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Ein besonderer Schatz aus unserer Bibliothek: das „Sefer Sinai“ von Abraham ben Baruch

Blick ins Depot

Auch wenn es auf den ersten Blick unscheinbar aussehen mag: Dies ist das wertvollste Objekt im Bibliotheksbestand des Jüdischen Museums Berlin. Es handelt sich um ein Originalmanuskript aus dem Jahr 1391 mit dem Titel Sefer Sinai und ist eines der seltenen erhaltenen Bücher aus dieser Zeit. Denn aus dem Mittelalter konnten nur wenige jüdische Handschriften vor der Zerstörung bewahrt werden.

Manuskriptseite in hebräischer Schrift aus dem Mittelalter

Sefer Sinai (Buch Sinai); Jüdisches Museum Berlin, Foto: Jens Ziehe

Diskussion unter mittelalterlichen Talmudgelehrten

Das Sefer Sinai geht auf den Bruder des berühmten Meir aus Rothenburg, Abraham ben Baruch aus Rothenburg ob der Tauber, zurück. Beide Brüder sowie weitere spätmittelalterliche Rabbiner* diskutieren darin religionsgesetzliche Fragen zu Reinheitsgeboten und zur Einhaltung des Ruhetags Schabbat. Somit liefert das Sefer Sinai auch historische Einblicke in die Verbindungen unter den mittelalterlichen Talmudgelehrten.

Rabbiner*in

Ein*e Rabbiner*in ist ein*e jüdische*r Schriftgelehrte*r, die*der das Religionsgesetz auslegt, richtet, predigt und die Gemeinde leitet.
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Schabbat

Schabbat ist im Judentum der siebte Wochentag und ein Ruhetag, an dem keine Arbeit verrichtet werden soll.
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Talmud

Der Talmud ist eines der bedeutendsten Schriftwerke des Judentums. Er enthält selbst keine biblischen Gesetzestexte, sondern zeigt auf, wie diese Regeln in der Praxis und im Alltag von den Rabbinern verstanden und ausgelegt wurden.
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Meir von Rothenburg (1215–1293)

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Manuskript mit ereignisreicher Vergangenheit

Das wertvolle Manuskript besitzt eine ereignisreiche Vergangenheit: Zu Beginn des 18. Jahrhunderts kaufte Daniel Itzig (1723–1799) die Handschrift von einem christlichen Professor. Itzig war der spätere Oberälteste der jüdischen Gemeinde Berlins. 1802 wurde sie von dem Berliner Rabbiner Solomon Herschell, späterer aschkenasischer Oberrabbiner der englischen Jüd*innen, nach London gebracht. Hier fand sie Eingang in die Bibliothek des 1852 gegründeten orthodoxen Rabbinerseminars »Jews College«. Fast 150 Jahre später, im Jahr 1999, musste das Jews College das wertvolle Stück bei Christie’s in New York versteigern.

Aschkenasim

Aschkenasim ist die Bezeichnung für Jüd*innen und deren Nachkommen in und aus West- und Osteuropa.
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Konservierung im Depot

Seither befindet es sich in unserer Sammlung, wo es als eines der kostbarsten Objekte in einem eigens angepassten, säurefreien Karton im klimatisierten Depot aufbewahrt wird. Gerne würden wir diesen Schatz dauerhaft unseren Besucher*innen zeigen. Allerdings ist das auf Pergament geschriebene Buch sehr klimaempfindlich und die Tinte könnte während der Ausstellungszeit ausbleichen. Daher können wir das Sefer Sinai – so wie viele andere unserer lichtempfindlichen Objekte – immer nur für einen kurzen Zeitraum ausstellen, damit es auch für künftige Generationen erhalten bleibt.

Titel Sefer Sinai
Autoren Abraham ben Baruch (Rothenburg); Me'îr Ben-Barûkh (Rothenburg); Dueren, Isaac Ben Meir
Sammlungsgebiet Bibliothek
Ort und Datierung Deutschland 1391
Material Handschrift, Tinte auf Pergament, 263 Bl.
Maße 37,3 x 29,5 x 8 cm

Daniel Itzig (1723–1799)

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Solomon Herschell (1761–1842)

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