche Rolle spielt dein Judentum für dich?

Einerseits ist es die Religion mit den Feiertagen, dem Leben im jüdischen Glauben und in der Familie. Andererseits aber auch das Leben außerhalb der Synagoge. Es bedeutet für mich, einer Gemeinschaft anzugehören, egal, wo man sich auf der Welt befindet. Man findet immer sofort Anschluss, wenn man zu Gemeindeveranstaltungen geht oder in Organisationen auftaucht, und wird mit offenen Armen empfangen.

Tamar Lewinsky, Kuratorin für Zeitgeschichte, und Theresia Ziehe, Kuratorin für Fotografie, drücken natürlich allen ihren Interviewpartnerinnen und -partnern die Daumen für die European Maccabi Games!

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