Sonderausstellungen und Kulturprogramm im Mai und Juni 2011

Presseinformation

Pressemitteilung von Mi, 6. Apr 2011

Zur Sonderausstellung „Radical Jewish Culture. Musikszene New York seit 1990“, die am 7. April eröffnet, bietet das Jüdische Museum ein spannendes musikalisches Begleitprogramm: In der Konzertreihe „New Voices in Jewish Music“ stellt das Museum zusammen mit dem Jazzbassisten Greg Cohen zeitgenössische jüdische Musik vor. Den Anfang machen am 4. Mai das polnische Bester Quartet und die New Yorker Sängerinnen von Mycale. Das Montagskino gibt Gelegenheit, in drei dokumentarischen Filmen die Protagonisten der „Radical Jewish Culture“ näher kennen zu lernen.

Der Musikschwerpunkt wird in der Veranstaltungsreihe „Jazz in the Garden“ fortgesetzt, die der amerikanische Trompeter Paul Brody am 26. Juni eröffnet.

Die Laufzeit der Ausstellung „Micha Ullman: Unten“ wird verlängert: Die großformatige Bodeninstallation des israelischen Bildhauers ist, zusammen mit Zeichnungen und einem Dokumentarfilm über den Künstler, noch bis 26. Juni in der Eric F. Ross Galerie zu sehen.

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Lindenstraße 9–14
10969 Berlin

Sonderausstellungen

Radical Jewish Culture 
Musikszene New York seit 1990

Anfang der 1990er Jahre entwickelte sich in der New Yorker Downtown-Szene eine avantgardistische jüdische Musikbewegung, die unter dem Titel „Radical Jewish Culture“ bekannt wurde. Musiker wie John Zorn, David Krakauer, Marc Ribot, Anthony Coleman und Frank London untersuchten leidenschaftlich die Möglichkeiten einer neuen jüdischen Musik und emanzipierten sich von einer Haltung, für die Anpassung und gesellschaftliche Unauffälligkeit kennzeichnend war. In ihrer Musik verschmolzen freie Formen des Jazz mit Klezmer-Improvisationen, Experimentalmusik mit Rock, Blues und Punk. Die Sonderausstellung „Radical Jewish Culture“ stellt diese Musikszene mit vielen Musikbeispielen und zum großen Teil unveröffentlichtem Material vor. 
Eine Ausstellung des Musée d’art et d’histoire du Judaïsme, Paris.

Wann: 8. April bis 24. Juli 2011 
Wo: Altbau 1. OG 
Eintritt: 4 €, erm. 2 Euro

Micha Ullman: Unten

Micha Ullman ist einer der bedeutendsten israelischen Bildhauer seiner Generation. Seine Familie floh 1933 aus einem Dorf in Thüringen nach Palästina, wo er 1939 in Tel Aviv geboren wurde. Seit den 1970er Jahren ist er in Deutschland mit seinen Arbeiten im öffentlichen Raum präsent. Am bekanntesten ist sein Denkmal zur Erinnerung an die Bücherverbrennung auf dem Berliner Bebelplatz.

Im vergangenen Jahr hat das Jüdische Museum Berlin eine wichtige Arbeit Micha Ullmans erworben: Die Installation „Unten“ ist nun zusammen mit früher erworbenen Zeichnungen und einem Video über den Künstler in der Eric F. Ross Galerie zu sehen. Micha Ullman führt hier einen Gedanken weiter, den er in vielen seiner Arbeiten formulierte: eigentlicher Gegenstand ist das Abwesende, das Unsichtbare und Unzugängliche. Er tritt damit in einen kongenialen Dialog mit der Architektur Daniel Libeskinds und dessen Konzept der Voids.

Wann: Verlängert bis 26. Juni 2011 
Wo: Libeskind-Bau EG, Eric F. Ross Galerie in der Dauerausstellung 
Eintritt: mit dem Museumsticket (5 €, erm. 2,50 Euro)

Begleitprogramm zur Sonderausstellung „Radical Jewish Culture“

New Voices in Jewish Music – Neue Stimmen in der jüdischen Musik 
Eine Konzertreihe, zusammengestellt von Greg Cohen

New Voices: Mycale trifft Bester! 
Kompositionen und Interpretationen

Das Bester Quartet (Krakau), eine der stärksten Stimmen der jüdischen Musik in Europa, widmet sich der Improvisation auf höchstem Niveau, gepaart mit mitreißenden Kompositionen und der Bearbeitung traditioneller Melodien. Unter der Leitung von Jarosław Bester ist diese Band für ihre furiosen Auftritte bekannt. 
Mycale (New York) vereint vier der kreativsten weiblichen Stimmen weit und breit. Die Sängerinnen finden hier in einem intimen Rahmen zusammen, um John Zorns „Book of Angels“ a capella zu interpretieren. Zu hören sind Texte auf Hebräisch, Jiddisch, Ladino, Französisch und Arabisch aus den Werken von Rumi, Fernando Pessoa, der hebräischen Bibel und anderen.

Bester Quartet: Jarosław Bester (Akkordeon) / Jarosław Tyrała (Violine) / Oleg Dyyak (Akkordeon, Klarinette, Schlagzeug), Maciej Adamczak (Kontrabass) 
Mycale: Basya Schechter, Ayelet Rose Gottlieb, Malika Zarra, Sofia Rei

Wann: 4. Mai 2011, 20 Uhr 
Wo: Glashof, EG 
Eintritt: 15 €, erm. 10 €. Kartenreservierung (für Nicht-Journalisten) unter Tel. +49 (0)30 25993 488 oder reservierung@jmberlin.de

New Voices: Caine, Sparks und Cohen 
Improvisationen und Variationen

Uri Caine (New York) ist einzigartig in der Welt moderner Innovationen am Klavier. Er spielt die ganze Bandbreite von Barrelhouse bis Bach, von Motown bis Mahler. 
Der genrebrechende Gitarrist Tim Sparks (Minneapolis) und Masada-Bassist Greg Cohen (Berlin, New York) lassen mit Neuinterpretationen klassischer Klezmer-Melodien und regionaler jüdischer Musik eine eigene Klangwelt entstehen. Sparks und Cohen spielen aus ihren gemeinsamen Aufnahmen beim renommierten Tzadik Label.

Uri Caine (Solo Klavier), Tim Sparks (Gitarre), Greg Cohen (Kontrabass) plus Gast

Wann: 9. Juni 2011, 20 Uhr 
Wo: Glashof EG 
Eintritt: 20 €, erm. 15 € inkl. eines Freigetränks 
Kartenreservierung (für Nicht-Journalisten) unter Tel. +49 (0)30 25993 488 oder reservierung@jmberlin.de

Montagskino

Sabbath in Paradise

Documentary about the Radical Jewish Culture scene by Claudia Heuermann (US 1998, 85 min, English original version) 
Wann: 23. Mai 2011, 19:30 Uhr

Marc Ribot. La Corde Perdue/The Lost String

Documentary by Anaïs Prosaïc (FR 2003, 52 min, English original version) 
Marc Ribot. Descent into Baldness 
Documentary by Cassis Birgit Staudt and Jörg Söchting (US 1996, 30 min, English original version) 
Wann: 6. Juni 2011, 19:30 Uhr

The Klezmatics. On Holy Ground

Documentary by Erik Greenberg Anjou (DE, HU, IL, PL, US 1989, 106 min, English original version) 
Wann: 20. Juni 2011, 19:30 Uhr

Für alle Veranstaltungen in der Reihe „Montagskino“ gilt: 
Wo: Altbau EG, Auditorium 
Eintritt: frei, Einlass nur mit Platzkarte (an der Kasse erhältlich). 
Kartenreservierung (für Nicht-Journalisten) unter Tel. +49 (0)30 25 993 488 oder reservierung@jmberlin.de

Kultursommer

Jazz in the Garden: Paul Brody

Die Band des amerikanischen Trompeters Paul Brody, der seit den neunziger Jahren in Berlin lebt, hat in der Verschmelzung von traditioneller Klezmer-Musik und zeitgenössischem Jazz zu einem gänzlich eigenen Klang gefunden. 
Paul Brody (Komposition, Trompete), Alan Bern (Akkordeon), Christian Koegel (Gitarre), Martin Lillich (Bass), Michael Griener (Schlagzeug) 
Picknickkörbe können bis 24 Stunden vorab beim Liebermanns unter Tel. +49 (0)30 25 939 760 bestellt werden. 
Wann: 26. Juni 2011, 11 Uhr 
Wo: Museumsgarten (bei schlechtem Wetter im Glashof EG) 
Eintritt: frei

Eine Veranstaltung im Rahmen des Festivals „Sounds No Walls 2011 – Jazz & Jewish Culture“ vom 23.–26. Juni im Jüdischen Museum Berlin. Veranstaltet von Jazz Activities e.V., realisiert mit Mitteln der Bundeszentrale für politische Bildung. Weitere Informationen unter www.sounds-no-walls.de.

Kulturprogramm

Juden in Deutschland – Deutschland in den Juden 
Buchpräsentation mit den Herausgebern Y. Michal Bodemann und Micha Brumlik

Das Buch präsentiert ein Panorama jüdischen Lebens in Deutschland zu Beginn des 21. Jahrhunderts. In der Vielzahl der Stimmen – journalistischer wie belletristischer – wird der tiefgreifende Wandel deutlich, der die in Deutschland lebenden Juden seit dem Ende des Kalten Krieges erfasst hat. Inzwischen geht es nicht mehr um das klassische deutsche Judentum und auch nicht mehr um die bedrängte, weitgehend aus Überlebenden bestehende jüdische Gemeinschaft. Es geht um überwiegend aus der Sowjetunion stammende Immigranten und deren Kinder, die ganz eigenständig eine neue jüdische Gemeinschaft begründen. Die bunte, beinahe unübersichtliche Vielfalt wird von den Herausgebern sowie einer Reihe namhafter Autoren des Bandes in Lesung und Diskussion vorgestellt.

Wann: 9. Mai 2011, 19:30 Uhr 
Wo: Altbau 2. OG, Großer Saal 
Eintritt: frei

Sayed Kashua: Zweite Person Singular 
Buchpräsentation mit dem Autor und dem Schauspieler Burghart Klaußner

Der israelische Autor Sayed Kashua erzählt in seinem neuen Roman die kunstvoll verwobene Geschichte zweier arabischer Israelis, die sich nichts sehnlicher wünschen, als Teil des jüdischen Israels zu sein. Mit aller Macht versuchen sie ihre Fremdheit in der Mehrheitskultur, aber auch die in ihren Augen rückständige arabische Kultur durch eine neue Identität zu überwinden. Sie suchen ihr Heil in den Versprechungen der Popkultur und des westlichen Individualismus, nach denen alles möglich scheint. Doch sie sind damit zum Scheitern verurteilt. 
In Zusammenarbeit mit der Literaturhandlung.

Wann: 16. Mai 2011, 19:30 Uhr 
Wo: Altbau EG, Auditorium 
Eintritt: 9 €, erm. 7 €. Kartenreservierung (für Nicht-Journalisten) bei der Literaturhandlung unter Tel. +49 (0)30 8824 250

Nicht nur Bildung, nicht nur Bürger: Juden in der Populärkultur 
Tagung

Das Thema Juden und Populärkultur hat im deutschsprachigen Raum bislang kaum Beachtung gefunden. Die ausgeprägte Fokussierung der Forschung auf bürgerliche Juden bzw. Juden im Bürgertum legte eine Beschäftigung mit massen- und populärkulturelle Ausdrucksformen nicht gerade nahe. Die internationale Konferenz „Juden in der Populärkultur“ soll helfen, die Aufmerksamkeit auf diese Thematik zu lenken. Aus diesem Anlass geben Kulturwissenschaftler Einblicke in ihre Arbeiten zu diversen Aspekten des Populärkulturellen im jüdischen Kontext – in Bezug auf Film, Literatur, Musik und Theater. 
In Kooperation mit der Wissenschaftlichen Arbeitsgemeinschaft des Leo Baeck Instituts, dem Centrum für Jüdische Studien Graz und dem Institut für die Geschichte der deutschen Juden Hamburg.

Wann: Sonntag und Montag, 29. und 30. Mai 2011, jeweils 10 bis 18 Uhr 
Wo: Altbau 2. OG, Großer Saal 
Eintritt: frei

Stefan Meining: Eine Moschee in Deutschland 
Buchpräsentation mit dem Autor

Der Redakteur Stefan Meining hat eine unglaubliche Geschichte recherchiert: Ausgediente NS-Bürokraten, Vertriebenenfunktionäre, Geheimdienstler und andere Kalte Krieger päppeln in den 1950er Jahren in München die Keimzelle des politischen Islam im Westen auf. Muslime, die im Zweiten Weltkrieg auf der Seite der Nazis gegen die Sowjetunion gekämpft haben, sollen nun für Unruhe in den islamischen Sowjetrepubliken sorgen. Aber die Münchner Muslime haben mit dem Kalten Krieg nichts im Sinn. Sie werden zur wichtigsten Filiale von Anhängern der Muslimbruderschaften im Westen und zur Schaltzentrale eines globalen Netzwerkes. In der islamischen Welt weiß man längst, welche Bedeutung die Moschee in München hat. Stefan Meining führt zu Beginn mit Filmmaterial aus US-Armee-Beständen in die Thematik ein. 
In Zusammenarbeit mit der Literaturhandlung.

Wann: 30. Mai 2011, 19:30 Uhr 
Wo: Altbau EG, Auditorium 
Eintritt: 9 €, erm. 7 €. Kartenreservierung (für Nicht-Journalisten) bei der Literaturhandlung unter Tel. +49 (0)30 8824 250

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