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Adam Joachim Goldmann

Kurz­interview und Foto von der Ausstellungs­eröffnung Frédéric Brenner – ZERHEILT

Ein Mann mit schwarzem Hut und Blumenhemd lacht in die Kamera, im Hintergrund verschwommen ein Porträt von ihm an einer Ausstellungswand

Adam Joachim (A.J.) Goldmann in der Ausstellung ZERHEILT; Jüdisches Museum Berlin, Foto: Jule Roehr

Mein Name ist Adam Joachim (A.J.) Goldmann, ich bin Kultur­journalist und Kritiker in Berlin seit 2007. Ich habe eine Rubrik über deutsches Theater für die New York Times, und schreibe auch für The Wall Street Journal, The Forward, Opera News Magazine und Tablet über Musik, Kino und Kunst.

Wie kam es zur Idee der Inszenierung in Ihrem Portrait?

Das Bücher­verbrennungs­denkmal am Bebelplatz war einer der aller­ersten Orte, die ich besuchte, als ich 2003 zum ersten Mal nach Berlin kam. Ich war tief beeindruckt von dem Mahnmal selbst, das die Anwesenheit einer Abwesenheit markiert, sowie von der Tatsache, dass diese Zurschau­stellung von Barbarei ausgerechnet hier, zwischen der Humboldt-Universität und der Staats­oper unter den Linden, mitten auf dieser Achse von Hochkultur und Bildung, stattfand. Jahre später als Opern­kritiker fing ich an, viel Zeit in der Linden­oper zu verbringen. Wenn ich in den Pausen über den Bebel­platz streife, denke ich immer, wie irre die Geschichte dieses Landes und dieser Stadt ist, wo Barbarei und Zivilisation so eng verknüpft sind.

Wie erleben Sie jüdisches Leben in Berlin?

In Berlin habe ich immer versucht, mir meine eigene Kehilla zu erschaffen, jenseits der offiziellen Gemeinde, mit haus­gemachten Schabbat- und Feiertags­abendessen, wo ich meine jüdischen und nicht­jüdischen Freunde zusammen­bringe und sie sich vollstopfen. Ich komme aus New York, wo es Synagogen und Minjanim für jede mögliche Strömung des Judentums and Jüdisch­seins gibt. Trotzdem habe ich ständig das Gefühl, dass die Schul für mich noch nicht gebaut wurde. Ich freue mich sehr über die jungen, alternativen Initiativen, die man heut­zutage z.B. in Kreuzberg findet, und wünsche mir nur, sie hätten schon vor 14 Jahren existiert, als ich frisch in Berlin war und nicht so viel überall­hin reisen musste.

Beschreiben Sie Ihr Leben in Berlin in drei Adjektiven.

Improvisiert, unorthodox (aber nicht wie Deborah Feldman es meint!), individuell.

Was würden Sie sich für das zukünftige jüdische Leben in Berlin wünschen?

Ich wünsche mir, dass jüdisches Leben in Berlin ständig kreativer, intellektuell-neugieriger, offener, bunter sein wird. Selbst­sicherer, mutiger und bereiter (auch auf einer offiziellen Ebene), neue, unkonventionelle, kulturelle Ideen und Darstellungen von Judentum und Jüdisch­sein zu akzeptieren. Ich wünsche mir auch, dass eines Tages nicht-jüdische Deutsche Curb Your Enthusiasm (deutscher Titel Lass es, Larry!) verstehen werden.

Panorama-Ansicht des Bebelplatzes in Berlin, rechts die Staatsoper, im Hintergrund die Humboldt-Universität, vorne links im Bild ein junger Mann mit Schirmmütze und Mantel

Aus dem foto­grafischen Essay ZERHEILT von Frédéric Brenner; Jüdisches Museum Berlin, erworben mit Unter­stützung der Freunde des Jüdischen Museums Berlin

Zitierempfehlung:

Jüdisches Museum Berlin (2021), Adam Joachim Goldmann. Kurz­interview und Foto von der Ausstellungs­eröffnung Frédéric Brenner – ZERHEILT.
URL: www.jmberlin.de/node/8503

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