Brot und Golems

Sechs Golem-Tonfiguren in einem Ladenregal

Souvenirshop in Prag, 2016; Foto: Katharina Schmidt-Narischkin

In den Prager Souvenirläden sind sie allgegenwärtig: die klobigen, mechanisch-massigen Golem-Figuren, die ihre Popularität dem Film Der Kaiser und sein Bäcker von 1951 verdanken. Der tschechische Komödien-Klassiker heißt im Original Císařův pekař – Pekařův císař und wurde von Martin Frič and Jiří Krejčík als Verwechslungskomödie mit politischer Botschaft konzipiert. Ein cholerischer Kaiser Rudolf II. und sein korrupter Hofstaat suchen mal nach dem Elixier ewiger Jugend, mal nach einem Rezept, um aus Blei Gold zu machen – vor allem aber wollen sie den legendären Golem finden. Denn dieses Sammlungsstück fehlt in der kaiserlichen Wunder- und Kuriositätenkammer noch. Auf der Suche nach dem Golem kommt es zu einem fulminanten Rollentausch zwischen Rudolf und seinem kaiserlichen Bäcker Matej. Ein Seitenwechsel, von dem beide auf ihre Weise profitieren:  weiterlesen

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Achtung GOLEM!

Ein Tisch mit Kostümteilen und einem Schild "Achtung Objekt"

Golem-Kostüm für Death, Destruction, and Detroit II an der Schaubühne Berlin, 1987, Regie: Robert Wilson; Leihgabe: The Jewish Museum, New York

Der Golem wird aus unbelebter Materie zum Leben erweckt. Die Ausstellung über ihn auch. Es wurde bereits viele Tage gebaut, gemalert, gefilzt, gesetzt, geplottet, geschrieben, geschnitten, gehängt und geschüttet. Für die feierliche Eröffnung am 22. September haben wir einen humanoiden Ehrengast eingeladen, der das Publikum begrüßen wird:

Zwei humanoide Roboter reichen sich die Hand

REEM und REEM C beim Meet-and-Greet; PAL Robotics, Barcelona

Handschriftlich in Deutsch und Hebräisch beschrifteter Zettel

© Scholem Archives, The Jewish National and University Library, Jerusalem, Israel

Bis zu diesem Moment aber wird noch viel passieren. Angereist sind sie schon alle, die Objekte und Kunstwerke. Zum Beispiel das Kleinste in der Größe eines Post-its, 14,5 x 11 cm. Auf dem Notizzettel vermerkte der Mystik-Gelehrte Gershom Scholem (1897–1982) während seiner Recherchen in Oxford den Anfang eines mittelalterlichen Manuskripts, in dem sich ein sogenanntes »Golem-Rezept« befindet.  weiterlesen


Nach der Ausstellung ist vor der Ausstellung

Wand voller rosa Notizzettel

Fragemauer, Ausstellung »Die ganze Wahrheit«
© Jüdisches Museum Berlin, Foto: Thomas Valentin Harb

Vor über einem Jahr endete am Jüdischen Museum die Sonderausstellung mit dem Titel »Die ganze Wahrheit…was Sie schon immer über Juden wissen wollten«. Übrig blieben – neben regen Diskussionen und leeren Schaukästen – Tausende pinkfarbener Post-its. Besucher hatten ihre Fragen, Kommentare und Eindrücke nach dem Ausstellungsbesuch an eine Betonwand geklebt und dem Museum hinterlassen. Entstanden war eine Art analoges Facebook, das über die Ausstellungsinhalte hinausging. Besucher kommentierten sich gegenseitig und warfen neue Fragen auf: zur Geschichte der Juden in Deutschland, zum Nahostkonflikt, zum Verhältnis von Christentum und Judentum und immer wieder zum Thema Beschneidung. Zu diesem Zeitpunkt hatte das Jüdische Museum Berlin schon beschlossen, dem brisanten Thema nicht nur einen weiteren Blogbeitrag in der Serie »Frage des Monats«, sondern eine ganze Ausstellung zu widmen.
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