Veröffentlicht von am 28. Juli 2018 2 Kommentare

»Alles um Liebe«

Sexuelle Vielfalt in der Sammlung des Jüdischen Museums

Am 28. Juli findet zum 40. Mal der Christopher Street Day auf Berlins Straßen statt. Wie jedes Jahr wird es bei der Demonstration um die Rechte von Schwulen und Lesben, Bisexuellen und Transgendern gehen, diesmal unter dem Motto Mein Körper – meine Identität – mein Leben! (zu den diesjährigen Forderungen des CSD). Und wie immer geht es auch darum, sexuelle Vielfalt öffentlich zu leben und zu feiern.

In der Sammlung des Jüdischen Museums sind Menschen, die sich heutzutage möglicherweise als LGBTI* identifizieren würden, leider wenig sichtbar. Im Schlagwortkatalog der Museumsdatenbank findet sich zwar der Begriff »Homosexualität«, er ist aber kaum vergeben.

Zwei Frauen, die sich küssen

Felice Schragenheim und Elisabeth Wust beim Ausflug an der Havel, nur Stunden vor Schragenheims Verhaftung, Berlin, 21. August 1944; Jüdisches Museum Berlin, Schenkung von Elisabeth Wust

Die meisten diesbezüglichen Treffer beziehen sich auf die Sammlung zu Felice Schragenheim (1922–1945) und Elisabeth (Lilly) Wust (1913–2006). Ihre Geschichte erlangte Bekanntheit durch das Buch Aimée & Jaguar von Erica Fischer (1994) und Berühmtheit durch den gleichnamigen Spielfilm, der 1999 in den Kinos lief.

Die überlieferten Fotografien und Dokumente belegen die lesbische Liebesbeziehung der beiden, darunter zahlreiche Liebesbriefe, einige davon mit dem Kussmund von Felice verziert. Einzigartig sind die zwei »Eheverträge«, die die beiden Frauen im Juni 1943 miteinander schlossen. Die 21-jährige Felice verfasste den ihren in Form eines Dekalogs mit zehn Versprechen: »Ich werde dich immer lieben«, lautet die erste Zeile.  weiterlesen