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JMB startet digitale Veranstaltung­sreihe mit Ofer Waldman zu jüdischen Intellektuellen

Pressemitteilung von Di, 13. Mai 2025

Am 22. Mai 2025 startet das Jüdische Museum Berlin (JMB) eine fünf­teilige, digitale Veranstal­tungs­reihe: die Digital Lecture Series Déjà-vu? Neue Suche nach alten Antworten. Darin setzten sich der Journa­list und Autor Ofer Wald­man und je ein*e jüdische*r Promi­nente*r mit dem Denken aus­gewählter jüdischer Intellek­tueller des späten 19. und frühen 20. Jahr­hunderts und ihrer aktu­ellen Rele­vanz ausein­ander. Jede Veranstal­tung beginnt mit einem Vortrag der einge­ladenen Persönlich­keit, an den ein Ge­spräch mit Ofer Wald­man an­schließt. Danach hat das Publi­kum die Möglich­keit, Fragen zu stellen. Einige der Vor­träge und Ge­spräche werden auf Deutsch, einige auf Englisch statt­finden.

Kontakt

Dr. Margret Karsch
Pressesprecherin
T +49 (0)30 259 93 419
presse@jmberlin.de

Postadresse

Stiftung Jüdisches Museum Berlin
Lindenstraße 9–14
10969 Berlin

Hetty Berg, Direk­torin des JMB: „In der Reihe geht es darum, welche heute verges­senen Ant­worten heraus­ragende jüdische Denker*innen des 20. Jahr­hunderts auf die aktu­ellen Heraus­forderungen jüdischer Existenz in Deutsch­land geben können. Zu welchen histo­rischen Texten kehren zeit­genössische Intellek­tuelle zurück, um Ant­worten auf drängende Fragen der Gegen­wart zu finden? Und wie lesen sie die von ihnen gewähl­ten Texte? In den Ge­sprächen werden Brücken zu gegen­wärtigen gesell­schaftlichen und politischen Heraus­forderungen geschla­gen. Es kann beispiels­weise um die Frage gehen, wie gesell­schaftliche Macht­strukturen und ideo­logische Mecha­nismen unser Denken prägen.

Der Autor und Publizist Dr. Ofer Waldman, 1979 in Jerusa­lem geboren, ist 2021 mit dem Deutschen Hörspiel­preis der ARD ausge­zeichnet worden. Sein litera­risches Debüt Singular­kollektiv. Erzäh­lungen erschien 2023 im Wallstein Verlag, 2024 folgte im Suhr­kamp Verlag unter dem Titel Gleich­zeit ein Brief­wechsel mit Sasha Marianna Salz­mann über die Welt nach dem 7. Oktober 2023.

Wir danken der Berthold Leibinger Stiftung für ihre Unter­stützung der Digital Lecture Series.

22. Mai 2025, 19 Uhr, Online-Lecture und Gespräch mit Delphine Horvilleur über Gershom Scholem (auf Englisch)

In der ersten Lecture sprechen Delphine Horvilleur und Ofer Waldman über den Religions­historiker Gershom Scholem (1897–1982). 1926, drei Jahre nach seiner Aus­wanderung nach Palä­stina (Jerusa­lem), schrieb Scholem einen Brief an Franz Rosen­zweig betitelt mit „Bekennt­nis über unsere Sprache“. Darin bringt Scholem die Wand­lung des Hebrä­ischen von der heiligen Sprache zu einer alltäg­lichen Umgangs­sprache, wie er sie in Jerusa­lem hörte, mit einer Vor­stellung apokalyp­tischer Be­drohung in Verbin­dung. Der Brief liest sich heute über­raschend aktuell.

Delphine Horvilleur, geboren 1974 in Nancy, Frank­reich, ist eine der Rabbine­rinnen des Judaïsme En Mouvement, der liberalen jüdischen Bewe­gung Frank­reichs in Paris, und arbeitet als Schrift­stellerin. Auf Deutsch erschienen sind u.a. Überle­gungen zur Frage des Antisemi­tismus (2020), Mit den Toten leben (2022) und Wie geht’s? Mitein­ander sprechen nach dem 7. Oktober (2024).

12. Jun 2025, 19 Uhr, Online-Lecture und Gespräch mit Moshe Sakal über Magnus Hirsch­feld (auf Englisch)

In der zweiten Lecture sprechen Moshe Sakal und Ofer Waldman über Magnus Hirsch­feld (1868–1935). Dabei steht Hirsch­feld als jüdischer Intellek­tueller, Migrant und schwuler Mann in Berlin und im franzö­sischen Exil im Mittel­punkt, der verä­ndern wollte, wie bestimmte Gruppen gesell­schaftlich wahr­genommen werden, für die Aner­kennung des Anderen gekämpft hat und schließ­lich selbst verfolgt und ins Exil getrie­ben, wo er nur zwei Jahre später starb. Moshe Sakal denkt im Gespräch mit Ofer Waldman darüber nach, wie Hirsch­felds Ideen das heutige Verständ­nis von sexu­eller und jüdischer Iden­tität beein­flusst haben.

Moshe Sakal, geboren 1976 in Tel Aviv, lebt seit 2019 in Berlin. Er ist Autor von sechs Romanen und Mitbe­gründer des Berliner Verlags Altneuland Press. Seine Texte erscheinen u. a. in der Frank­furter Allge­meinen Zeitung und wurden in mehrere Sprachen über­setzt.

18. Sep 2025, 19 Uhr, Online-Lecture und Gespräch mit Yael Kupfer­berg über Max Hork­heimer (auf Deutsch)

In der dritten Lecture sprechen Yael Kupfer­berg und Ofer Waldman über Max Hork­heimer (1895–1973) und die Kritische Theorie als jüdische Philo­sophie. Max Hork­heimer, der Philo­soph und Be­gründer der soge­nannten Frank­furter Schule, hat nicht nur über die mensch­liche Existenz nach­gedacht, sondern jüdische Philo­sophie nach Auschwitz weiter­geschrieben: Es ging ihm darum, das Juden­tum philo­sophisch zu retten, ohne es zu univer­salisieren, das diaspo­rische Juden­tum zu vertei­digen, ohne darauf zu verzichten, den Staat Israel zu be­jahen. Die Spannung zwischen philoso­phisch-jüdischem Univer­salismus und pragma­tisch-existen­tieller Partiku­larität ist bis heute für die jüdische Existenz prägend, und Hork­heimers Gedanken – insbeson­dere zu Anti­semi­tismus – erschei­nen so aktuell wie je.

Dr. Yael Kupfer­berg, geboren 1978 in Berlin, ist habili­tierte Literatur­wissenschaft­lerin und vertritt derzeit die Martin-Buber-Professur für Jüdische Religions­philosophie, Goethe-Universität Frank­furt am Main; von Oktober 2018 bis September 2024 war sie in unter­schiedlichen Positionen am Zentrum für Antisemitismus­forschung/TU Berlin tätig. Ihre Mono­grafie Zum Bilder­verbot. Studien zum Juden­tum im späten Werk Max Hork­heimers erschien 2022 im Wall­stein Verlag.

16. Okt 2025, 19 Uhr, Online-Lecture und Gespräch mit Eva Illouz über Jean Améry (auf Englisch)

In der vierten Lecture spricht Ofer Waldman mit der franzö­sisch-israe­lischen Sozio­login Eva Illouz über den 1912 in Wien gebo­renen Schrift­steller Jean Améry. Seine Essays Mein Juden­tum (1978), Grenzen der Solida­rität (1977) sowie jene über den neuen Anti­semitis­mus aus den Jahren 1969–1976 wurden 2024 sowohl in deutscher als auch in franzö­sischer Sprache neu heraus­gegeben. Améry be­schreibt dort luzide seine existen­tielle Bindung zu Israel. Dabei geht der ehema­lige Résistance-Kämpfer, KZ-Häftling und Auschwitz-Über­lebende auch darauf ein, wie ihn der linke Anti­zionis­mus als „ehr­barer Anti­semitis­mus“ von der neuen Linken trennt.

Aus­gehend von ihrem Vor­wort für die franzö­sische Neu­auflage disku­tiert Eva Illouz an­hand von Amérys Analysen das Spannungs­feld gegen­wärtiger jüdischer Existenz, für die weder Zionis­mus, noch die poli­tische Linke oder Rechte als Orien­tierung, Aus­weg oder Trost dienen könne. An Améry zeige sich, so Illouz, ein „verwaistes“ jüdisches Bewusst­sein.

Die Informa­tionen zur fünften Lecture werden zeitnah auf der JMB-Website veröffent­licht.
Aktuelle Informa­tionen zur Digital Lecture Series finden Sie unter 
https://www.jmberlin.de/deja-vu.

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