Veröffentlicht von am 6. Juli 2015 0 Kommentare

»Anders, aber nicht fremd« – David Ranan über seine Interviews mit jungen Jüdinnen und Juden in Deutschland

Portrait eines Mannes

Der Autor © David Ranan

Für sein Buch »Die Schatten der Vergangenheit sind noch lang – Junge Juden über ihr Leben in Deutschland« hat der Kulturwissenschaftler David Ranan Interviews mit Jüdinnen und Juden zwischen zwanzig und vierzig Jahren geführt, deren Großeltern den Holocaust überlebten und sich nach dem Krieg in Deutschland ansiedelten. Im Rahmen der Reihe »Neue deutsche Geschichten« wird der in London lebende Autor am 7. Juli 2015 in der Akademie des Jüdischen Museums Berlin sein Buch vorstellen. Wir haben ihm vorab drei Fragen gestellt.

Julia Jürgens: Herr Ranan, eine Frage, die Sie Ihren InterviewpartnerInnen stellen, dreht sich um den Topos des ›gepackten Koffers‹, der in der ersten und zweiten Generation die Zerrissenheit zwischen Bleiben- und Gehen-Wollen ausdrückte. Gibt es diese Ambivalenz in der dritten Generation noch, oder wie würden Sie das Gefühl von Zugehörigkeit zu Deutschland heute beschreiben?    weiterlesen


Veröffentlicht von am 24. Juni 2015 0 Kommentare

Die vielen Gesichter von Isaak und Ismael

Videobox mit Peter Greenaway und Saskia Boddeke

Peter Greenaway und Saskia Boddeke an der Videobox in der Eric F. Ross Galerie
© Jüdisches Museum Berlin, Foto: Yves Sucksdorff

Seit einigen Wochen steht in der Eric F. Ross Galerie eine interaktive Videobox, die auf die aktuelle Ausstellung »Gehorsam. Eine Installation in 15 Räumen von Saskia Boddeke und Peter Greenaway« verweist. »Are you Isaac or are you Ismael?«, fragt eine leuchtende Neonschrift die Besucherinnen und Besucher, sobald sie sich der Videobox nähern. Die Frage nimmt Bezug auf die biblische Geschichte im 1. Buch Mose, Kapitel 22, in der Abraham von Gott aufgefordert wird, seinen Sohn zu opfern. Saskia Boddeke und Peter Greenaway stellen diese Geschichte auf den Kopf: Nicht die göttliche Stimme steht am Anfang ihrer Ausstellung, sondern eine großflächige Projektion, in der sich Kinder und junge Erwachsene in ihrer Muttersprache als Isaak oder Ismael zu erkennen geben.  weiterlesen


Veröffentlicht von am 26. Mai 2015 0 Kommentare

Kunst gegen das Vergessen

Junge Frau mit einer Kamera

Hadas Tapouchi © Katja Täubert

Geschichte lässt sich nicht bannen. Nicht in Messing, nicht in Metall. Sagt zumindest Hadas Tapouchi. Die in Berlin lebende israelische Künstlerin sieht in Monumenten und Inschriften den eigentlichen Sinn des Gedenkens verfehlt. Diese Form der Erinnerung sei unvermeidlich auch eine Flucht ins Vergessen.

Keine Frage: Hadas arbeitet gegen das Vergessen. Als ich sie vor knapp vier Jahren erstmals in ihrer damaligen Tel Aviver Wohnung traf, sprang mir als Erstes ein inszeniertes Selbstporträt der Künstlerin in Häftlingskleidung ins Auge: ein früher Vorläufer ihres Projektes »Die Dritte Generation«. Seitdem sind zahlreiche Porträts entstanden. Bilder gemeinsamer Freunde, ein Bild des Autors selbst, Bilder junger Frauen und Männer aus Berlin, Tel Aviv und Ramallah.  weiterlesen