Esther von der Rolle

 Detail einer Esther-Rolle mit dem bunten Gemälde einer Stadt

Detail aus einer Megilla, Deutschland, 18. Jahrhundert
© Jüdisches Museum Berlin, Foto: Michaela Roßberg

Am heutigen 16. März feiern die jüdischen Gemeinden dieses Jahr das Purim-Fest. An diesem Tag wird das biblische Buch Esther in der Synagoge laut vorgelesen. Die Geschichte der Jüdin Esther, die das jüdische Volk im persischen Reich vor der Vernichtung Hamans, des höchsten Beamten des Königs rettet, ist nach rituellen Vorschriften nicht in einem Buch, sondern auf einer Pergamentrolle niedergeschrieben. Das Lesen dieser sogenannten Festrolle in hebräischer Sprache wird dabei von der ganzen Gemeinde mit lautstarker Unterstützung begleitet (alternative Bräuche zur geräuschvollen Purim-Ratsche beschrieb unser letztjähriger Blogtext zu Purim).

Im Depot des Jüdischen Museums lagern zurzeit viele besondere Esther-Rollen. Diese 32 Leihgaben werden ab dem 4. April zusammen mit weiteren historischen Handschriften in der Sonderausstellung »Die Erschaffung der Welt. Illustrierte Handschriften aus der Braginsky Collection« gezeigt. Die ältesten Rollen stammen aus der Mitte des 17. Jahrhunderts und jede einzelne Megilla, so das hebräische Wort für Rolle, ist kunstvoll illustriert. Entsprechend des freudigen Anlasses, der im Buch Esther dargestellt wird, sind Megillot (pl.) häufig farbenfroh gestaltet und mit zeitgenössischen Abbildungen verziert.

Hände in blauen Handschuhen rollen eine Schriftrolle mit hebräischen Buchstaben und farbigen Illustrationen aus.

Eine Megilla wird für ein Dokumentationsfoto ausgerollt.
© Jüdisches Museum Berlin, Foto: Michaela Roßberg

Auch für uns Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ist es immer mit freudiger Aufregung verbunden, wenn dem Jüdischen Museum derart prächtige Objekte anvertraut werden. In den letzten Wochen gab es entsprechend viel vorzubereiten; nachdem die Objekte aus Zürich angeliefert wurden, packten die Papierrestauratoren des Museum sie im Beisein der Kuratoren aus. Mit Spannung warten in solchen Momenten alle Beteiligten darauf, einen Blick auf die angereisten Objekte werfen zu können. Sie vergleichen sie mit den vom Leihgeber mitgelieferten Protokollen und erstellen anschließend ein aktuelles Zustandsprotokoll. Alles ist wohlbehalten angekommen und wartet nur noch auf die fertigen Vitrinen.

Zur Verfügung stellt die Rollen René Braginsky, dessen Privatsammlung jüdischer Handschriften in Teilen bereits in Amsterdam, New York und Jerusalem gezeigt wurde. Dass sich in seiner Sammlung so viele kostbare und seltene Stücke erhalten haben, ist von unschätzbarem Wert. Wir freuen uns sehr,  die Handschriften nun ausstellen und einer größeren Öffentlichkeit zugänglich machen zu können. Ab dem 4. April sind dann alle Besucher des Museums dazu eingeladen, diese Schätze der Buchkunst zu bestaunen.

Michaela Roßberg, Wechselausstellungen

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