![Sechs Videostills einer mit verschiedenen Schleiern verhüllten Frau.](/sites/default/files/styles/media_w1920/public/media/images/cherchez-gueres-undressing-videostill-keyvisual.jpg?itok=4WHtWDcb)
Cherchez la femme
Perücke, Burka, Ordenstracht
Schlagzeilen und Bademode, Kopftücher und Demonstrationen, Modenschauen und Papstaudienzen: In der Ausstellung ging es darum, wie viel Religiosität säkulare Gesellschaften vertragen. Noch in den 1950/60er-Jahren trugen Stilikonen wie Grace Kelly das Kopftuch als modisches Accessoire. Heute bedecken Frauen vor allem in religiösen Zusammenhängen ihre Haare. Diese Traditionen reichen zurück bis in die Antike, als Status und Mode bestimmten, welche Frauen sich verhüllten. Noch immer gilt das Haar vielen Kulturen als zu intim, um es öffentlich zu zeigen.
Ausstellung bereits beendet
![Übersichtsplan mit allen Gebäuden, die zum Jüdischen Museum Berlin gehören. Der Libeskind-Bau ist grün markiert](/sites/default/files/styles/media_w364/public/media/images/map_liebskindbau_2x.png?itok=qOktJvR1)
Wo
Libeskind-Bau EG, Eric F. Ross Galerie
Lindenstraße 9–14, 10969 Berlin
Cherchez la femme - ARTE-Trailer zur Ausstellung; ARTE GEIE - Auszug aus Rendez-Vous Kultur
Heute finden Frauen in Judentum und Islam neue Wege, um ihre religiösen Traditionen mit einem modernen Lebensstil zu verbinden. Konflikte in männlich geprägten Gesellschaften bleiben nicht aus, die Grenzen des Akzeptablen sind stets neu zu verhandeln.
Die Ausstellung Cherchez la femme zeigte eine Auswahl assoziativer Positionen zur Verhüllung von Kopf und Körper. Dabei trafen traditionelle Vorstellungen auf aktuelle Mode, Religion auf säkulare Gesellschaften.
Wie beschreiben diejenigen, die im Eifer der Debatte gern überhört werden, selbst ihre Situation? Ob regelkonformer Islam oder Kulturmusliminnen, Religion als Privatsache oder Kopftuch als Zeichen kultureller Selbstbestimmung – Frauenstimmen aller Richtungen kamen in der Schau zu Wort. Ergänzend stellten wir Arbeiten jüdischer und muslimischer Künstlerinnen aus, die sich mit der Dynamik zwischen Tradition und Teilhabe an der Gesellschaft und ihren aktuellen Diskursen individuell auseinandersetzen.
![Vier Videostills einer mit verschiedenen Schleiern verhüllten Frau](/sites/default/files/styles/large/public/media/images/cherchez-gueres-undressing-video-still-contentimage.jpg?itok=5tVoRIUh)
Undressing/Soyunma von Nilbar Güreş, 2006; courtesy of the artist and Rampa Istanbul, Foto: Nicole Tintera. Mit ihrer Videoperformance Undressing reflektiert Nilbar Güreş (geb. 1977) die Lage in Österreich, wo die muslimische Trägerin des Kopftuchs oft auf die Rolle einer stummen Marionette ihres Glaubens reduziert und ent-personalisiert wird. Während Güreş Schleier um Schleier ablegt, murmelt sie die Namen der Frauen ihrer Familie.
![Vier Videostills einer mit verschiedenen Schleiern verhüllten Frau](/sites/default/files/styles/media_lightbox/public/media/images/cherchez-gueres-undressing-video-still-contentimage.jpg?itok=118FWXjj)
Undressing/Soyunma von Nilbar Güreş, 2006; courtesy of the artist and Rampa Istanbul, Foto: Nicole Tintera. Mit ihrer Videoperformance Undressing reflektiert Nilbar Güreş (geb. 1977) die Lage in Österreich, wo die muslimische Trägerin des Kopftuchs oft auf die Rolle einer stummen Marionette ihres Glaubens reduziert und ent-personalisiert wird. Während Güreş Schleier um Schleier ablegt, murmelt sie die Namen der Frauen ihrer Familie.
Einblicke in die Ausstellung in Bildern
![Blick in die Ausstellung Cherchez la femme](/sites/default/files/styles/media_lightbox/public/media/images/cherchez-la-femme-raumansicht_galleryimage12.jpg?itok=hR3y7R5p)
Der Rundgang durch die Ausstellung begann mit der Video-Installation Blicke, in deren Zentrum die Skulptur Chelgis I der im Iran geborenen Künstlerin Mandana Moghaddam stand; Jüdisches Museum Berlin, Foto: Yves Sucksdorff.
![Lebensgroße Skulptur mit bodenlangen Haaren](/sites/default/files/styles/media_lightbox/public/media/images/cherchez-moghaddam-chelgis-galleryimage.jpg?itok=kKysxeCo)
Die im Iran geborene Künstlerin Mandana Moghaddam (geb. 1962) stellt mit Chelgis I die kaum zu bändigende Kraft dar, die von langem, dunklem Haar ausgeht, einem Schönheitsideal in arabischen Ländern. In Anspielung auf das persische Märchen von dem gefangenen Mädchen mit 40 geflochtenen Zöpfen, ist die Figur über und über mit Haar bedeckt. Das Haar symbolisiert ihre Schönheit, doch ihre Identität bleibt hinter diesem Schleier aus Haaren verborgen.
Chelgis I von Mandana Moghaddam, 2002; courtesy of the artist, Foto: Hossein Sehatlu
![Fotografie einer Frau, die zwei Perücken trägt, eine davon bedeckt ihr Gesicht](/sites/default/files/styles/media_lightbox/public/media/images/cherchez-shteynshleyger-covered-galleryimage.jpg?itok=t6UyYvz_)
Das Selbstporträt Covered von Anna Shteynshleyger (geb. 1977) ist Teil der Serie City of Destiny, benannt nach der orthodoxen Gemeinde, in der Anna Shteynshleyger einige Jahre mit ihrer Familie lebte. Shteynshleyger trägt ihre beiden Perücken, von denen eine ihr Gesicht bedeckt.
Covered von Anna Shteynshleyger, 2009; courtesy of the artist
![Blick in einen Ausstellungsraum mit weiblichen Porträts an einer Wand, einem Kleid in einer Vitrine und dem Foto einer Frau mit zwei Perücken an einer anderen Wand](/sites/default/files/styles/media_lightbox/public/media/images/cherchez-la-femme-raumansicht_galleryimage.jpg?itok=6nGclD-W)
Die Ausstellung zeigte Arbeiten aus dem Umfeld des religiösen Feminismus, die sich mit der Rolle der Frau im traditionellen Judentum auseinandersetzen. Unter anderem war hier Das Kleid der Ehebrecherin von Andi LaVine Arnovitz zu sehen (mehr über das Kunstwerk in einem Artikel auf unserem Blog). Die Künstlerin sprach am 9. Mai bei uns im Museum mit Amy K. Milligan, Professorin für Jewish Studies und Women’s Studies an der Old Dominion University in Norfolk, Virginia, über Frauen und Sexualität im Judentum (zum Audio-Mitschnitt der Veranstaltung).
Jüdisches Museum Berlin, Foto: Yves Sucksdorff
![Zwei Frauen mit Kopfbedeckung (von hinten)](/sites/default/files/styles/media_lightbox/public/media/images/cherchez-leora-laor-wanderland-galleryimage.jpg?itok=j7itR6Uc)
Leora Laor (geb. 1952) dokumentiert mit ihrer Serie Wanderland das Leben in Jerusalems ultra-orthodoxen Viertel Mea Schearim. Fotografie #128 zeigt zwei ins Gespräch vertiefte Frauen mit Spitzel, einer Kopfbedeckung, wie sie sehr fromme Frauen tragen.
Wanderland #128 von Leora Laor, 2001; Jüdisches Museum Berlin
![Kopftuch tragende Frauen in einem Kirchenschiff](/sites/default/files/styles/media_lightbox/public/media/images/cherchez-mihailova-russisch-orthodoxer-gottesdienst-galleryimage.jpg?itok=Pimeikf7)
Marija Mihailova (geb. 1988) dokumentiert den religiösen Alltag deutscher Minderheiten. In der Berliner russisch-orthodoxen Kirche bedecken sich Frauen nach dem Ritus der Ostkirchen den Kopf, ein Brauch der im Katholischen und Protestantischen weitestgehend aufgegeben wurde.
Russisch orthodoxer Gottesdienst in Berlin, Fotografie von Marija Mihailova, 2014; courtesy of the artist
![Schokolade in Form einer verhüllten Frau in einem weißen Rahmen](/sites/default/files/styles/media_lightbox/public/media/images/cherchez-asmani-shirin-galleryimage.jpg?itok=GZPh-PLt)
In seiner Arbeit Shirin (farsi: süß) spielt Rozbeh Asmani (geb. 1983) auf die der Verschleierung innewohnende Spannung an: Sie verbirgt die weiblichen Reize und lässt die Frau zugleich geheimnisvoll erscheinen und regt damit die Fantasie des Betrachters an.
Shirin von Rozbeh Asmani, 2009, Schokolade, 4C-Druck auf Aluminium; courtesy of the artist and Galerie Werner Klein, Köln
![Blick in die Ausstellung Cherchez la femme](/sites/default/files/styles/media_lightbox/public/media/images/cherchez-la-femme-raumansicht_galleryimage9.jpg?itok=Gq23aV8W)
Kopf- und Körperbedeckungen stehen oft im Verdacht, Zeichen eines fehlenden Integrationswillens zu sein. Religiöse Kleidung kann als Provokation verstanden werden und manchmal heftige Reaktionen auslösen. Besucher*innen der Ausstellung wurden unter anderem mit der Frage konfrontiert, wie viel sichtbare Religiosität säkulare Gesellschaften heute vertragen; Jüdisches Museum Berlin, Foto: Yves Sucksdorff.
Ausstellungsimpressum
Kuratorinnen: Miriam Goldmann und Naomi Lubrich
Gestaltung: büroberlin – Architektur und Ausstellungsplanung
Medienpartner
![Logo: Wall AG](/sites/default/files/media/images/wall_2023_logo_blau.jpg)
![Logo: arte](/sites/default/files/media/images/arte_logo_foerderer.jpg)
Informationen zur Ausstellung im Überblick
- Wann 31. Mär bis 27. Aug 2017
- Wo Libeskind-Bau EG, Eric F. Ross Galerie
Lindenstraße 9-14, 10969 Berlin
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