Kunst zum Mitnehmen

Ein grauer, leicht rostiger, alter Warenautomat

So sah der Automat anfangs aus.
© Jüdisches Museum Berlin, Foto: Gelia Eisert

Normalerweise ist ein Museum ein Ort, an dem man Kunst aus einem gesicherten Abstand betrachtet. Das wird mit dem »Kunstautomaten«, den wir heute in unserer Dauerausstellung aufstellen, anders: Durch den Einwurf von 4 Euro können Sie nun Kunst aus dem Museum mit nach Hause nehmen!
Wenn Sie sich unter einem »Kunstautomaten« ein High-Tech-Gerät vorstellen, das Kunst produziert, die man sich wie bei einem Getränkeautomaten aus einem Sortiment ziehen kann, liegen Sie allerdings falsch. Unser Kunstautomat beherbergt viele kleine Kunstwerke, die von Künstlern extra dafür hergestellt wurden.

Weil so ein Apparat nicht handelsüblich ist, ersteigerte ich im Internet einen alten Warenautomaten aus den 1970er Jahren. Er befand sich in einem Sportcenter in Rheinland-Pfalz und musste von dort antransportiert werden.

Ein weiß lackierter Warenautomat mit der Aufschrift »Kunst / Art«, mit pinken Bändern an eine Wand mit der Aufschrift »Schteh-Café« gebunden

So sollte der Automat nach der Umgestaltung aussehen.
© Entwurf: Hanno Dannenfeldt

Im Anschluss erarbeitete der Graphiker Hanno Dannenfeldt ein Gestaltungskonzept, denn der Automat sollte nicht nur ›Hülle‹ für die Kunstwerke in den kleinen Fächern sein, sondern zugleich selbst ein Ausstellungsobjekt. Der Entwurf »Hanging« kleidete den Automaten in schlichtes, deckendes Weiß mit prägnanter schwarzer Aufschrift. Mit pinken Slacklines wird er an die Wand geschnürt.

Die nächsten Arbeitsschritte stellten mich als Museumsmitarbeiterin vor ungewöhnliche Fragen:  weiterlesen


Veröffentlicht von am 15. Juli 2013 0 Kommentare

Eva Menasses Roman Quasikristalle:

Ein Gespräch in der Blogredaktion (Teil II)

Redaktionssitzung im Jüdischen Museum Berlin © Jüdisches Museum Berlin, Foto: Michael Butschkau

Redaktionssitzung im Jüdischen Museum Berlin
© Jüdisches Museum Berlin, Foto: Michael Butschkau

Naomi Lubrich: Wir haben uns ja kürzlich über Eva Menasses Roman Quasikristalle unterhalten, aber noch nicht geklärt, wer von uns das Buch jetzt für Blogerim rezensiert. Ich persönlich hätte schon Lust dazu und einiges zu sagen, sowohl zur jüdischen Thematik wie auch übrigens zu Menasses Frauenbild, das ich unrealistisch und ideell überzeichnet fand. Xane ist regelrecht die Karikatur einer »Powerfrau«: eine fürsorgliche Mutter und Stiefmutter von drei zum Teil schwererziehbaren Kindern, gleichzeitig eine tonangebende Filmekünstlerin und einflussreiche Intellektuelle. Währenddessen führt sie eine harmonisch-komplikationsfreie Ehe, lässt sich aber auch auf zahlreiche weitere Männer ein…  weiterlesen

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Veröffentlicht von am 20. November 2012

Bezalels Nachfahren

Menschen auf der Durchreise

Maurycy Minkowski, Nach dem Pogrom, 1910 © Prestel Verlag

Das Buch 50 jüdische Künstler, die man kennen sollte von Edward van Voolen stellt eine Auswahl der wichtigsten jüdischen Maler, Bildhauer und visuellen Künstler der vergangenen zweihundert Jahre vor. Van Voolen ist Kurator am Joods Historisch Museum in Amsterdam und Rabbiner und Lehrer am Abraham Geiger Kolleg in Potsdam. Sein Buch ist eine Freude zu lesen. Die Einführung skizziert prägnant die Geschichte der jüdischen Kunst, ausgehend von ihren frühesten Zeugnissen von vor dreitausend Jahren, und sie beschreibt die wichtigsten Ereignisse und Persönlichkeiten – die Nachfahren des ersten biblischen Künstlers Bezalels –, ohne jedoch den Fehler zu begehen, zu viele Ähnlichkeiten zwischen den Künstlern allein aufgrund ihrer jüdischen Familienhintergründe zu suchen.  weiterlesen

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