»on.tour«-Bus besucht fünf Schulen in Mecklenburg-Vorpommern

Presseinformation

Pressemitteilung von Fr, 27. Febr 2015

Sind Juden abergläubisch?

Juden klopfen nicht auf Holz, hängen sich kein Hufeisen über die Tür und sammeln keine vierblättrigen Kleeblätter. Dennoch sind auch im Judentum Glücksbringer und Amulette weit verbreitet. Kleine Helfer an Schlüsselbund, Haustür oder Hals sollen in allen drei monotheistischen Religionen böse Blicke abwehren oder dem Glück auf die Sprünge helfen. Antworten auf Fragen zu Aberglaube, jüdischen Festen und jüdischer Kultur erhalten Schüler in der erweiterten mobilen Ausstellung „on.tour – Das Jüdische Museum Berlin macht Schule“, die 2015 zum neunten Mal durch die Bundesrepublik reist.

Kontakt

Pressestelle
T +49 (0)30 259 93 419
presse@jmberlin.de

Postadresse

Stiftung Jüdisches Museum Berlin
Lindenstraße 9–14
10969 Berlin

Am Montag, dem 2. März geht „on.tour – Das Jüdische Museum Berlin macht Schule“ in fünf Städten und Gemeinden Mecklenburg-Vorpommerns an den Start. Mit interaktiven Führungen durch die mobile Ausstellung und zwei iPad-Workshops laden die Museumspädagogen die Schüler zum Gespräch über jüdische Geschichte ein und diskutieren mit ihnen über jüdische Religion, Tradition und Identität. Die erweiterte Ausstellung ermöglicht den Museumspädagogen die Arbeit in kleinen Gruppen von fünf bis acht Schülern. Der fünfte thematische Würfel mit dem Titel „Anfang, Ende und dazwischen“ führt Schüler an Situationen aus dem Alltag jüdischen, muslimischen, christlichen und nichtreligiösen Lebens heran.

Die mobile Ausstellung

In die fünf robusten Würfel sind insgesamt 16 Vitrinen eingebaut sowie Texte und Karten, Abbildungen und Fotografien angebracht. Die Würfel widmen sich den Themen „Jüdisches“, „Leben und Überleben“, „Lebenswege“, „Feste feiern“ und neu in diesem Jahr „Anfang, Ende und dazwischen“. Unter Anleitung der Museumspädagogen erarbeiten sich die Schüler die fünf Themen in Kleingruppen und bewegen dabei die Würfel durch den Raum.

Am Ausstellungswürfel „Leben und Überleben“ wird beispielsweise die Geschichte der jüdischen Hochspringerin Gretel Bergmann veranschaulicht. Bei den Olympischen Spielen 1936 galt sie als Favoritin für die Goldmedaille und war eine Symbolfigur jüdischen Selbstbewusstseins im nationalsozialistischen Deutschland. Als Jüdin wurde die damals 22-jährige in den letzten Minuten von den Wettkämpfen ausgeschlossen. Am Ausstellungswürfel „Lebenswege“ wird der osteuropäische Jude Julius Fromm vorgestellt, der mit „Fromms Act“ 1916 das erste Kondom ohne Naht auf den Markt brachte.

„So einfach war das“: Workshop zu jüdischer Kindheit und Jugend nach 1945

In begleitenden Workshops beschäftigen sich die Schüler anhand von Biografien mit Fragen zu Identitäten und jüdischem Leben nach 1945. In dem iPad-Workshop „So einfach war das“ stellte das Jüdische Museum Berlin bekannten und unbekannten, gläubigen und weniger gläubigen Juden verschiedener Generationen die Frage: „Wie war das eigentlich nach 1945 als Jude in Deutschland aufzuwachsen?“ Die Protagonisten erzählten zu einem Foto aus ihrer Kindheit oder Jugend eine für sie prägende Geschichte. An iPads können die Schüler die Kindheits- und Jugenderzählungen von Andrzej Bodek, Michael Brenner, Tsafrir Cohen, Wladimir Kaminer, Ekaterina Kaufmann, Minka Pradelski, Rachel Singer, Zwi Wasserstein und Daniel Wildmann auswählen und anhören. Anschließend tauschen sie sich über die einzelnen Biografien aus und setzen ihre eigenen Erfahrungen in Bezug zu dem Gehörten.

Judentum heute: Der Workshop „Meine Seite(n)“

Hier steht die Arbeit mit aktuellen Biografien im Vordergrund: Die Schüler lernen die unterschiedlichen Lebenswelten von sechs jüdischen Jugendlichen in Deutschland kennen. Interaktive Tagebücher auf iPads geben einen Einblick in das Leben von Adam, Albina, Benjamin, David, Helen und Leon. Gleichzeitig zeigen sie die kulturelle Vielfalt jüdischen Lebens in Deutschland heute. In kleinen Gruppen erarbeiten sich die Schüler jeweils eine Biografie und entdecken dabei auch eigene Seiten. Wie geht beispielsweise Albina mit einem christlichen Großvater, muslimischem Vater und jüdischer Mutter, mit ihrem Glauben um? Mit dieser und ähnlichen Fragen nähern sich die Schüler in der anschließenden Diskussion den Themen Identität und Interkulturalität, Herkunft, Glaube und Heimat.

Die Bildungsinitiative „on.tour – Das Jüdische Museum Berlin macht Schule“

„Jeder Schüler in Deutschland sollte mindestens einmal das Jüdische Museum Berlin besucht haben, bevor die Schule beendet ist“, sagt Gründungsdirektor W. Michael Blumenthal. Damit formulierte er das Ziel der mobilen Bildungsinitiative die Schüler zu erreichen, die nicht ohne Weiteres nach Berlin reisen können. Seit 2007 besuchte das mobile Museum bundesweit mehr als 470 weiterführende Schulen sowie die Jugendstrafanstalt Berlin. Das Jüdische Museum Berlin präsentiert sich mit dem mobilen Museum „on.tour“ dieses Jahr wieder vom 12. bis zum 15. März 2015 auf der Leipziger Buchmesse. Zum ersten Mal wird in diesem Jahr eine einmonatige Ausstellung in Fürstenwalde umgesetzt. Hier werden die Schüler zu Trainern ausgebildet, um ihr Wissen an Gleichaltrige weiterzugeben.

Für seine innovative pädagogische Pionierarbeit wurde „on.tour“ 2009 von der Initiative „Deutschland – Land der Ideen“ ausgezeichnet. Bis Ende 2014 nahmen mehr als 62.000 Jugendliche am „on.tour“-Programm teil.

Die Mecklenburg-Vorpommern-Tour 2015

  • 2. März: Eldenburg-Gymnasium Lübz, Lübz
  • 3. März: Gerhart Hauptmann Gymnasium, Wismar
  • 4. März: Regionale Schule Sanitz, Sanitz
  • 5. März: Förderschule Torgelow, Torgelow
  • 6. März: Jawaharlal-Nehru-Schule, Neustrelitz

Mit freundlicher Unterstützung von Daimler Financial Services, der Gesellschaft der Freunde und Förderer der Stiftung Jüdisches Museum Berlin e.V. und dem Ehepaar Eric F. Ross und Lore Ross (sel. A.)

Bei Interesse an Berichterstattung melden Sie sich bitte bei der Pressestelle an.

Teilen, Newsletter, Kontakt