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BAUEN!

Jüdische Identität in der zeitgenössischen Architektur

Kann Architektur jüdischer Identität Form verleihen? Anhand von siebzehn Bauwerken zeigt die Ausstellung BAUEN! Jüdische Identität in der zeitgenössischen Architektur einen internationalen Überblick über Architekturprojekte für jüdische Einrichtungen am Ende des 20. und zu Beginn des 21. Jahrhunderts, darunter weltweit Aufsehen erregende Entwürfe und Bauten von Architekten wie Frank O. Gehry, Moshe Safdie, Mario Botta und Daniel Libeskind. Erstmals ist in dieser Ausstellung auch Sukkah – Libeskinds Entwurf für die Überdachung des Innenhofs des Jüdischen Museums Berlin – zu sehen.

Ausstellung bereits beendet

Übersichtsplan mit allen Gebäuden, die zum Jüdischen Museum Berlin gehören. Der Altbau ist grün markiert

Ort

Altbau 1. OG
Lindenstraße 9–14, 10969 Berlin

Im Fokus der Ausstellung BAUEN! stehen Museen, Synagogen, Gemeindezentren und Schulen in Europa, Israel und den USA. Modelle, Skizzen und Fotografien in farbig gestalteten Kabinetten führen die Besucher*innen auf die Spuren jüdischer Identität in der zeitgenössischen Architektur. Eine chronologische Übersicht der bedeutendsten historischen Bauten – vom Tempel in Jerusalem bis zum Washingtoner Holocaust Museum – weist zudem darauf hin, aus welchen Quellen sich Architekten heute inspirieren lassen.

Bauen an der jüdischen Identität

Von der Neuen Synagoge in Dresden, dem Jüdischen Museum Berlin über das Yad Vashem Holocaust Museum in Jerusalem bis hin zum Temple Kol Ami in Scottsdale, Arizona, visualisieren die ausgestellten Bauten Formen einer im Wandel begriffenen jüdischen Identität. Bauen – für jüdische Institutionen bedeutet das gleichfalls ein Bauen an der jüdischen Identität. Die Gründe dafür liegen in der jüdischen Kultur und Religion ebenso wie in den Brüchen der jüdischen Geschichte. Die Spannung zwischen den Polen fortdauernden oder wiedererwachenden jüdischen Lebens und der stets präsenten Erinnerung an die Auslöschung jüdischer Kultur und jüdischen Lebens durch den Holocaust spiegelt sich in der Architektur wider.

Architektur im Zeichen eines neuen Selbstbewusstseins

Der Bau jüdischer Einrichtungen ist immer auch ein Ausdruck des jüdischen Selbstverständnisses nach außen. Die Selbstverständlichkeit, mit der Auftraggeber und Architekten in den vergangenen Jahren mit innovativen Bauprojekten an die Öffentlichkeit traten, zeugt von einem wiedererstarkten jüdischen Selbstbewusstsein: Zwei Generationen nach dem Zweiten Weltkrieg erfahren zahlreiche jüdische Gemeinden eine Revitalisierung. Insbesondere in Westeuropa verleihen russische Auswanderer seit dem Fall des Eisernen Vorhangs dem neu erblühenden Leben in den jüdischen Gemeinden einen zusätzlichen Schub – eine Entwicklung, die sich nicht nur in der Form zukunftweisender architektonischer Projekte niederschlägt, sondern auch in der Wahl der Standorte. Projekte wie Zvi Heckers fächerförmiges Gemeindezentrum in Duisburg oder das zur Laufzeit der Ausstellung noch im Bau befindliche Jüdische Zentrum in München sind nicht zu übersehende Bauwerke an prominenten Stellen in der Stadt. Damit sind jüdische Einrichtungen um die Jahrtausendwende aus dem Schatten der Peripherie herausgetreten.

Gibt es eine „jüdische Avantgarde“?

Seit den 1990er Jahren sind im Zuge dieser Entwicklung weltweit beachtete und vieldiskutierte Bauten entstanden, die mitunter als „jüdische Avantgarde“ bezeichnet werden. Bezogen auf die Schöpfer dieser Gebäude, ist dieser Begriff unscharf, denn viele jüdische Architekten wie zum Beispiel Frank O. Gehry oder Richard Meier haben bis vor kurzem nicht im Auftrag jüdischer Institutionen gearbeitet; zugleich stammen einige Bauten von nichtjüdischen Architekten wie Mario Botta oder Will Bruder. Zutreffend ist der Begriff allenfalls, wenn der „jüdischen Avantgarde“ die Bauten zugerechnet werden, bei denen jüdische Kultur und Religion, jüdische Symbole und hebräische Schrift in die Entwürfe einfließen. Daniel Libeskinds Entwurf des Jüdischen Museum in San Francisco, den er aus den Umrissen der beiden hebräischen Buchstaben des Wortes „Chai“ (Leben) entwickelt hat, ist ein eindrückliches Beispiel hierfür.

Die Ausstellung wurde vom Jüdischen Historischen Museum in Amsterdam organisiert und von Angeli Sachs und Edward van Voolen kuratiert. Sie macht im Rahmen ihrer Tournee durch Europa und Israel noch in Wien, München, London und Tel Aviv Station. Zur Ausstellung ist im Prestel Verlag der zweisprachige Katalog (dt./engl.) Jewish Identity in Contemporary Architecture erschienen.
Die ausgestellten Projekte im Überblick:

  • Ralph Appelbaum: Holocaust Museum, Houston, Texas, USA, 1996
  • Claus en Kaan: National Monument Kamp Vught, Niederlande, 2000-2002
  • Frank O. Gehry: The Jerusalem Museum of Tolerance - A Project of the Simon Wiesenthal Center, Jerusalem, Israel 2000-2006
  • Daniel Libeskind: L'Chai'm: To Life. Jewish Museum San Francisco, Kalifornien, USA, seit 1998
  • Daniel Libeskind: Jüdisches Museum Berlin, Deutschland, 1998
  • Daniel Libeskind: Sukkah - ein Hofraum für das Jüdische Museum Berlin, Deutschland, seit 2004
  • Moshe Safdie: Yad Vashem Holocaust Museum, Jerusalem, Israel, seit 1995
  • Mario Botta: The Cymbalista Synagogue and Jewish Heritage Center, Tel Aviv University, Tel Aviv, Israel 1996-1998
  • Will Bruder: Tempel Kol Ami, Scottsdale, Arizona, USA 1992-1994, 2002-2003
  • Zvi Hecker: Jüdisches Gemeindezentrum, Duisburg, Deutschland, 1996-1999
  • Wandel Hoefer Lorch + Hirsch: Neue Synagoge Dresden, Deutschland 1997-2001
  • Wandel Hoefer Lorch + Hirsch: Jüdisches Zentrum Jakobsplatz, Mün-chen, Deutschland, seit 2001
  • Zvi Hecker: The Heinz Galinski Jewish School, Berlin, Deutschland, 1990-1995
  • Adolf Krischanitz: Lauder Chabad Campus, Wien, Österreich, 1996-1999
  • Adolf Krischanitz, Helmut Federle: Neue Welt Schule, Wien, Österreich, 1991-1994
  • Al Mansfeld: Yavneh School, Ramat Alon, Haifa, Israel, seit 1990
  • Mehrdad Yazdani: Sinai Temple Akiba Academy, Beverly Hills, Kalifornien, USA 1999

Informationen zur Ausstellung im Überblick

  • Wann

    4. Mär bis 29. Mai 2005

  • Wo

    Altbau 1. OG
    Lindenstraße 9–14, 10969 Berlin
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