Hefezöpfe und bequeme Schuhe: ein Freiwilliges Jahr im Jüdischen Museum Berlin

Janik Petersdorff vor dem Eingang der Akademie Jüdischen Museums Berlin

Auf dem Weg zur Arbeit; Jüdisches Museum Berlin, Foto: Anne Richter

Endlich mit der Schule fertig und keine Ahnung wohin? Ein Auslandsjahr vielleicht? Gleich studieren? Oder doch eine Ausbildung machen? Das sind die Fragen, die auch ich mir nach meinem Schulabschluss gestellt habe. Aufgrund meiner Begeisterung für die Berliner Museen und meinem Interesse an kultureller und wissenschaftlicher Arbeit hielt ich es für sinnvoll, mich durch ein Freiwilliges Soziales Jahr Kultur (FSJK) mit diesem Arbeitsfeld vertraut zu machen. Das Jüdische Museum Berlin war allerdings nicht meine erste Anlaufstelle, denn nachdem ich die Online-Bewerbung für mein FSJ ausgefüllt hatte, wurde ich zu einem Bewerbungsgespräch im Archäologischen Zentrum der Staatlichen Museen zu Berlin eingeladen. Weil ich mich sehr für altägyptische Geschichte interessiere, hörte sich das natürlich optimal für mich an. Als ich eine Absage bekam, war meine Enttäuschung groß, doch ich hoffte erst einmal auf weitere Angebote meines Trägers. Die ließen allerdings auf sich warten.

Schreibtisch mit Monitor und Telefon

Arbeitsplatz in der Akademie; Jüdisches Museum Berlin, Foto: Janik Petersdorff

Nachdem ich die Hoffnung schon fast aufgegeben hatte, erhielt ich im Juli noch ein paar Angebote – unter anderem vom Jüdischen Museum Berlin. Seit September 2015 komme ich nun jeden Morgen zwischen acht und zehn Uhr in die Akademie, wo ich mit drei anderen Mitarbeiter*innen in einem Büro in der Bildungsabteilung sitze. Meine Hauptaufgabe ist es, die Bildungsprogramme des Museums vorzubereiten. Dabei reicht die Palette von Back- und Bastel- bis zu Theaterworkshops. Je nach Bedarf assistiere ich auch den Guides bei den Workshops. Bevor ich mich jedoch an die Arbeit mache, werfe ich immer einen Blick in unsere Datenbank, um noch einmal sicher zu gehen, dass kein Bildungsprogramm übersehen wurde oder kurzfristig ausfällt.

Das bei weitem beliebteste Angebot ist meiner Erfahrung nach der Backworkshop »Schabbat. Jede Woche ein Feiertag!«. Wie der Name bereits sagt, geht es dabei um den Schabbat, den religiösen Ruhetag im Judentum, an dem Hefezöpfe gebacken werden. Genau diese Tradition stellen wir Schüler*innengruppen in dem Workshop vor. Zur Vorbereitung und damit auch zu meinen Aufgaben gehört die Vorbereitung des Teiges für die Hefezöpfe.

Janik Petersdorff schiebt ein Backblech mit Hefezöpfen in den Ofen

Beim Backen in unserer Workshop-Küche; Jüdisches Museum Berlin, Foto: Mirjam Beddig

Dass auch beim Backen einiges schief gehen kann, habe ich mit der Zeit gelernt. Doch als das Backpapier in einem Workshop plötzlich Feuer fing, war auch ich erst einmal überrumpelt. Ich holte, so schnell ich konnte, das Gitter raus und pustete die sich langsam ausbreitende Flamme aus. Zum Glück war keines der Brote angebrannt und die Schüler*innen konnten trotzdem ihre Hefezöpfe genießen und glücklich nach Hause gehen.

Da die meisten Angebote vormittags und mittags stattfinden, habe ich  meist erst am Nachmittag Zeit für Büroarbeit oder das Schreiben eines Artikels für den Museumsblog. Zu dieser Zeit beantworte ich meist Mails, hefte Dokumente ab und erledige kleinere Aufgaben für die Mitarbeiter*innen der Bildungsabteilung.

Ein paar schwarze Turnschuhe

Ausrüstungsempfehlung von Janik: bequeme Schuhe; Jüdisches Museum Berlin, Foto: Janik Petersdorff

Anfangs habe ich auch ein paar Überstunden angesammelt, denn zur Vorbereitung und Durchführung der Workshops waren zu Beginn meines FSJ viele Einweisungen notwendig. Doch zum Glück kann man die Überstunden auch abbauen und dann an anderen Tagen früher gehen oder mal einen ganzen Tag frei nehmen. Auch an Bewegung mangelt es an den meisten Tagen nicht, da die Workshops über die verschiedenen Gebäude des Museums verteilt stattfinden. Daher kann ich nur empfehlen, sich vor dem Arbeitsbeginn als Freiwilliger bequeme Schuhe zu besorgen!

Doch von Zeit zu Zeit gibt es auch besonders ruhige Tage, an denen ich die Vorteile eines FSJs im Jüdischen Museum Berlin genießen kann. So durfte ich an verschiedenen pädagogischen Programmen des Museums teilnehmen und die unterschiedlichen Facetten der Museumspädagogik kennenlernen. Außerdem hatte ich die Möglichkeit, in anderen Abteilungen zu hospitieren: Im Archiv habe ich bei der Erschließung von Akten mitgeholfen, die Entschädigungsanträge von Opfern des Nationalsozialismus betreffen. Und im Rahmen unserer Besucherforschung habe ich Besucher*innen unseres Museums nach ihrer Meinung befragen dürfen. Es gab also immer etwas Neues kennenzulernen!

Tisch mit bunten Tischdecken und Workshopmaterial

Workshopraum in der Akademie; Jüdisches Museum Berlin, Foto: Janik Petersdorff

Mein Freiwilliges Soziales Jahr neigt sich jetzt seinem Ende zu. Ich habe viel gelernt über die Arbeit im kulturellen Bereich und nehme eine Menge Ratschläge und Erfahrungen von den vielen tollen Leuten mit, die ich kennengelernt habe. Ich bin auf jeden Fall froh, dass ich mein FSJ im Jüdischen Museum Berlin machen durfte. Ich bin immer noch überzeugt, dass ich  Ägyptologie zu studieren möchte, doch weiß ich nun durch mein FSJ genau, was mich bei der Arbeit im musealen Bereich erwartet.

Janik Petersdorff freut sich schon auf sein Leben als Student der Ägyptologie ab Herbst.

Informationen zu unseren Bildungsprogrammen finden Sie auf www.jmberlin.de/schule.

Weitere Informationen zum FSJ Kultur in Berlin und Brandenburg unter http://lkj-berlin.de/fsjkultur/.

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