
Déjà-vu? Neue Suche nach alten Antworten
Online-Lecture und Gespräch mit Ofer Waldman und Eva Illouz
In der vierten Veranstaltung von Déjà-vu? Neue Suche nach alten Antworten spricht Ofer Waldman mit der französisch-israelischen Soziologin Eva Illouz über den Schriftsteller Jean Améry. Seine Essays Mein Judentum (1978), Grenzen der Solidarität (1977) sowie jene über den neuen Antisemitismus aus den Jahren 1969–1976 wurden 2024 auf Deutsch und Französisch neu herausgegeben. Améry, 1912 in Wien geboren, beschreibt dort seine existentielle Bindung zu Israel. Dabei geht der ehemalige Résistance-Kämpfer, KZ-Häftling und Auschwitz-Überlebende auch darauf ein, wie ihn der linke Antizionismus als „ehrbarer Antisemitismus“ von der neuen Linken trennt. Eva Illouz, die auch das Vorwort für die französische Neuauflage verfasst hat, diskutiert anhand von Amérys Analysen das Spannungsfeld jüdischer Existenz in der Gegenwart, für die weder Zionismus noch die politische Linke oder Rechte als Orientierung, Ausweg oder Trost dienen könne. An Améry zeige sich, so Illouz, ein „verwaistes“ jüdisches Bewusstsein.
Die Digital Lecture Series setzt sich mit dem Denken jüdischer Intellektueller des 19. und frühen 20. Jahrhunderts auseinander und fragt, welche heute vergessenen Antworten diese Autor*innen auf die aktuellen Herausforderungen jüdischer Existenz in Deutschland geben können.
Wir laden vier Intellektuelle aus Wissenschaft und Literatur dazu ein, sich dieser Frage zu stellen: Zu welchen historischen Texten kehren sie zurück, um Antworten auf drängende Fragen der Gegenwart zu finden? Und wie lesen sie die von ihnen gewählten Texte?
Eva Illouz
Eva Illouz ist Direktorin der École des hautes études en sciences sociales (EHESS) in Paris. Ihre Forschungsinteressen umfassen die Soziologie der Kultur, der Emotionen und des Kapitalismus, insbesondere untersucht sie die Auswirkungen von Konsumkultur und Massenmedien auf emotionale Muster. Illouz ist Autorin von 17 Büchern zu so vielfältigen Themen wie romantische Liebe, die Entstehung der psychologischen Kultur im 20. Jahrhundert, zur Glücksindustrie sowie zum Einfluss von Technologie und Moderne auf Emotionen. Ihre Bücher wurden in 23 Sprachen übersetzt und ihre Arbeit wurde mit zahlreichen internationalen Preisen ausgezeichnet. Illouz publiziert regelmäßig in Le Monde, der Süddeutschen Zeitung, Haaretz, El País und anderen Medien.
Ofer Waldman
Der gebürtige Jerusalemer Ofer Waldman zog 1999 als Mitglied von Daniel Barenboims West-Eastern Divan Orchesters nach Berlin. Er absolvierte ein Diplomstudium an der UdK Berlin und spielte in mehreren deutschen und israelischen Kulturorchestern, darunter dem Deutschen Sinfonieorchester Berlin, den Nürnbergern Philharmonikern und dem Israel Philharmonic Orchestra. Waldman wurde an der Freien Universität Berlin (Germanistik) und der Hebräischen Universität Jerusalem (Jüdische Geschichte) promoviert. Er ist freier Autor, Journalist und in mehreren zivilgesellschaftlichen NGOs aktiv. 2021 gewann er zusammen mit Noam Brusilovsky den Deutschen Hörspielpreis der ARD für das Hörspiel Adolf Eichmann: Ein Hörprozess (RBB/DLF). Sein literarisches Debüt Singularkollektiv. Erzählungen erschien 2023 im Wallstein Verlag. Im Jahr 2024 erschien im Suhrkamp Verlag unter dem Titel Gleichzeit ein Briefwechsel mit Sasha Marianna Salzmann über die Welt nach dem 7. Oktober 2023.

Digital Lecture Series
Déjà-vu? Neue Suche nach alten Antworten
- Einstiegsseite
- Digital Lecture Series Déjà-vu? Neue Suche nach alten Antworten – die Veranstaltungsreihe im Überblick
- Digitale Angebote
- Online-Lecture und Gespräch mit Ofer Waldman und Delphine Horvilleur – 22. Mai 2025, auf Englisch
- Online-Lecture und Gespräch mit Ofer Waldman und Moshe Sakal – 12. Jun 2025, auf Englisch
- Online-Lecture und Gespräch mit Ofer Waldman und Yael Kupferberg – 18. Sep 2025
- Aktuelle Seite: Online-Lecture und Gespräch mit Ofer Waldman und Eva Illouz – 16. Okt 2025
- Siehe auch
- W. Michael Blumenthal Akademie des Jüdischen Museums Berlin – Plattform und Laboratorium für vielfältige Perspektiven
Wir danken der Berthold Leibinger Stiftung für ihre Unterstützung der Digital Lecture Series.
