Veröffentlicht von am 29. Juni 2018 0 Kommentare

Hannoveraner Schulen, ein Jerusalemer Hotel und die Suche nach dem Zusammenhang

Ein Austausch zur antisemitismuskritischen Erwachsenenbildung

Mit dem schönen Monat Mai endete auch mein W. Michael Blumenthal Fellowship zum Thema Didaktik des Nahost-Konflikts am Jüdischen Museum Berlin. Während der letzten siebzehn Monate befasste ich mich intensiv mit Fortbildungen zu diesem politisch umkämpften und emotional sehr stark aufgeladenen Thema und mit der Frage, was man als Politiklehrer*in oder Pädagog*in in der nichtschulischen Bildungsarbeit können, tun oder auch lassen sollte, um den Nahost-Konflikt gut mit Jugendlichen zu bearbeiten (Näheres unter: www.jmberlin.de/fellow-rosa-fava-und-ihr-projekt).

Neun Personen sitzen um einen Tisch

Diskussion der Teilnehmer*innen; Foto: Berivan Köroğlu

Im Rückblick war eines der Highlights der Fachaustausch, den ich Anfang April 2018 organisierte, um Fortbildner*innen mit dem Themenschwerpunkt Nahost-Konflikt und Antisemitismus und Mitarbeiter*innen des Museums aus den Bereichen Bildung und Akademieprogramme zusammenzubringen. Seit dem ersten Fachaustausch im September 2017 hatten sich die Rahmenbedingungen etwas verändert, da die Eröffnung der Ausstellung Welcome to Jerusalem Ende 2017 den Nahost-Konflikt im Jüdischen Museum zu einem (noch) präsenteren Thema werden ließ.  weiterlesen


Weder König David noch Cilly Kugelmann können das Problem lösen

Über die Schwierigkeit der Ausstellungsmacher*innen von »Welcome to Jerusalem«, dem Ideal der Gerechtigkeit gerecht zu werden

Auf dem Farbfoto ist die Fassade des Jüdischen Musuems Berlin mit dem einem Verkehrsschild nachempfundenen Schild mit der Aufschrift Welcome to Jerusalem in den Spachen Englisch, Arabisch und Hebräisch zu sehen.

Das viel diskutierte Schild an der Museumsfassade; Jüdisches Museum Berlin, Foto: Jule Roehr

In der islamischen Tradition bzw. im Koran selbst wird die biblische Geschichte von David und Urija in einer von der Bibel abweichenden metaphorischen Form erzählt (Koran: Sure 38/21-25): Zwei Brüder kommen zu König David und fordern ihn auf, einen Streit zwischen ihnen zu entscheiden. Einer von beiden skizziert den Sachverhalt. Er erzählt David, dass sein Bruder 99 weibliche Schafe besitze, er selbst jedoch nur eines. Nun habe ihn sein Bruder unter Druck gesetzt, ihm dieses einzige weibliche Schaf auch noch zu überlassen. Unmittelbar nach dieser knappen Schilderung verkündet David sein Urteil: Mit seinem Wunsch, das eine Schaf den 99 hinzufügen zu wollen, habe der eine Bruder dem anderen Unrecht getan. Der Richterspruch könnte der Erzählung ein Ende setzen, würde David nicht schlagartig von der Erkenntnis getroffen, dass sein Urteil ungerecht war. Er bereut seine Entscheidung zutiefst.  Zahllose muslimische Korankommentatoren diskutierten über die plötzliche Wendung in der Erzählung. Eine Erklärung für die Bewertung des Urteils als ungerecht trotz des sich so eindeutig darstellenden Sachverhalts lautet, dass David sein Urteil gefällt habe, nachdem er nur einer Seite zugehört habe. Die Moral der Geschichte ist gemäß dieser Interpretation, dass man in Konflikten oder Streitfällen die Perspektiven und Argumente beider Seiten in seinem Handeln berücksichtigen muss.  weiterlesen


Veröffentlicht von am 12. Mai 2018 3 Kommentare

Warum das Jüdische Museum Berlin allen Grund hat, 2019 endlich ein Kindermuseum zu eröffnen

Kleine Geschichte einer revolutionären Museumsgattung

Tuschezeichnung: Querschnitt eines Schiffsbauchs aus dem Brücken ragen, auf denen große und Kleine Figuren sowie Tiere stehen.

Bis 2019 entsteht in der W. Michael Blumenthal Akademie des Jüdischen Museums Berlin ein Kindermuseum mit dem Thema »Arche Noah«; Jüdisches Museum Berlin, Entwurf: Olson Kundig Architecture and Exhibit Design, Seattle/WA, USA

 

»Do not touch!« – Drei Worte, die unausweichlich mit traditionellen Museen in Verbindung stehen. Sie markieren einen institutionellen Balanceakt. Auf der einen Seite sollen die dort gesammelten historischen Gegenstände und Kunstwerke einer Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Auf der anderen Seite gilt es, die Objekte vor dem Schaden zu bewahren, den zu viel Intimität seitens der Besucher*innen bewirken könnte. Ungeachtet dessen, was die Museologin Fiona Candlin als »low-key unauthorized touch« beschreibt – das Streicheln von Statuen im unbeobachteten Moment, das heimliche Nachfahren von Hieroglyphen mit dem Zeigefinger –, bleibt der Museumsbesuch zumeist eine primär visuelle Erfahrung.  weiterlesen

Veröffentlicht unter Im Jüdischen Museum Berlin
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