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Geschichten aus Jerusalem: Glaube‌·‌Liebe‌·‌Hoffnung‌·‌Angst

Die erste fiktionale VR-Serie von Dani Levy in 360°/VR

Für die Ausstellung Welcome to Jerusalem drehte Regisseur Dani Levy vier fiktionale 360°/VR-Kurzfilme in der heiligen Stadt.

Die jeweils fünf- bis achtminütigen Episoden erzählen aus israelischer und palästinensischer Perspektive vom Leben an einem Brennpunkt des Nahost-Konflikts und sind geprägt vom trockenen Humor, den wir aus Levys Filmen kennen.

Ausstellung bereits beendet

Übersichtsplan mit allen Gebäuden, die zum Jüdischen Museum Berlin gehören. Der Altbau ist grün markiert

Wo

Altbau EG, Glashof
Lindenstraße 9–14, 10969 Berlin

Mit Virtual-Reality-Brillen konnten die Besucher*innen bis Juni 2018 im Glashof des Jüdischen Museums die Geschichten aus Jerusalem und damit die Ambivalenz und Intensität der Stadt an der Seite eines Stand-up Comedians am Zionsplatz, eines Soldaten am Checkpoint oder eines Scharfschützen über den Dächern der Altstadt unmittelbar und immersiv erleben - mal als reine Beobachter*innen, mal als Beteiligte, die angespielt und in die Szenen einbezogen wurden. 
Inzwischen sind die Filme zwar nicht mehr im Museum, aber weiterhin in den VR-Apps von ARTE und ZDF verfügbar und können über die ARTE-Website (auf Deutsch, Englisch und Französisch) und die ZDF-Website (auf Deutsch) aufgerufen werden.

Trailer zur VR-Serie Geschichten aus Jerusalem

Die Filmplots

Achtung: Spoilerwarnung!

Glaube

Downtown Jerusalem, Yafo Street, Zionsplatz. Ein Stand-Up Comedian beschreibt sein Leben in Jerusalem, der heiligen Stadt, des heiligen Volkes, umgeben von der heiligen Schutz-Mauer.

Eine Traube von Zuschauer*innen steht um ihn herum, Passant*innen bleiben stehen. Seine Witze sind subversiv und bissig, es wird viel gelacht, der Comedian bringt es auf den Punkt, aber im Publikum entsteht spürbar Wut. Die*der Zuschauer*in wird in die Show involviert, sie*er steht plötzlich neben dem Comedian. Aus dem Publikum kommen erste aggressive Einwürfe, drei Passant*innen gehen auf den Komiker los, sie ziehen ihn davon und bedrohen ihn. Die Situation eskaliert, die*der Zuschauer*in bleibt hilflos dazwischen.

Liebe

Ein Linienbus von der Westbank nach Ost-Jerusalem: Unter den palästinensischen Fahrgästen zwei junge Frauen. Der Bus hält an einem Checkpoint. Zwei israelische Grenzsoldaten kommen in den Bus und kontrollieren die Passier- und Personalpässe, die Fahrgäste zeigen die Papiere ohne aufzuschauen oder ihr Telefonat zu unterbrechen. Alltag in Jerusalem.

Der junge Grenzsoldat steht vor einer der beiden Palästinenserinnen und betrachtet ihre Papiere. Dann fordert er sie auf, zur Kontrolle mit ihm rauszukommen, die Papiere seien abgelaufen. Er wirkt unsicher, etwas linkisch, aber er überspielt es mit einer ruppigen Autorität. Die Palästinenserin weigert sich erst amüsiert, aber sein Ton wird härter. Wir folgen den Beiden nach draußen, an der 8 Meter hohen Mauer entlang in ein Verhörzelt. Der Soldat fordert sie auf, sich zu setzen, sein Ton ändert sich. Ob sie sich nicht an ihn erinnere, damals vor zwei Monaten, im Hadassah Krankenhaus ...?

Hoffnung

Wir befinden uns auf den Dächern der Altstadt. Scharfschützen der Armee überwachen eine enge Gasse unten im Bazar-Gewusel der Altstadt. Per Funk kommuniziert einer der Scharfschützen mit einem Anderen unten im Gemenge, die Situation ist erst unklar, dann ändert sie sich. Der Scharfschütze verhandelt über Funk den Preis einer Goldkette. Die Kette sei für seine Tochter, für ihre Bat Mizwa. Wir schweben hinunter in den Bazar. Die Verhandlung wird lauter, der Händler brüllt jetzt direkt nach oben aufs Dach. Die Situation nimmt eine groteske Form an, weitere Soldatinnen mischen sich lautstark ein, ein Streitgespräch über die Wertigkeit von religiösen Ritualen entsteht.
Dann wird über Funk plötzlich Alarm gemeldet. Der 'Meschuggene' sei in einem Haus verschwunden, Bereitschaft auf den Dächern. Und plötzlich erscheint er auf dem Dach, schweißgebadet, das Kreuz geschultert, die Dornenkrone auf dem Kopf ...

Angst

Die*der Zuschauer*in befindet sich alleine vor einer großen Bauruine. Drei Kinder, die dort Fußball spielen, kommen auf ihn zu, sie beginnen ihn zu ärgern.

Ein Auto kommt, die zwei arabischen Wächter sprechen uns an. Dies sei das Parlamentsgebäude für die Regierung des ersten palästinensischen Staates, damals Ende der 1990er, als die Friedensverhandlungen mit Israel nach einer Zwei-Staaten-Lösung aussahen. Die Wächter führen uns in das Gebäude. Es ist heruntergekommen, Graffitis an den Wänden, keine Scheiben in den Fenstern, Tauben überall. Das Ende eines Traumes, begraben in Vogelkot. Aus dem Dunkel meldet sich plötzlich eine raue Stimme. Die Wächter gehen ihr alarmiert nach. Im hinteren Teil der Halle, sitzt eine eingefallene Figur auf einem Feldbett ...

„Unsere Besucher werden mitten in das Geschehen auf den Straßen Jerusalems versetzt. Fiktionale VR-Filme kommen in Museen bisher selten zum Einsatz. Dabei kann diese neue Technik helfen, die Distanz zwischen Vitrinen und Besuchern zu überwinden“, sagt Cilly Kugelmann, Kuratorin der Ausstellung Welcome to Jerusalem.

Drehbuch und Regie Dani Levy
Drehort Jerusalem
Produktionsland Deutschland
Sprache Englisch
Erscheinungsjahr 2017
Länge je 5 bis 8 Minuten

Produziert von der Medea Film Factory in Zusammenarbeit mit dem Jüdischen Museum Berlin sowie ZDF und ARTE.

Beschriftung der Filmklappe: »Roll 1 - 360° Love - Take 6 -Medea -Dani Levy -Filip Zumbrunn«

Klappe bei den Dreharbeiten zu den Geschichten aus Jerusalem; Medea Film

Logos: Medea Film Factory, ZDF und ARTE

Gefördert von Medienboard Berlin-Brandenburg GmbH und Nordmedia Film- und Mediengesellschaft Niedersachsen/Bremen mbH.

Logos: Medienboard Berlin-Brandenburg GmbH und Nordmedia Film- und Mediengesellschaft Niedersachsen/Bremen mbH

Dani Levy

Der Schauspieler, Regisseur und Produzent Dani Levy wurde in Basel geboren und lebt seit 1980 in Berlin.

Nach Stationen am Theater Basel und ersten Regieerfahrungen gründete er in den 1990er Jahren mit Stefan Arndt, Wolfgang Becker und Tom Tykwer die Produktionsfirma X Filme Creative Pool. Zu seinen bekanntesten Kinofilmen zählen die Komödie Alles auf Zucker! und die kontrovers diskutierte Parodie Mein Führer – Die wirklich wahrste Wahrheit über Adolf Hitler.

2013 porträtierte Levy für das TV-Projekt 24h Jerusalem (zero one film / BR / ARTE) das Leben in den Straßen Jerusalems zusammen mit weiteren Filmemachern.

Dani Levy

Mehr bei Wikipedia

Alles auf Zucker! (2004)

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Mein Führer – Die wirklich wahrste Wahrheit über Adolf Hitler (2007)

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Informationen zur Ausstellung im Überblick

  • Wann 3. Mai bis 17. Jun 2018
  • Wo Altbau EG, Glashof
    Lindenstraße 9-14, 10969 Berlin 
    Zum Lageplan
Dani Levy gibt Instruktionen am Filmset

Regisseur Dani Levy am Set beim Dreh der Geschichten aus Jerusalem; Medea Film, Foto: David Donschen

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