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Das Archiv des Jüdischen Museums Berlin erhält restituierte Bücher

Presseeinladung

Pressemitteilung von Mo, 12. Jun 2017

Das Archiv des Jüdischen Museums Berlin erhält für seine Sammlung 20 Bücher, die das Berliner Ehepaar Jacob und Käthe Kahn geb. Hirschfeld bei ihrer Deportation in das Ghetto Theresienstadt im Oktober 1942 zurück­lassen musste und die zusammen mit ihrem Hausstand enteignet wurden. In den Beständen der Zentral- und Landes­bibliothek Berlin (ZLB) wurden die Bücher wieder­entdeckt und als NS-verfolgungs­bedingt entzogenes Kulturgut restitutiert. Käthe und Jacob Kahn hatten keine Kinder, durch Recherchen konnte die in Schweden lebende Großnichte Käthe Kahns, Renée Hirschfeld, ermittelt werden, die die Bücher am 16. Juni von der ZLB entgegen nehmen und dem Jüdischen Museum Berlin übereignen wird. Die Bücher von Jacob und Käthe Kahn sind das letzte Zeugnis vom Schicksal des verfolgten Paares und heute von großem ideellem Wert.

Kontakt

Pressestelle
T +49 (0)30 259 93 419
presse@jmberlin.de

Postadresse

Stiftung Jüdisches Museum Berlin
Lindenstraße 9–14
10969 Berlin

Anlässlich der Übergabe der restituierten Bücher laden wir Sie gemeinsam mit der ZLB zu einem Presse- und Bildtermin und zu einem Gespräch mit der Stifterin und Großnichte Renée Hirschfeld in die W. Michael Blumenthal Akademie des Jüdischen Museums Berlin ein:

Termin Freitag, 16. Juni 2017, 13 Uhr
Akkreditierung ab 12.30 Uhr im Eingang der W. Michael Blumenthal Akademie
Ort W. Michael Blumenthal Akademie, Archiv – gegenüber dem Haupteingang des Jüdischen Museums Berlin

Teilnehmer des Presse- und Bildtermins:

Franziska Bogdanov, Mitarbeiterin des Archivs des Jüdischen Museums Berlin, wird Sie begrüßen. Sebastian Finsterwalder, Mitarbeiter der ZLB, wird über die Provenienz­forschung sprechen und die Bücher an Frau Hirschfeld übergeben. Die Stifterin und Großnichte Renée Hirschfeld wird offiziell die Bücher an das Archiv des Jüdischen Museums Berlin überreichen.

Die restitutierten Bücher

Die 20 Werke gehörten eindeutig Käthe und Jacob Kahn, wie Autogramme und Etiketten der Bücher zeigen. Das Konvolut besteht größtenteils aus Sachbüchern und Monografien. In den Beständen der ZLB befinden sich Bücher, die ihren rechtmäßigen Eigentümern während der NS-Herrschaft zwischen 1933 und 1945 entzogen wurden. Die NS-Raubgutforschung in der ZLB überprüft verdächtige Bestände, identifiziert NS-verfolgungs­bedingt entzogenes Kulturgut und ermittelt dessen Herkunft, um es an die Eigentümer oder deren Erben zurückzugeben.

Die Stifterin

Renée Hirschfeld hat sich entschlossen, die Bücher an das Archiv des Jüdischen Museums Berlin zu geben, dem sie bereits vor einigen Jahren Postkarten und Dokumente aus ihrer Familie gestiftet hat. Käthe Kahn war ihre Großtante, die Schwester ihres Großvaters Jacob René Hirschfeld. Der Vater von Renée Hirschfeld konnte der Verfolgung der National­sozialisten durch seine Emigration nach Schweden entkommen, während die Großeltern in Halle zurückblieben. Jacob René Hirschfeld kam im Konzentrationslager Auschwitz um, die Großmutter Hermine Hirschfeld im Ghetto Theresienstadt.

Das Ehepaar Jacob und Käthe Kahn

Dr. Jacob Kahn wurde am 26. Mai 1870 in Klüsserath, Kreis Trier geboren. Er war Arzt und Sanitätsrat in Berlin und hatte eine gut laufende eigene Praxis in Friedrichshain. Agathe Käthe Margot Kahn geb. Hirschfeld kam am 29. September 1880 in Berlin zur Welt. Die beiden heirateten 1921. Käthe Kahn hatte den Beruf der Krankenschwester erlernt und führte in der Praxis ihres Mannes die Buchhaltung. Aufgrund des Berufsverbotes für jüdische Ärzte im Herbst 1938 musste Jacob Kahn seine Praxis und die Wohnung in der Strahlauer Allee 31 aufgeben, und das kinderlose Ehepaar zog in eine kleine Gartenhaus­wohnung in der Mommsenstraße 22 in Charlottenburg. Dies war ihr letzter Wohnsitz in Berlin. Am 3. Oktober 1942 wurden Jacob und Käthe Kahn von Berlin in das Ghetto Theresienstadt deportiert, wo beide umkamen.

Das Archiv des Jüdischen Museums Berlin

Mehr als 1.500 Nachlässe und Sammlungen, die das Leben und Schicksal deutscher Juden und deutsch-jüdischer Familien auf vielfältige Weise dokumentieren, befinden sich im Archiv des Jüdischen Museums Berlin. Die Bestände stammen fast ausschließlich aus privaten Schenkungen. Sie enthalten neben Schutz- und Bürgerbriefen, Heirats- und anderen Personen­stands­urkunden zahlreiche Dokumente aus Militärzeit, Ausbildung und beruflichem Leben, geschäftliche, wissenschaftliche und private Korrespondenzen, Tagebücher und Memoiren. Ergänzt wird das schriftliche Material durch Familien­fotografien, Erinnerungsstücke und Gebrauchsgegenstände. Ziel der Sammlung ist es, die jüdische Geschichte in ihrer ganzen Vielfalt zu dokumentieren: Dazu gehört das religiöse, kulturelle, politische und wirtschaftliche Leben ebenso wie private Geselligkeit und persönliche Erfahrungen.

Für unsere Planung bitten wir Sie, uns über Ihr Kommen bis 15. Juni per Mail unter presse@jmberlin.de oder telefonisch unter +49 (0)30 25 993-419 zu informieren.

Mehr Informationen zur Raubgutforschung an der ZLB finden Sie hier.

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