Die Juden in Deutschland. Ein Almanach (1959)

Digitalisate zur deutsch-jüdischen Nachkriegsgeschichte

Der Almanach erschien zuerst 1953 und 1959 noch einmal in dieser erweiterten Neuauflage. Er erfüllte die Funktionen eines Hand- wie auch Lesebuchs und ist mit einem Personen-, Orts- und Sachregister hervorragend erschlossen. Die Übersicht über jüdische Gemeinden und andere Organisationen ist bis hin zu Adressen, Telefonnummern und Zweigvereinen sehr detailliert. Der umfangreiche Bildteil vergegenwärtigt Stationen der jüdischen Nachkriegsgeschichte und eine Chronik von 1954 bis zum Januar 1959 listet auf 90 Seiten politische und kulturelle Ereignisse auf den Tag genau auf.

Die Juden in Deutschland. Ein Almanach (zum Digitalisat im DFG-Viewer) (1959)

Neben diesen unmittelbar nützlichen Informationen enthält der Almanach umfangreiche Abhandlungen wie den Beitrag über die Verfolgung und Auswanderung der Juden nach 1933 von Mark Wischnitzer, der selbst in der Fluchthilfe aktiv war und die historischen Abläufe präzise schildert. Dasselbe gilt für Kurt R. Grossmann, der die Aktivitäten jüdischer Organisationen zur Versorgung der Überlebenden und Displaced Persons nach 1945 beschreibt und die kontrovers diskutierte „Deutschlandfrage“ erörtert, ob jüdisches Leben in Deutschland überhaupt noch eine Perspektive hat.

Die Stellungnahmen zur jüdischen Gegenwart, die neben dem Aufbau neuer Gemeindestrukturen vor allem von der Kontinuität des Antisemitismus und dem Bemühen um Wiedergutmachung geprägt war, stehen im Zentrum des Almanachs. Die deutsche Vergangenheitsbewältigung reflektiert sich im Begriff der „Kollektivscham“, von der Bundespräsident Theodor Heuss lieber als von einer ‚„Kollektivschuld‘“ (S. 11) sprechen wollte. Die politische Antwort darauf gaben die Rückerstattung jüdischen Eigentums, die Entschädigung der Verfolgten und das Luxemburger Abkommen über Reparationszahlungen von Deutschland an Israel, denen der Almanach ein ausführliches Kapitel widmet.