Junge Perspektiven – Deine Tour durchs Museum

Für Junge Perspektiven konnte Leo Altaras – bekannt aus der preisgekrönten Fernsehserie Die Zweiflers – als Erzählstimme gewonnen werden. In rund einer Stunde führt er zu zehn Stationen, die thematisch und formal abwechslungsreich gestaltet sind und dabei konsequent aus dem Blickwinkel von Jugendlichen erzählt werden. Den Auftakt der Tour bilden die raumfüllende Videoinstallation Drummerrsss und die markante Architektur des Museums. Nachfolgend werden jüdische Religion und Tradition und ihre Verankerung im Alltag von jüdischen Teenagern heute thematisiert. In den historischen Kapiteln begegnen den Jugendlichen junge Jüdinnen wie Henriette Herz und Anne Frank. Die Ausgrenzung und Verfolgung in der NS-Zeit wird unter anderem durch Paul Kuttner veranschaulicht, der mit einem Kindertransport nach England gelangte, während seine Schwester in Berlin untertauchte und seine Mutter deportiert und ermordet wurde. Anschließend geht es um die Herausforderungen, vor denen die sogenannten Kontingentflüchtlinge standen, die nach 1989 aus der ehemaligen Sowjetunion nach Deutschland kamen. Am Ende der Tour bekommen die Nutzer*innen Einblick in die vielstimmige jüdische Gegenwart in Deutschland. 

Jede Station eröffnet vier unterschiedliche Zugänge: „Worum geht’s?“ vermittelt zentrale Inhalte als Text, Audio oder Video. „Du bist dran!“ lädt mit Quizzen, Spielen und kreativen Aufgaben zum Mitmachen ein. Die Option „Ganz persönlich!“ bietet Interviews, historische Zeugnisse und Stimmen junger jüdischer Berliner*innen. „Was denkst du?“ hingegen regt zum Nachdenken und Diskutieren an. Die Jugendlichen lernen auf diese Weise nicht nur Fakten über Objekte, Personen und Kunstwerke kennen, sondern können eigene Perspektiven entwickeln und miteinander ins Gespräch kommen.

„Mit Junge Perspektiven – Deine Tour durchs Museum gibt das JMB Jugendlichen den Freiraum, das Museum auf ihre eigene Weise zu entdecken. Die Tour verbindet Wissen mit persönlichen Geschichten und macht jüdische Geschichte und Gegenwart aus einer jungen Perspektive erfahrbar. Uns ist wichtig, dass Jugendliche Parallelen zu ihrer eigenen Lebenswelt ziehen können und das Museum als einen Ort erleben, der sie direkt anspricht“, so Hetty Berg, Direktorin des Jüdischen Museums Berlin.

Ein Jugendlicher aus dem Projektteam schildert seine Eindrücke aus dem Workshop wie folgt: „Wir sind die Ausstellung durchgegangen, haben diskutiert, welche Themen die App aufgreifen soll und auf welche Weise diese Schwerpunkte Jugendlichen erklärt werden können. Wir haben außerdem über unsere jüdischen Identitäten gesprochen und ich habe die Parascha, also den Tora-Wochenabschnitt, meiner Bar Mitzwa, vorgelesen, um zu zeigen, wie so etwas klingt, denn: Unsere Stimmen wurden dabei aufgenommen und sind nun die Stimmen der App. Mein Anspruch dabei war es, dass Jugendliche nach dem Hören von Junge Perspektiven nicht mehr an ihren Geschichtsunterricht denken, wenn sie von Juden hören, sondern an uns – junge Berliner Juden.“

Junge Perspektiven – Deine Tour durchs Museum wurde gemeinsam mit Jugendlichen entwickelt und bezieht ihre Sichtweisen aktiv mit ein. Damit schafft das JMB ein kostenfreies Angebot, das sich direkt an junge Besucher*innen richtet und eine attraktive Alternative zu klassischen Führungen oder Workshops darstellt. Dank frei verfügbarem WLAN vor Ort können die Inhalte unkompliziert mit dem eigenen Smartphone und Kopfhörern genutzt werden. Junge Perspektiven ist Teil der JMB App, die vor dem Besuch in allen App Stores kostenfrei heruntergeladen werden kann. Die Website mit aktuellen Informationen zum neuen digitalen Angebot in der JMB App finden Sie unter https://www.jmberlin.de/app-junge-perspektiven.

Das JMB dankt der Friede Springer Stiftung und der Michael Otto Stiftung sehr, dass sie dieses digitale Angebot ermöglicht haben. Gerade in Zeiten von steigendem Antisemitismus ist das JMB auf engagierte Partner*innen und Unterstützer*innen angewiesen, um verschiedene Zielgruppen zu erreichen. Junge Perspektiven ist ein wichtiger Baustein der Bildungsarbeit und der digitalen Transformation des JMB, der dank der großzügigen Förderung durch die Friede Springer Stiftung und die Michael Otto Stiftung nun endlich umgesetzt werden konnte und eine Lücke schließt.