Leo Baerwald

Rabbiner

Leo Baerwald (1883–1970) amtierte als Rabbiner in der Münchner Hauptsynagoge von 1911 bis 1938 und prägte nach 1940 die deutsche Immigrantengemeinde in New York.

Geboren wurde er im böhmischen Saaz am 20. September 1883 als Sohn eines Rabbiners. Nach seiner Schulzeit am Münchner Wilhelmsgymnasium nahm er ein Studium am Jüdisch-Theologischen Seminar und an der Universität Breslau auf. 1905 reichte er seine Dissertation mit dem Titel Die Entwicklung der Lotzeschen Psychologie an der Universität Erlangen ein. Er entschied, dem Vorbild seines Vaters zu folgen und besuchte erneut das Theologisch Jüdische Seminar in Breslau, um sechs Jahre später sein Examen zum Rabbiner abzulegen.

Rabbiner der Hauptsynagoge München

In der Hauptsynagoge Münchens trat der frisch ordinierte Baerwald 1911 das Amt des zweiten Rabbiners an.

Zu der Betreuung der großen Gemeinde kam mit dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges eine weitere Aufgabe hinzu: Bis Dezember 1917 kümmerte er sich als Feldrabbiner um jüdische Soldaten an der Westfront. Für seine Dienste wurde er mit dem bayerischen Militärverdienstorden 4. Klasse und mit dem Eisernen Kreuz 2. Klasse ausgezeichnet.

Seine Rückkehr in die Synagoge in der Herzog-Max-Straße bedeutete einen Karrieresprung, 1918 wurde Baerwald zum Nachfolger des verstorbenen Gemeinderabbiners Dr. Cosman Werner (1854–1918) ernannt. Seine Wahl zum obersten Repräsentanten begrüßte vor allem die liberale Mehrheit der Gemeinde, doch auch die orthodoxen Mitglieder und Zionist*innen waren mit ihm an der Spitze einverstanden. Gemeinsam mit seiner Frau Jenny Baerwald, geb. Blumenthal, die sich als Vorsitzende des Jüdischen Frauenbundes München engagierte, prägte Leo Baerwald über 22 Jahre das jüdische Gemeindeleben in München.

Leo Baerwald, Schwarz-Weiß-Fotografie im Halbprofil

Rabbiner Leo Baerwald; Leo Baeck Institute, Leo Baerwald Collection

Verfolgung im Nationalsozialismus

Ab 1933 war der Rabbiner zunehmend antisemitischen Übergriffen ausgesetzt. Er erhielt Morddrohungen und wurde im gleichen Jahr Opfer einer Entführung durch die SA. Im Juni 1938 musste er den Abriss seiner Synagoge miterleben. Während des Novemberpogroms wurde Baerwald verhaftet und mit mehr als 10.000 anderen jüdischen Männern in das Konzentrationslager Dachau verschleppt. Gewaltsam zur Emigration gedrängt, bereitete er nach seiner Entlassung die Ausreise vor. Bis das schwierige Vorhaben realisiert werden konnte, betreute Baerwald weiter die Gemeinde in München.

Rabbiner in New York

1940 gelang Leo Baerwald und seiner Familie die Emigration in die USA. In Washington Heights, einem von deutsch-jüdischen Einwander*innn geprägten Viertel in New York, war er an der Gründung der Gemeinde Congregation Beth Hill beteiligt. Ihr gehörten vor allem emigrierte Jüdinnen*Juden aus München und Nürnberg an, die religiös unterschiedliche Prägungen mitbrachten. Baerwald, selbst Vertreter eines liberalen Judentums, war die Vereinigung verschiedener Strömungen ein wichtiges Anliegen. Er stand der Gemeinde bis zu seinem Ruhestand 1955 als erster Rabbiner vor.

Über die Gemeinarbeit hinaus amtierte er von 1947 bis 1949 zudem als Präsident der jüdischen Organisation B'nai B'rith in New York.

Ehrungen

Als bedeutende Persönlichkeit des deutschen Judentums und der jüdischen Gemeinde Münchens im Besonderen, wurde Baerwald 1965 mit dem Bayerischen Verdienstorden geehrt. 1969 erhielt er von seiner früheren Heimatstadt die Medaille München leuchtet.

Leo Baerwald verstarb am 8. April 1970 in New York.

Leo Baerwald

Über die Bestände des Leo Baeck Institutes in New York zu Leo Baerwald können Sie sich online informieren:

Mehr beim Leo Baeck Institute (auf Englisch)

Auf Wikipedia finden Sie bibliografische Angaben ausgewählter Werke von und über Leo Baerwald:

Mehr bei Wikipedia

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