Veröffentlicht von am 14. August 2015 2 Kommentare

»Niemals blieb ich distanziert«

Ein Gespräch mit Rachel Heuberger über die biblische Erzählung von der Bindung Isaaks und die Ausstellung »Gehorsam«

Tänzer stellen Abraham, Isaak, Engel und Teufel dar

Filmstill aus einer Installation in der Ausstellung »Gehorsam«
© S. Boddeke & P. Greenaway, Foto: Digidaan

Seit einiger Zeit ist im Jüdischen Museum Berlin die Ausstellung »Gehorsam. Eine Installation in 15 Räumen von Saskia Boddeke & Peter Greenaway« zu sehen. Wie jede Ausstellung, so findet auch diese unterschiedlichen Anklang bei unseren Besucherinnen und Besuchern. Im Unterschied zu anderen Ausstellungen aber fällt das Feedback, das uns im Nachhinein erreicht, oft anders aus, als vermutet. So auch dasjenige von Dr. Rachel Heuberger, Kuratorin der Hebraica- und Judaica-Sammlung der Universitätsbibliothek Frankfurt, mit welcher ich unmittelbar nach ihrem Ausstellungsbesuch über ihre Eindrücke und Gedanken sprach.

Mirjam Wenzel: Du hast gerade die Ausstellung »Gehorsam« von Saskia Boddeke und Peter Greenaway besucht. Wie würdest du sie beschreiben?  weiterlesen


Von der Keramik-Kanne bis zum Ananas-Pokal. Zur Arbeit am Objekt

Fotografie mit Ansicht eines geöffneten Glasschranks mit Sicht auf grauen Kartons und drei Leuchter

Ansicht des Depots im Jüdischen Museum Berlin, © Jüdisches Museum Berlin, Foto: Jens Ziehe

Es ist kalt. Das Neonlicht leuchtet grell. Vor weißen Wänden reiht sich ein grauer Schrank neben den anderen. Der Raum wirkt steril. Die Klimaanlage brummt. Depot-Tristesse.

Ich ziehe blaue Gummi-Handschuhe an, öffne einen der Schränke und hebe einen grauen Karton heraus. Unter mehreren Lagen von Seidenpapier schimmern die Konturen eines Objekts hervor. Ich nehme es vorsichtig aus dem Karton und befreie es von dem Papier: ein historischer Mikrokosmos eröffnet sich.  weiterlesen


Veröffentlicht von am 18. Juli 2014 0 Kommentare

Sammeln als »Way of Life«

Ein Gespräch mit René Braginsky

Seit wann sammeln Sie und wie viele Objekte umfasst Ihre Sammlung?

René Braginsky: Das Sammeln von Büchern hat angefangen, nachdem ich bei der Bar-Mitzwah-Feier unseres Sohnes vor mehr als 20 Jahren kein illustriertes Tischgebet gefunden habe und mich mit einer Kopie zufrieden geben musste. Bei seiner Hochzeit haben wir dann ein Tischgebet aus unserer eigenen Sammlung reproduzieren können. Als ich dann langsam auf den Geschmack kam, habe ich allmählich mehr gekauft und nach Möglichkeit in immer besserer Qualität. Angeregt dazu wurde ich durch einen gut befreundeten älteren Sammler. Die Judaica-Sammlung umfasst inzwischen über 700 Stücke, hauptsächlich Bücher, illustrierte Hochzeitsverträge und illustrierte Esther-Rollen.

Ein Raum in dunkelblauer und weißer Farbe gestrichen. Auf dem hellen Holzfußboden sind schräge, blaugehaltene Wände angebracht auf denen Bücher in Glasvitrinen besfestigt sind

Ansicht des ersten Raumes der Wechselausstellung: »Die Erschaffung der Welt. Illustrierte Handschriften aus der Braginsky Collection« © Jüdisches Museum Berlin, Foto: Martin Adam

Um was geht es Ihnen beim Sammeln der hebräischen Manuskripte? Verfolgen Sie ein bestimmtes Ziel oder eine Mission mit Ihrer Sammlung?

Es geht mir vor allem um eine direkte Verbindung mit der jüdischen Geschichte, meiner Anschauung von jüdischer Geschichte. Auch faszinieren mich immer wieder die Vielfalt der Illustrationen und die regionalen und nationalen Einflüsse auf die Illustrationen. Jüdische Bücher aus Deutschland sind in erster Linie auch deutsche Bücher, so wie jüdische Bücher aus Spanien auch spanische sind und die aus Marokko auch marokkanische. Juden lebten in verschiedenen Welten, und diese Diaspora spiegelt sich in den Buchillustrationen wider. Und die alten Bücher, die so viel Gelehrsamkeit enthalten, erfüllen mich mit Ruhe und auch mit der Zuversicht, dass, was wirklich wichtig ist, auch bleibt. Wenn es so etwas wie eine Mission gibt, dann ist es meine Überzeugung, dass man solche Schätze nicht vor der Welt verbergen, sondern sie mit ihr teilen sollte. Deshalb haben wir unsere Websites (braginskycollection.com und braginskycollection.ch) eingerichtet, haben zwei iPad-Apps (Braginsky Collection und Braginsky Collection Berlin) ins Netz gestellt und stellen einen Teil der Sammlung jetzt in Berlin schon zum fünften Mal aus.
Im Laufe der Jahre haben durch die Ausstellungen und Internetquellen viele zehntausende Weltbürger – jüdische ebenso wie nicht-jüdische – den Genuss der Sammlung mit uns teilen können.

Hat sich der Markt für Sammler von Judaica und hebräischen Handschriften in Ihren Augen in den letzten Jahrzehnten geändert? Sind Sie auf Fälscher oder unlautere Händler getroffen?  weiterlesen