App durchs Museum

Unser Sommerferienprogramm für moderne Schnitzeljäger*innen

David Studniberg schaut mit zwei Jungen und einem Mädchen auf ein iPad

David Studniberg mit drei Schnitzeljäger*innen am iPad; Foto: Doris Spiekermann-Klaas, Verlag Der Tagesspiegel

Eben noch erforschen die Schnitzeljäger*innen die Höhle neben der Münzbahn und machen lustige Fotos mit dem iPad, da liest Tom, ein achtjähriger Knirps mit braunem Wuschelkopf, schon die nächste Aufgabe vor: »Sucht nun die schwarzen Pfeile auf dem Boden und lauft ihnen solange nach, bis ihr zu einer Chill-Ecke kommt. Dort könnt ihr…« Noch bevor Tom den Satz beendet, rufen seine beiden Mitstreiter*innen aufgeregt: »Da vorne, da ist die Ecke! Los, komm!« Im Nu flitzen die drei los, vorbei an Moses Mendelssohn, Richtung »Chill-Ecke«, wo sie sich auf das gemütliche Sitzpolster legen und gespannt die nächste Quiz-Frage auf dem Tablet anschauen …

Diese und ähnliche Szenen kann man jetzt während der Ferienzeit täglich in unserer Ausstellung beobachten. Tom und seine Freunde gehören nämlich zu den Gruppen, die am neuen Sommerferienprogramm »App durchs Museum« teilnehmen. Ich hatte das große Glück, zusammen mit meinen Kolleg*innen aus der Bildungsabteilung das Programm entwickeln zu dürfen, das – zu unserer großen Freude – nach kürzester Zeit  so gut wie ausgebucht war.

Die Konzeptionsphase für das Programm startete im Frühjahr, kurz nachdem mein Volontariat im Jüdischen Museum Berlin begonnen hatte. Die Vorgabe lautete, ein Sommerferienprogramm für Hortgruppen-Kinder zwischen 7 und 10 Jahren zu entwickeln sowie neue Medien in den Ablauf miteinzubinden. Das Hauptthema war schnell gefunden: Der jüdische Kalender. Da die Sommerferien zeitlich gesehen kurz vor Rosch ha-Schana, dem jüdischen Neujahrsfest, liegen, bot sich diese thematische Einbettung an. Bald darauf nahm das Programm immer mehr Form an.

Kinder und Betreuer spielen im Garten

Mittagspause in unserem Museumsgarten; Foto: Doris Spiekermann-Klaas, Verlag Der Tagesspiegel

Schlussendlich gliedert es sich in drei große Teile auf: Zuerst erhalten die Kinder einen spielerischen Einblick, wie der jüdische und »unser« Kalender aufgebaut sind, nach welchen Himmelskörpern sich beide Kalender richten und wie die jeweiligen Monate heißen. Nach der Einführung kommen die iPads ins Spiel: Im zweiten Teil von App durchs Museum laufen die Kinder in Kleingruppen durch die Dauerausstellung und lösen verschiedene Aufgaben und Rätsel auf dem Tablet. Die von mir entwickelten Fragen und Stationen habe ich im Vorfeld mithilfe einer App namens Actionbound in eine mediengestützte Rallye eingebaut. Die Arbeit an den »Bounds«, wie die digitalen Schnitzeljagden auch genannt werden, verlangt sehr viel Konzentration, weshalb ich mich am Ende ein bisschen gefühlt habe wie nach der Abgabe meiner Abschlussarbeit. Nichtsdestotrotz ist die Anwendungsoberfläche von Actionbound sehr ansprechend gestaltet und intuitiv zu handhaben, so dass es mir unglaublich viel Spaß gemacht hat, meine »virtuellen Routen« mit Text, Fotos und Videos zu füllen.

Nach einer Mittagspause, die wir bei schönem Wetter im Museumsgarten verbringen, findet der dritte und letzte Teil des Sommerferienprogramms in der W. Michael Blumenthal Akademie statt, wo jedes Kind eine wunderbar bunte Kalendervorlage bekommt. Die Vorlage stellt sowohl die jüdischen als auch die gregorianischen Monate in Kreisform dar und verdeutlicht somit die Beziehung zwischen den beiden Jahresverläufen. Die Kinder können das Kalenderplakat mit zahlreichen Materialien (Glitzer-Stickern, Sternzeichen-Stempeln, bunten Federn und Stiften, Neon-Tapes u.v.m.) nach Belieben verschönern und am Ende mit nach Hause nehmen. Zu guter Letzt bildet die Preisverleihung, bei der die Schnitzeljagd-Teams mit koscheren Gummibärchen geehrt werden, den krönenden Abschluss des mehrstündigen Ferienworkshops.

Ein Mädchen drückt einen Stempel auf ein buntes Plakat

Ein Mädchen gestaltet einen Kalender; Jüdisches Museum Berlin, Foto: Mariette Franz

Was mir besonders gut während der Konzeption des Sommerferienprogramms gefallen hat, war die überaus facettenreiche Arbeit. Diese reichte unter anderem von der Recherche und Entwicklung didaktischer Vermittlungsmethoden über die Gestaltung der Schnitzeljagd-Routen bis hin zur Koordinierung und Vorbereitung der Guides, die das Programm seit Beginn der Ferien durchführen. Im Laufe der Programmvorbereitung hatte ich außerdem die Gelegenheit, mehrere Abteilungen des Hauses etwas näher kennenzulernen und wertvolle Erfahrungen aus anderen Bereichen zu sammeln. Von der tollen Zusammenarbeit mit meinen Kolleg*innen aus der Bildung ganz zu schweigen.

»Das hat voll Spaß gemacht. Ich komm‘ bald wieder zu euch!«, sagt Tom am Ende des Programms.  Mit einem breiten Lächeln verabschiede ich mich von dem kleinen Knirps und freue mich schon auf die nächste Gruppe, die mit der App durchs Museum flitzt.

Nach seiner Zeit in der Bildung wird David Studniberg sein Volontariat in der Abteilung Digital & Publishing fortsetzen, worauf er schon gespannt ist.

Veröffentlicht unter Bildung, Im Jüdischen Museum Berlin, Medien
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Kommentiert von Kern am 9. August 2017, 18:20 Uhr

Meine Beide Kindern Ettel u Elay möchten morgen bei der Schnitzeljagd mitmachen.

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