Ausstellungseröffnung „Wir träumten von nichts als Aufklärung“ – Moses Mendelssohn

Laufzeit: 14. April – 11. September 2022

Pressemitteilung von Mi, 13. Apr 2022

Das Jüdische Museum Berlin (JMB) zeigt ab dem 14. April 2022 die kultur­historische Ausstellung „Wir träumten von nichts als Aufklärung“ – Moses Mendelssohn, die in Kooperation mit der Mendelssohn-Gesellschaft entstanden ist. Moses Mendelssohn ist eine zentrale Figur der deutsch-jüdischen Geschichte und des europäischen Juden­tums. Die Ausstellung stellt Moses Mendelssohn als Vordenker und seine Zeit als eine Umbruchs­zeit vor, in der sich im Zuge der weiteren Verbreitung von Zeit­schriften und der Entstehung von Café­häusern eine kritische Öffent­lichkeit herausbildete. Diese verhandelte viele Themen, die uns auch heute beschäftigen. Dazu zählen beispiels­weise die Gleich­berechtigung von Minder­heiten, religiöse Tradi­tionen in der modernen Lebenswelt, die Wirkung von Kunst. Mendelssohn reflektierte auch das Führen von Debatten selbst und die Macht­verhältnisse der Sprechenden. Seine Gleich­berechtigung im intellek­tuellen Diskurs stand im krassen Gegensatz zu seiner Lebens­realität, in der er der restriktiven und diskrimi­nierenden Judenpolitik Friedrichs II. unterworfen war.

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„Wir heben eine jüdische Perspektive hervor und zeigen, wie das Berlin des 18. Jahr­hunderts zu einem Ort wurde, an dem sich unter­schiedliche jüdische und nicht­jüdische Sichtweisen begegneten und sich eine jüdische Moderne entwickelte, die nahezu ganz Europa beeinflusste“, sagt Hetty Berg, Direktorin des Jüdischen Museums Berlin. „Die Aus­stellung erzählt von Mendelssohns Leben in Berlin, seinem Eintreten für die Emanzipation der Jüdinnen und Juden, seiner Bekanntheit in und Bedeutung für Europa, seiner Übersetzung und Kommentierung der Tora, die religiöses Wissen zugänglicher machte, und seiner Freund­schaft mit dem ­Schriftsteller Gotthold Ephraim Lessing und dem einflussreich­en Berliner Verleger Friedrich Nicolai. Mit diesen und anderen christlichen und jüdischen Freunden diskutierte Mendelssohn über Identität, Philosophie und Politik. Für die Aus­stellung greifen wir nicht nur auf die reichen Bestände unserer Sammlung zurück, darunter zahlreiche neue Erwer­bungen, sondern auch auf ganz besondere Leihgaben.“

Inka Bertz hat die Aus­stellung gemeinsam mit Dr. Thomas Lackmann kuratiert, dem Stell­vertretenden Vorsitzenden der Mendelssohn-Gesellschaft e.V. Inka Bertz betont die individual- und die gesellschafts­politische Dimension der Ausstellung: „Moses Mendelssohn stand fest in der Tradition jüdischer Gelehr­samkeit und lebte streng nach den jüdischen Gesetzen. Er plädierte für eine Trennung von Religion und Staat, da Religion auf Über­zeugungen gründe, die der Staat nicht erzwingen könne. Der Staat müsse also Gewissens­freiheit gewähren und dürfte niemanden wegen seiner Über­zeugung bevorzugen oder benach­teiligen. Diese Forderung beschränkte er nicht auf das Feld der Religion. Sein Entwurf einer rechts­staatlich begründeten plura­listischen Gesellschaft kann für heutige Diskussionen fruchtbar gemacht werden. Wir schlagen so eine Brücke ins Heute.“

Begleitend zur Ausstellung erscheinen die Graphic Novel Moische. Sechs Anekdoten aus dem Leben des Moses Mendelssohn des nieder­ländischen Künstlers Typex und ein Katalog im Auftrag der Mendelssohn-Gesellschaft.

Eine Ausstellung des Jüdischen Museums Berlin in Zusammen­arbeit mit der Mendelssohn-Gesellschaft, Berlin.

Die Ausstellung wird gefördert durch die Lotto-Stiftung Berlin.

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