„Das ist mein Objekt“

Objekttag Berlin: Liora Jaffe

„Zeigen Sie uns Ihre Geschichte!“ – dieser Einladung folgen seit 2017 Jüdinnen*Juden, die uns für das Projekt Objekttage ihre Migrations­geschichte erzählen.

Eine junge Frau mit langem Haar hält einen bestickten Wandteppich in Händen

Liora Jaffe, geboren 1991 in San Diego, Kalifornien, USA.
Seit 2013 in Deutschland.
Studentin in Hamburg.
Jüdisches Museum Berlin, Foto: Stephan Pramme

Das ist ein Erbstück, bestickt von meiner Urgroßmutter. Meine Urgroßmutter hat diesen Wandbehang meiner Großmutter vermacht. Als meine Großmutter starb, habe ich ihn bekommen, denn nun bin ich die einzige in meiner Familie, die Deutsch spricht. Das ist mein Objekt. „Gutes Gericht – frohes Gesicht“ – außer mir versteht niemand in der Familie, was das heißen soll. Das ist so „tugendhaft“, so deutsch. Jede Generation meiner Familie ist in einem anderen Land geboren. Meine Urgroßmutter wurde im heutigen Litauen geboren, im Memelgebiet, wo Deutsch gesprochen wurde. Sie ist Ende der 1920er Jahre nach Südafrika ausgewandert, da war meine Großmutter sechs Monate alt. Meine Mutter ist in Südafrika geboren, dann in die USA gegangen, dort bin ich geboren. Meine Urgroßmutter sprach Deutsch, Russisch, Englisch, Jiddisch und auch ein bisschen Litauisch. Aber Deutsch war ihr am nächsten, deshalb hat sie ihre Handarbeiten immer Deutsch bestickt. Ich habe zwar keinen deutschen Pass, aber ich wohne in Berlin. Ich habe einen deutschen Ehemann, ich fühle mich hier zuhause.

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