27. Bundesvolontärstagung

Unsere neue Programmdirektorin hält einen Vortrag für den Museumsnachwuchs

 1) Liebe Frau Meijer-van Mensch, Sie waren bereits in mehreren Häusern und in verschiedenen Ländern tätig. Was zeichnet, Ihrer Meinung nach, die Museumslandschaft in Deutschland aus?

Portrait einer Frau, die in einem großen offenen Treppenhaus steht. Sie trägt einen dunkelblauen Blazer und eine weiße Bluse.

Léontine Meijer-van Mensch legt großen Wert auf die Förderung des Museumsnachwuchses; Jüdisches Museum Berlin, Foto: Yves Sucksdorff

Zuerst einmal würde ich gerne anmerken, dass in Deutschland – im Gegensatz zu den Niederlanden – die weit verbreitete Auffassung herrscht, dass Kultur allgemein wichtig ist (und damit auch Museen). Es beflügelt mich, in so einem Umfeld zu arbeiten. Vor dem Zweiten Weltkrieg besaß die deutsche Museologie weltweit großen Einfluss. Nach dem Krieg verlor Deutschland seine Vorreiterrolle und neue Entwicklungen in der internationalen Museumswelt wurden nicht immer angenommen. Ein Beispiel hierfür ist der Stellenwert von Bildung und die Rolle von Pädagog*innen innerhalb der Museums­organisation. Ich weiß, dass die deutsche Museumslandschaft, im Vergleich zu vielen anderen Ländern, nicht besonders offen und flexibel ist. Es ist schwierig, eine Stelle zu be­kommen und Museumsmitarbeiter*innen neigen dazu, lange in ihren Positionen zu bleiben. Dies ist keine gute Voraussetzung, um über den Tellerrand hinauszudenken. Andererseits sollten wir auch die Bedeutung von angesammeltem Wissen und institutionellem Gedächtnis nicht unterschätzen.

2) Auf der 27. Bundesvolontärstagung am kommenden Freitag werden Sie einen Vortrag zum Thema »Ist weniger gleich mehr? Sammeln mit Bravour – Zwischen proaktivem Sammeln und Sammelsurien« halten. Welche Aspekte werden Sie hierbei konkret beleuchten? Worauf sollten Museen und Kultureinrichtungen in Zukunft stärker achten?

Ich werde über die Entwicklungen in Bezug auf Sammlungen sprechen. Konkret geht es hierbei um das Bestreben, den Gebrauchswert von Sammlungen zu optimieren. Das bedeutet unter anderem, dass eine Sammlung nicht ständig wachsen muss. Eine punktuelle Reduzierung von Objekten (»Entsammeln«) kann ebenso ein Mittel zum Zweck sein. Eine der wichtigsten Fragen lautet: Wie sprechen wir die immer größer werdende Vielfalt an Menschen in unserer modernen Gesellschaft an, und zwar nicht nur durch unsere Ausstellungen, sondern speziell durch unsere Sammlungen. Ich denke, dass kulturelles Unternehmertum immer wichtiger für Museen werden wird. Museumsmitarbeiter*innen sollten nicht davor zurückschrecken, moderne Management-Methoden ins Alltagsgeschäft mit einzubinden.

3) Und zu guter Letzt: Was würden Sie den jungen Volontär*innen für die Zukunft mit auf den Weg geben?

Schlüsselkompetenzen sind Kreativität und Aufgeschlossenheit. Zukünftige Generationen von Museumsmitarbeiter*innen sollten dazu bereit sein, sich außerhalb der Grenzen ihrer Fachbereiche und der deutschen Museumslandschaft zu bewegen. Die Museumsarbeit wird in Zukunft interdisziplinärer und internationaler werden. Meine persönliche Botschaft an die Konferenzteilnehmer*innen: Pflegt die Kontakte, die ihr jetzt schließt. Sie werden euch eine große Unterstützung während eurer beruflichen Karriere sein.

 

Die 27. Bundesvolontärstagung wird von Freitag bis Sonntag (3.-5. März) stattfinden. Austragungsorte sind: Deutsches Technikmuseum, Jüdisches Museum Berlin und Berlinische Galerie.
Weitere Informationen auf der Facebook-Seite der Bundesvolontärstagung: https://www.facebook.com/Bundesvolontaerstagung/?fref=ts

Das Interview wurde von David Studniberg durchgeführt, der Teil des Organisationsteams »Bundesvolontärstagung 2017« ist.

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